Grüße ringsum und überall hin wo gelesen wird was ich schreibe,
da steht nun Vorstellen irgendwo in der Forenbeschreibung, dabei glaube ich eigentlich gar nicht, dass sonderlich interessant ist, wer ich so bin. Eher was ich hier verloren habe. Aber weil man es so macht, mache ich es also auch und verkünde, weiblich bin ich, 34 bin ich und lebe im fantastischen Odinswald. Ich meine natürlich Odenwald. Verzeihung.
Hier bin ich auch geboren und aufgewachsen in einer in zweiter Generation latent christlich evangelischen Familie. Meint, meine Eltern waren schon eher pro forma und nur auf dem Papier Kirchenmitglieder, meine Großeltern gläubige Christen und insbesondere die Mutter meines Vaters hat sich auch redlich Mühe gegeben, aus mir einen zu machen. Hat nicht so richtig gut funktioniert. Spannender Weise war für mich nie unklar, ob es Gott gibt. Das war für mich vollkommen selbstverständlich. Aber genau so selbstverständlich war sehr bald - also vor dem zehnten Lebensjahr war es in jedem Fall - für mich, dass ihr Gott für mich nicht zuständig is. Netter Kerl, die Kirchen sind echt schön, aber ich bin vom andern Verein. Meinem Empfinden nach kam der Gott meiner Großmutter damit auch bestens zurecht - sie weniger. Schon meiner Großmutter zu Liebe und weil ich klein war, blieb ich aus purer Gewohnheit weiter offiziell evangelische Christin. Das ging halbwegs gut bis zur Konfirmation und da auch noch, bis ich im Zuge des Rituals in der Kirche vor dem Pfarrer auf die Knie gehn sollte und schlagartig war klar - nope. Das... funktioniert so nicht. Aber ganz und gar nicht. Seit diesem Moment gibt es bei mir auch kategorisch kein "Höflichkeitsbeten" mehr. Man kennt das... wenn man auf christlichen Veranstaltungen in eine Gruppen-Gebet-Situation gerät und die Erwartung die ist, dass, wenn du schon nicht wirklich betest, du doch bitte zumindest weitmöglichst so tust als ob. Nope.
Ganz genau weiß ich es nicht mehr, aber ich muss maximal eine Woche nach meiner Konfirmation aus der Kirche ausgetreten sein. Fluchtartig.
Was dann kam fühlte sich organisch im Sinne von natürlich bis selbstverständlich an. Sehr naturverbunden war ich schon immer und irgendeine Wertehierarchie zwischen verschiedenen Formen von Leben war für mich auch immer schon eindeutiger Humbug. Daraus ergab sich ein Wertegefüge in meinem Kopf, das ich viele Jahre später nach und nach stückchenweise wiedergefunden habe und am Ende hatte es einen Namen: Heidentum.
Das passierte für mich alles völlig automatisch. Zwischen dem, was sich richtig anfühlte und dem, was sich falsch anfühlte entstand ein Pfad, da bin ich lang und - tada. Hier bin ich.
Tatsächlich habe ich mich in den Jahren immer mal wieder geärgert darüber, dass da kein sozialer Raum ist um mein Weltenverständnis auch zu leben, mit andren zu teilen. Dabei habe ich einen durchaus tollen Freundeskreis der sehr offen und teils auch ähnlich tickt. Aber es ist nicht dasselbe. Irgendetwas fehlt.
Alljährlich wenn´s auf Ende April zugeht treibt es mich um, werde ich unruhig. Warum mir ausgerechnet DAS so in den Knochen steckt, weiß ich nicht. Die anderen Festivitäten nehme ich auch wahr und durchlebe sie irgendwie bewusst aber nichts knabbert so sehr an mir wie Beltaine. Das rüttelt mich regelrecht durch und es macht mich irre. Sicher, man geht dann schon mal zu irgendwelchen Veranstaltungen.. Maifeuer, bla... es ist nicht dasselbe.
Aber dennoch habe ich mich fern gehalten, bin nicht mal ernsthaft auf die Idee gekommen wirklich nach Gruppen oder Anschluss zu recherchieren, sicher auch weil ich mit der Zeit viele in meinen Augen sehr schräge, verspuhlte oder für mich persönlich einfach viel zu esotherisch abgehobene Leute getroffen habe, die sich vollbrüstig Heiden schimpften. Diese Skepsis ist auch immer noch da und sie sitzt tief. Denn - böses Juju, me know - zwischen Heiden im Glauben und Spinnern zu unterscheiden finde ich persönlich echt schwierig manches Mal.
Wobei ich da klar abgrenzen möchte: Respekt und Achtung bringe ich grundsätzlich jedem Glauben entgegen, der niemandem schadet. Gar keine Frage.
Meine Skepsis richtet sich da eher gegen Menschen, die da meines Erachtens gar nicht so recht im Glauben zugange sind sondern viel mehr in einer Art killerprojektiven Halbpsychose, die einfach bequemer ist als die Realität. Ob mit Glaube oder ohne.
Klingt wirr - willkommen in meinem Kopf
Jedenfalls... hoffe ich und wünsch ich mir, zumindest einen Teil dieser Skepsis ersetzen zu können durch die Erfahrung, dass ich eben doch nicht allein auf der Welt bin mit der Realität nebst Untertitel wie ich sie wahrnehme.
Daher freu ich mich auf unerwartete Begegnungen mit Ansage
Frühnebel
Nur mal kurz schnuppern
Willkommen. Ich habe jedes Wort deiner Vorstellung genossen und auch verstanden. Seltsam, wie sich manche Gescichten doch ähneln...
[font='Comic Sans MS, sans-serif']Erst wenn die Drachen wieder frei fliegen, ist mein Tun in dieser Welt beendet. Dann kehre ich Heim zu dir,um die Fäden des Wyrd neu zu spinnen.[/font]
- Markus Nicklas
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- Registriert: 31.12.2012, 15:49
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***Feier***
[quote='Frühnebel','index.php?page=Thread&postID=144438#post144438']in einer Art killerprojektiven Halbpsychose, die einfach bequemer ist als die Realität. Ob mit Glaube oder ohne.[/quote]
"Ironie ist systembestätigend."
Christoph Schlingensief
Christoph Schlingensief
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- Heidan Frihals
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Was für eine tolle Vorstellung! Irrerweise konnte ich Dir jederzeit folgen (sagt das jetzt was über Dich oder mich aus?).
Auch wenn ich hier nicht zum "Stammpersonal" gehöre, möchte ich Dich herzlich willkommen heißen und mitteilen, dass ich mich auf weitere Beiträge freue.
Tsja, die Latte hängt jetzt hoch.
Auch wenn ich hier nicht zum "Stammpersonal" gehöre, möchte ich Dich herzlich willkommen heißen und mitteilen, dass ich mich auf weitere Beiträge freue.
Tsja, die Latte hängt jetzt hoch.
Naht in Ehrfurcht, naht in Andacht,
Und was unhold, bleibe ferne;
Unsre Zeugen sind die Götter,
Stummer Wald und stille Sterne.
Und was unhold, bleibe ferne;
Unsre Zeugen sind die Götter,
Stummer Wald und stille Sterne.