Sterben und Tod

Diskussionen rund um das Thema Götter und Heidentum
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Aethelstan1984
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Sterben und Tod

Beitrag von Aethelstan1984 »

Dieses Jahr sind die Themen Sterben und Tod in meiner Wahrnehmung näher herangerückt als es sonst der Fall ist. Deshalb würde mich interessieren: Was sind eure Vorstellungen von einer Existenz nach dem Tod?
Heil Baldur, Heil Siegvaters Sohn,
der die Schöpfung wird leiten, wenn Wotan fällt
Heil dem Lichtbringer,
der noch rasten muss hinter Hels Pforten.
Rudi
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von Rudi »

Schwierig!
Also, Angst habe ich eher vor der Zeit vor dem Tod. Habe zwar schriftlich fixiert was vorher mit mir zu machen
ist (oder besser NICHT zu machen ist, aber man weiß ja nie...).
Und nach dem Tod: bin doch Heide - da hab ich doch gute Karten!
1.) Vllt komme ich nach Walhall - mnja, also so ganz glaub ich das nicht. 2.) zu Ran - muß nicht; Ertrinken soll kein schöner Tod sein. 3.) zu Hel - kann garnicht sooo schlimm sein, schließlich wäre ich in Baldrs Nähe.
4.) zu Freya nach Folkwang - jepp, das wärs!!! Nette Gesellschaft, angenehmer Ort...
Also unterm Strich keine wirkliche Sorge, was "danach" kommt.
Meinen Platz, wo ich langsam wieder in die Natur aufgehen kann hab ich schon (bin Grab Nr. 10 unter Baum Nr. 2) und so kann ich in aller Gemütsruhe abwarten was kommt! Darf gern noch 50 Jahre dauern - aber wenn nicht, dann nicht...
Mensch, Andreas, son Thema kurz vor Jul, wo die Götter alles wieder von Neuem anfangen lassen!
Gruß,
Rudi
Freya und Sahsnot, helft uns den alten Glauben zu bewahren
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Aethelstan1984
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von Aethelstan1984 »

Gerade deshalb, lieber Rudi. Der Tod kann ja auch ein Neuanfang sein. Vielen Dank für deine ausführliche Antwort :-)
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Heimdall
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von Heimdall »

Gerade heute habe ich Sven geschrieben, um Klarheit in dieser Materie zu gewinnen. Gimle gibt es ja auch noch, wobei anscheinend die für Tyr Gefallenen dorthin kommen (?), nach Snorri ein schöner Ort. Nach Naströnd will keiner, das ist eh klar. Es gibt auch die Vorstellung, dass der Tote in seinem Grabhügel wohnt und dort sein Dasein fristet, dabei Hunger, Durst, Kälte und Hitze trotzen muss. Ich habe auch von Wiedergeburt gelesen (Wiederzeugung im Totenreich)...
Aber was erzählen wir den Hinterbliebenen, die Trost brauchen und eine Gewissheit erwarten?
Da stecke ich noch in den Anfängen und würde mich freuen, mehr von Euch zu hören....
Tjoralf Andreason
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von Tjoralf Andreason »

Ich finde, ein passendes Thema für die Jultide, vereint das Fest für mich den Todes-und Lebensaspekt wunderbar zusammen.

Also, für mich gibt es die Vorstellung, dass ich nach dieser Welt zusammen mit allen Vorfahren an einem Ort verweile und weiterhin auf die Geschicke und Wege meiner Nachkommen eingreifen kann.

Am ehesten wird es wohl Helheim werden, da ich kein kriegerischer Mensch bin, eher so die Kategorie Hobbit. Wenngleich für mich Helheim ein eher neutraler Ort ist, ruhig und gediegen. Da mir die Entität Holle/Frija/Frigg sehr nah ist, schon von berufswegen her, gefällt mir das Bild, wie es das Holle-Märchen abzeichnet, doch schon sehr gut für den Rest der Weltenzeit.

Meine Frau erzählte mir mal, dass sie vor einiger Zeit, noch bevor wir uns kannten, träumte, dass sie starb und an einem großen Brunnen erwachte, an dem sie die Ankunft ihrer Kinder erwartete und auf ihre Vorfahren traf. Jedoch sah sie selbst in dem Traum anders aus als in ihrer jetzigen Gestalt.
Liebe Grüße aus der märkischen Heide :mrgreen:
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Aethelstan1984
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von Aethelstan1984 »

Heimdall hat geschrieben: 18.12.2020, 02:25 Gerade heute habe ich Sven geschrieben, um Klarheit in dieser Materie zu gewinnen. Gimle gibt es ja auch noch, wobei anscheinend die für Tyr Gefallenen dorthin kommen (?), nach Snorri ein schöner Ort. Nach Naströnd will keiner, das ist eh klar. Es gibt auch die Vorstellung, dass der Tote in seinem Grabhügel wohnt und dort sein Dasein fristet, dabei Hunger, Durst, Kälte und Hitze trotzen muss. Ich habe auch von Wiedergeburt gelesen (Wiederzeugung im Totenreich)...
Aber was erzählen wir den Hinterbliebenen, die Trost brauchen und eine Gewissheit erwarten?
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Es ist genau deine letzte Frage, die mich auch umtreibt. Im Christentum würde man das wohl die Seelsorge nennen.
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Heidan Frihals
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von Heidan Frihals »

Ein interessantes Thema, dass mich grundsätzlich beschäftigt. Eigentlich bin ich entspannt beim Gedanken an meinen Tod. Die Art und Weise des Sterbens, bzw. die Zeit davor, wie es Rudi oben bereits schrieb, lässt einen aber natürlich schon sehr hoffen, dass es schnell und ohne viel Leid geschehen wird. Der Tod anderer Menschen ist da gedanklich mit mehr Schmerz verbunden. Gerade, wenn man an seine Kinder denkt.

Als Ort, der mich nach meinem Tod erwartet, sehe ich Helheim. Und da ich als Kind immer die Vorstellung hatte, dass man nach seinem Tod in der eigenen Fantasie weiterlebt und ich mir ja nun Helheim vorstelle, sind meine Chancen darauf ja gar nicht so schlecht. :wink: Ich habe in meinem Blog auch mal etwas zu diesem Thema geschrieben. Wer mag, kann ja mal reinlesen: https://heidan-frihals.de/der-tod/. Als meine Eltern diesen Text gelesen haben, waren sie danach erleichtert und fast schon etwas glücklich. Wenn Angehörige/Hinterbliebene sagen können, dass die geliebte Person da ist, wo sie gerne sein wollte, ist das ja auch ein Trost.
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Blumenfee
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von Blumenfee »

Mein Beerdigungstext soll sein:
Psalm 139 Vers 5 „Von allen Seiten umgibst Du mich und hältst Deine Hand über mir."

Am Ende soll folgende Sufi-Geschichte verlesen werden:
Vor Beginn der Schöpfung waren alle Seelen bei dem Großen Einen. Und Er zeigte ihnen die Wunder der Welt, die er schaffen wollte, und die Hälfte der Seelen zog los, um in dieser Welt um ihrer Schönheit willen zu leben. Dann zeigte ER den Restlichen die Schrecken und Unglücke, die in dieser neuen Welt geschehen würden, und die Hälfte der bei IHM verbliebenen Seelen zog los, um diese Schrecken zu verhindern und die Unglücke abzuwenden. Dann zeigte ER den Verbliebenen die Herrlichkeit des Himmels mit seinem Paradies, und die Hälfte der noch anwesenden Seelen machte sich auf den Weg, um sich den Himmel zu erwerben. Zuletzt zeigte ER die Gräßlichkeit der Hölle. Da machte sich wiederum die Hälfte der noch Anwesenden auf in ein Leben mit dem Ziel, der Hölle zu entgehen.
Jetzt waren nur noch wenige Seelen übrig. Verwundert fragte das Große Wesen: Warum seid ihr noch hier? Ihr wollt weder das Leben, noch den Tod, weder den Himmel, noch die Hölle, was wollt ihr? Und alle antworteten: Wir wollen bei DIR sein!

Und da bin ich dann.

Gruß
Blumenfee
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von [+] »

Ich halte es da mit der historisch weniger falschen Darstellung: Nach dem Tod ist man im Wesentlichen tot, die Vorstellung vom Walhalla überlasse ich getrost den Snorristen und sonstigen verkappten Christen ... ;)

Ich hielte es auch für verfehlt, sich die Zeit „nach dem Tod“ als eine lohnenswerte vorzustellen. Das macht das eigene Leben doch nur zu einer unnötigen Last auf dem Weg dorthin. Stattdessen empfehle ich so zu leben, dass nach dem Tod niemand behaupten könnte, man hätte nicht das Beste daraus gemacht.
Nur ein Narr betet erst den Leichnam an.
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Heidan Frihals
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von Heidan Frihals »

Sich etwas Schönes für die Zeit nach dem Tod vorzustellen, macht den Weg dorthin doch nicht schlechter. Mag ja sein, dass manch einer das überhöht aber für mich ist das einfach eine schöne Vorstellung, die auch etwas Gelassenheit mit sich bringt. Von Met-Gelagen in Walhalla spreche ich da jetzt allerdings auch nicht. Zumal ich Met überhaupt nicht mag. :wink:
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Heimdall
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von Heimdall »

[quote="[+]" post_id=149697 time=1608288115 user_id=8742]

"Nach dem Tod ist man im Wesentlichen tot"

Das ist der Spruch des Tages! :lol:
Im Wesentlichen natürlich richtig und grundsätzlich sollte man so leben, dass sich das Leben vor dem Tod lohnt. Deine Antwort war jetzt erfrischend aufrüttelnd, danke.

Grüße

Heimdall :mrgreen:
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Aethelstan1984
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von Aethelstan1984 »

[+] hat geschrieben: 18.12.2020, 11:41 Ich halte es da mit der historisch weniger falschen Darstellung: Nach dem Tod ist man im Wesentlichen tot, die Vorstellung vom Walhalla überlasse ich getrost den Snorristen und sonstigen verkappten Christen ... ;)
Wobei mich schon interessieren würden was eine historisch richtige oder falsche Vorstellung vom Tod ist? Wenn man nicht eben an eine Wiedergeburt oder eine leibliche Auferstehung glaubt, dann ist auch historisch noch niemand wieder lebendig geworden. Oder meinst du damit, dass es in der heidnisch-germanischen Geschichte keine Jenseitsvorstellungen gab? Das könnte man ziemlich leicht widerlegen.
Ich sehe auch erstmal keinen Widerspruch darin "diesseitsbezogen" zu leben und trotzdem davon auszugehen, dass nach dem Tode noch etwas folgt. Es geht ja nicht darum sich irgendwelche Schätze im Himmel anzusammeln, für die man dann im Jenseits belohnt wird.
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Blumenfee
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von Blumenfee »

[+] hat geschrieben: 18.12.2020, 11:41 Ich halte es da mit der historisch weniger falschen Darstellung: Nach dem Tod ist man im Wesentlichen tot, die Vorstellung vom Walhalla überlasse ich getrost den Snorristen und sonstigen verkappten Christen ... ;)

Und was ist mit den (vorchristlichen) Ägyptern, den antiken Griechen, . . . ?
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von [+] »

Die Griechen waren schon weit, der Tod galt bei (u.a.) Epikur als „das Nicht-Sein“. Bei den Ägyptern magst du Recht haben. ;)
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Blumenfee
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von Blumenfee »

[+] hat geschrieben: 18.12.2020, 17:27 Die Griechen waren schon weit, der Tod galt bei (u.a.) Epikur als „das Nicht-Sein“.

Bei den Griechen war es offensichtlich wie bei den Römern: "Es gibt die Religion der Dichter, die Religion der Philosophen und die Religion des Volkes" (Marcus Terentius Varro). Das, was wir heutzutage "Religion" nennen, ist wohl das, was Varro die "Religion des Volkes" nannte.

BTW - aus diesem Missverständnis entstanden auch die irrigen Vorstellungen über die römische Religion, die der damaligen Unterhaltungsliteratur entstammen.

Gruß
Blumenfee
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