Wie offen lebt ihr euren Glauben?

Diskussionen rund um heidnische Kultpraxis und Heidentum im Alltag
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Aethelstan1984
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Re: Wie offen lebt ihr euren Glauben?

Beitrag von Aethelstan1984 »

Tjoralf Andreason hat geschrieben: 04.07.2020, 20:18 Moin,

Ich selbst trage keinerlei heidnischen Zierrat auf Arbeit, ein bis zwei Kollegen wissen um meine Weltsicht, innerhalb der Familie und Freunde wissen es so gut wie alle.

Zum Thema der Theologie und Heidentum habe ich selbst die Ansicht, dass der abrahamitische Gott eben auch ein Gott von vielen ist und somit seine Berechtigung auch im heidnischen Kontext hat. Welchen Stellenwert man ihn dann als Heide in seinem eigenen Leben zugesteht ist eine andere Sache. Mein Kollege hat mich mal gefragt, an welche Götter ich glaube und ich sagte: an alle. Aber verehren tu ich nur eine persönliche Auswahl. Die anderen sehe ich einfach nicht als zuständig für mein Leben an.
Das ist natürlich auch eine Alternative, wenn man den abrahamitischen Gott nicht ganz aufgeben will. Ich selbst stehe ihm mittlerweile sehr kritisch gegenüber. Über meine Beweggründe der Konversion vom Christen zum Heiden habe ich einen kleinen Bericht geschrieben, der hoffentlich in der nächsten Herdfeuer publiziert wird.
Heil Baldur, Heil Siegvaters Sohn,
der die Schöpfung wird leiten, wenn Wotan fällt
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Heimdall
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Re: Wie offen lebt ihr euren Glauben?

Beitrag von Heimdall »

Tjoralf Andreason hat geschrieben: 04.07.2020, 20:18 Moin,

Ich selbst trage keinerlei heidnischen Zierrat auf Arbeit, ein bis zwei Kollegen wissen um meine Weltsicht, innerhalb der Familie und Freunde wissen es so gut wie alle.

Zum Thema der Theologie und Heidentum habe ich selbst die Ansicht, dass der abrahamitische Gott eben auch ein Gott von vielen ist und somit seine Berechtigung auch im heidnischen Kontext hat. Welchen Stellenwert man ihn dann als Heide in seinem eigenen Leben zugesteht ist eine andere Sache. Mein Kollege hat mich mal gefragt, an welche Götter ich glaube und ich sagte: an alle. Aber verehren tu ich nur eine persönliche Auswahl. Die anderen sehe ich einfach nicht als zuständig für mein Leben an.
Hallo Tjoralf,
das ist eine weise Haltung.
Grüße Heimdall
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Markus Nicklas
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Re: Wie offen lebt ihr euren Glauben?

Beitrag von Markus Nicklas »

Aethelstan1984 hat geschrieben: 04.07.2020, 22:12
Tjoralf Andreason hat geschrieben: 04.07.2020, 20:18 Moin,

Ich selbst trage keinerlei heidnischen Zierrat auf Arbeit, ein bis zwei Kollegen wissen um meine Weltsicht, innerhalb der Familie und Freunde wissen es so gut wie alle.

Zum Thema der Theologie und Heidentum habe ich selbst die Ansicht, dass der abrahamitische Gott eben auch ein Gott von vielen ist und somit seine Berechtigung auch im heidnischen Kontext hat. Welchen Stellenwert man ihn dann als Heide in seinem eigenen Leben zugesteht ist eine andere Sache. Mein Kollege hat mich mal gefragt, an welche Götter ich glaube und ich sagte: an alle. Aber verehren tu ich nur eine persönliche Auswahl. Die anderen sehe ich einfach nicht als zuständig für mein Leben an.
Das ist natürlich auch eine Alternative, wenn man den abrahamitischen Gott nicht ganz aufgeben will. Ich selbst stehe ihm mittlerweile sehr kritisch gegenüber. Über meine Beweggründe der Konversion vom Christen zum Heiden habe ich einen kleinen Bericht geschrieben, der hoffentlich in der nächsten Herdfeuer publiziert wird.
"der hoffentlich in der nächsten Herdfeuer publiziert wird" !!! :)

so möge es geschehen. Und falls nicht, Deine Geduld strapaziert wird, dann bitte ich Dich, wenigstens "diesen Kanal" für Deine Bekundung zu nutzen. Danke fürs Lesen. :)
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Heimdall
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Re: Wie offen lebt ihr euren Glauben?

Beitrag von Heimdall »

Aethelstan1984 hat geschrieben: 04.07.2020, 22:12
Tjoralf Andreason hat geschrieben: 04.07.2020, 20:18 Moin,

Ich selbst trage keinerlei heidnischen Zierrat auf Arbeit, ein bis zwei Kollegen wissen um meine Weltsicht, innerhalb der Familie und Freunde wissen es so gut wie alle.

Zum Thema der Theologie und Heidentum habe ich selbst die Ansicht, dass der abrahamitische Gott eben auch ein Gott von vielen ist und somit seine Berechtigung auch im heidnischen Kontext hat. Welchen Stellenwert man ihn dann als Heide in seinem eigenen Leben zugesteht ist eine andere Sache. Mein Kollege hat mich mal gefragt, an welche Götter ich glaube und ich sagte: an alle. Aber verehren tu ich nur eine persönliche Auswahl. Die anderen sehe ich einfach nicht als zuständig für mein Leben an.
Das ist natürlich auch eine Alternative, wenn man den abrahamitischen Gott nicht ganz aufgeben will. Ich selbst stehe ihm mittlerweile sehr kritisch gegenüber. Über meine Beweggründe der Konversion vom Christen zum Heiden habe ich einen kleinen Bericht geschrieben, der hoffentlich in der nächsten Herdfeuer publiziert wird.
Das hoffe ich auch, da bin ich schon gespannt! :D
Hludana
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Re: Wie offen lebt ihr euren Glauben?

Beitrag von Hludana »

Spannendes Thema.
Ich selbst gehe damit mittlerweile sehr offen um - bestimmt würden einige es sogar als zu offen bezeichnen.
Ich lebe in einer sehr christlichen Gegend (Protestanten und Katholiken halten sich hier etwa die Wage, machen insgesamt aber sicherlich weit über 80% der Bevölkerung aus).
Ich arbeite im öffentlichen Dienst mit Kundenverkehr (wenn nicht gerade Corona wütet) und bin als "weltliche" Rednerin selbstständig.

Mit Kollegen bin ich sehr offen im Gespräch, immer wieder. Ich habe aber auch das Glück in einem sehr offenem und interessiertem Team zu arbeiten. Es kommen immer wieder Fragen zu meinem Lebensstil und Glaubensinhalten woraus dann auch tatsächlich sehr interessante Gespräche folgen.
Im Dorf selbst habe ich hart am Ruf der verschobenen Dorfhexe gearbeitet und so langsam sieht man Ergebnisse 😅 natürlich möchte ich nicht, dass keine Kinder dadurch ausgegrenzt werden, bisher scheint das aber nicht der Fall zu sein (oder wäre zumindest ohne oder mit anderem Glauben nicht anders).

Ich möchte und gehe damit gerne offen um. Der Glaube ist nicht etwas, was ich getrennt von meiner Persönlichkeit betrachten kann. Würde ich diesen Teil verschweigen, würde ich vieles von mir selbst leugnen. Ich bin nicht unbedingt eine dezente Person, zwar auch kein Egozentriker, aber ich weigere mich definitiv mich zu verstecken. Wofür auch?
Bei meinem letzten Partner und während meiner ersten Ehe musste ich meinen Glauben zu meiner eigenen Sicherheit leugnen und geheim halten. Fast 8 Jahre lang. Ich bin nicht mehr dazu bereit, falsche Kompromisse einzugehen. Wieder dazu stehen zu können war nach meiner Trennung ein unglaublich gutes Gefühl. Wahrscheinlich hat sich dadurch eben mein Umgang damit ergeben.
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Aethelstan1984
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Re: Wie offen lebt ihr euren Glauben?

Beitrag von Aethelstan1984 »

Hludana hat geschrieben: 17.07.2020, 21:44 Der Glaube ist nicht etwas, was ich getrennt von meiner Persönlichkeit betrachten kann. Würde ich diesen Teil verschweigen, würde ich vieles von mir selbst leugnen.
Diese Einsicht finde ich total wichtig. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute auch sehr gerne zuhören, wenn man über den eigenen Glauben spricht. Dazu gehört aber natürlich Mut, gerade weil er etwas sehr persönliches ist. Tut mir sehr leid zu lesen, dass du ihn so lange verstecken musstest.
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Blumenfee
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Re: Wie offen lebt ihr euren Glauben?

Beitrag von Blumenfee »

In "modernen" wissenschaftsorientierten Kreisen wird man auch schief angesehen, wenn man sich als Christin outet.
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Aethelstan1984
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Re: Wie offen lebt ihr euren Glauben?

Beitrag von Aethelstan1984 »

Blumenfee hat geschrieben: 19.07.2020, 12:59 In "modernen" wissenschaftsorientierten Kreisen wird man auch schief angesehen, wenn man sich als Christin outet.
Ich glaube, dass sich das mittlerweile etwas entschärft hat. Immer mehr anerkannte Naturwissenschaftler sprechen offen über ihren Glauben. Das ist erfreulich, denn desto mehr es tun, umso einfacher wird es für andere. Deshalb sage ich: Auch wir Heidinnen und Heiden profitieren davon, wenn andere Religionen in der Öffentlichkeit zur Sprache kommen.
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volker
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Re: Wie offen lebt ihr euren Glauben?

Beitrag von volker »

Ich lebe das ganz offen aber ich gehe damit nicht hausieren.
In der Familie wissen das alle, aber die sind eh daran interessiert oder zumindest weltoffen was sowas angeht.
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Verdandi42
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Re: Wie offen lebt ihr euren Glauben?

Beitrag von Verdandi42 »

Hallo,
mir geht es ähnlich wie Breonna, ich trage einen zierlichen Thorhammer, und zwar immer und das seit vielen Jahren. Darauf angesprochen werde ich nur sehr selten und noch nie im negativen Sinn.
Gruß
Petra
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Markus Nicklas
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Re: Wie offen lebt ihr euren Glauben?

Beitrag von Markus Nicklas »

Aktuell trage ich eine Muttergöttin an einer Silberkette um den Hals. Meine Nachbarn wissen, dass ich mich aktiv mit den Ursprüngen meiner Ahnen befasse. Sie wissen, auf welche Weise, wie und wo ich das tue. Ich pflege intensiven Austausch mit sogen. Indigenen und Wissenschaftlern aus vielen Ländern.
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Erlkonig
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Re: Wie offen lebt ihr euren Glauben?

Beitrag von Erlkonig »

Hallo zusammen!

Ich bin erstaunt über den Platz der Religion in Ihrem täglichen Leben in Deutschland. In Frankreich, die Leut reden nicht mehr darüber, außer der "politischen Frage des Islam".
Ich trage einen zierlichen Thorhammer auch bei der Arbeit, niemand weißt was das ist. In meiner Familie, ich bin sehr diskret. Ich habe kein heidnisch Freud IRL und mein Glaube ist hauptsächlich digital ...

Bis bald!
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Aethelstan1984
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Re: Wie offen lebt ihr euren Glauben?

Beitrag von Aethelstan1984 »

Frankreich steht ja auch, ganz im Gegensatz zu Deutschland, in einer laizistischen Tradition und Religion wird dort exklusiv in den privaten Bereich verschoben. In Deutschland ist das grundlegend anders. Menschen können offener über ihren Glauben sprechen, weil sie ihn als Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens wahrnehmen. Außerdem haben sie, zum Beispiel im Religionsunterricht, gelernt ihre Glaubensvorstellungen zu kommunizieren und in einen Bezug zu anderen Glaubensvorstellungen zu setzen.

Ich bin ein Jahr lang in Lyon zur Schule gegangen und war überrascht, wie wenig meine Mitschüler über das Thema Religion wissen und wie schwer es ihnen fiel eigene Glaubensaussagen zu treffen.
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Erlkonig
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Re: Wie offen lebt ihr euren Glauben?

Beitrag von Erlkonig »

Sie haben Recht! Es ist einfach sich mit seinem Glauben allein zu fühlen in Frankreich!
Shaores
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Registriert: 15.11.2019, 11:53

Re: Wie offen lebt ihr euren Glauben?

Beitrag von Shaores »

Ich kann die ursprüngliche Frage nach einem Patentrezept für Erklärungen gut nachvollziehen.
Ich halte mich für recht unverfälscht, lebe auch offen mit den Spuren ( sichtbare Narben) meiner psychisch anstrengenden Phasen des Erwachsenwerdens und habe aus meiner Zeit des aus der christlichen Vorprägung ausbrechen wollens ein Tatoo mit Vorlage aus der Goetia / kleinen Schlüssel Salomos auf der Schulter und trage heute, je nach Befinden Hammer, Baum, Steine, oder diese netten mit Runen verzierten Anhänger mit Vegvisir und Aegishjalmur ( oder wie man das richtig schreibt) an der Kette um den Hals. Auch gerne getragen ist der Rabe, aber da ich mit Nachnahmen Rabe heisse wirft das auch keine Fragen auf.
Ich bin Hausmeisterin im öffentlichen Dienst und hatte bisher keinerlei Nachteile durch getragenen Schmuck, oder den - zugegeben an der Oberfläche gehaltenen- Gesprächen, die sich manchmal ergeben haben. Geschwitzt habe ich trotzdem jedes Mal, aus Angst verrückt rüber zu kommen.

Ich bin ich dank Unsicherheit, bzw Angst vor Fehlern kein guter Redner , schon gar nicht spontan und habe, wenn ich lese / höre, mit welchen, manchmal wenigen klaren Worten und wie viel Hintergrundwissen sich der Eine, oder Andere positioniert beinahe das Gefühl ein " schlechterer Heide" zu sein, oder spinnert rüber zu kommen mit meinem " Glauben aus dem Bauchgefühl".
Mit dem Wissen im Hinterkopf, dass die eigene Aussage jetzt nicht nur das Bild über einen selbst bei der fragenden Person prägt, sondern eben auch eventuell das Bild über " die Heiden" allgemein gerate ich doch ins Stottern.
Interessanter Weise werde ich zu meinem Leidwesen weniger über eventuell getragene Symbolik befragt, sondern oft über das Tatoo auf meiner Schulter, dass das Siegel von Malphas zeigt.
Wenn man den Namen in eine beliebige Suchmaschine wirft wird man vielleicht die Augenbraue heben und sich fragen wollen, wie jemand der an ein Konzept glaubt, dass keine christliche Hölle vorsieht eine Figur / Wesenheit da plausibel einbindet, die quasi unter Satan arbeitet.
Ganz ehrlich, mit frisch 18 hätte ich das super erklären können, aber rund 15 Jahre später halte ich das nicht für ein gutes Gespräch für 5 Minuten in der Kaffeeküche, oder einer Zigarette auf der Baustelle...und schäme mich dann manchmal, dass ich es mir habe überhaupt stechen lassen.
Da liegt es für mich zu meine Schande nahe etwas von " Jugendsünde" zu faseln, damit es kein wirres Gesamtbild gibt. Auch wenn es sich nach etwas wenig Rückrad anfühlt.

Hat euch schon einmal eine spontane Seitenfrage völlig aus dem Konzept gebracht, bzw eiskalt erwischt? Wie geht ihr mit Fragen um, deren Beantwortung für das aktuelle Gespräch zu ausufernd, oder persönlich wären?
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