Reinkarnation in Europa

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Olaf
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Reinkarnation in Europa

Beitrag von Olaf »

„Die Deutschen lieben den Dalai Lama und der Dalai Lama liebt die Deutschen“, so kommentierte eine Tageszeitung den letzen Besuch des höchsten spirituellen
Lehrer des tibetischen Buddhismus.

Diese Sympathie mit einem religiösen Würdenträger ist besonders dann ungewöhnlich für die breite Öffentlichkeit, wenn der „Erleuchtete“ die Wiedergeburt und damit eine
Weltanschauung verkörpert die nicht in das agnostische und politische Weltbild passt. Die ablehnende Haltung hat nicht nur mit einem monotheistischen
Ressentiment zu tun, denn bei einer allgemein anerkannten und ausreichend geistigen Durchdringung, würde dieses Wissen eine gesellschaftliche und persönliche
Veränderung bewirken, die nicht gewünscht ist.

Wenn sich dennoch ein Wissenschaftler mit diesem Thema beschäftigt, wird er in Fachkreisen als Scharlatan abgestempelt. Ablehnung und Zweifel an den Forschungsmethoden werden ihn sein Leben lang begleiten. Einer der dennoch diesen Weg gegangen war, ist Ian Stevenson , der als Professor (Research) für Psychiatrie an der „University of Virginia“ lehrt.

Der Washington-Post-Redakteur Tom Shroder hatte Stevenson nach Indien und in den Libanon begleitet, um sich von dessen Forschungsmethoden zu überzeugen. Dabei stieß er zusammen mit Stevenson auf Fälle, wie den eines 25jährigen drusischen Mädchens, das sich an ein Leben als Frau erinnerte, welche Monate vor der Geburt des Mädchens gestorben war. Im Alter von zwei Jahren kannte sie 13 Namen von Verwandten der Frau und konnte Teile der Grabrede wiedergeben. Shroders Kommentar: “Der
einzige Weg, um das, was uns die Menschen erzählten, auf ‚normalem‘ Wege zu erklären, wäre die Annahme einer massiven und weitreichenden Verschwörung.
Entweder bewusster Betrug oder eine Art unbewusste Verständigungs-Koordination unter Menschen aus verschiedenen Familien und Kommunen, ohne ersichtliche
Motive und Mittel, einen solchen Betrug zu steuern.”



1960 veröffentlichte Stevenson in der Zeitschrift Journal of the American Society for Psychical Research zwei Artikel über Kinder, die sich an frühere Leben erinnerten.
Doch erst 1974 trat er mit seinem Buch „Twenty Cases Suggestive of Reinkarnation“ (deutscher Titel: Reinkarnation – der Mensch im Wandel von Tod und Wiedergeburt – 20 überzeugende und wissenschaftlich bewiesene Fälle, Freiburg 1978 an die Öffentlichkeit. 1987 erschien sein zweites Buch mit dem Titel „Children who remember previous
lives“ (deutscher Titel: Wiedergeburt – Kinder erinnern sich an frühere Leben, Grafing 1989).


Seit dem hat Dr. Ian Stevenson mehr als 3.000 Reinkarnationsfälle untersucht. Ein besonders beeindruckender Fall ist der von eineiigen Zwillingen aus Sri Lanka. Obwohl sie
genetisch identisch waren, wiesen sie eindeutige Unterschiede in Verhalten und Aussehen auf.



Einer der beiden begann, von einem früheren Leben als singhalesischer Aufständischer zu erzählen und sagte, er sei von der Polizei im April 1971 erschossen worden. Seine Familie lachte ihn aus, also hielt er den Mund und nichts, was er vorher gesagt hatte, konnte bestätigt werden. Der ältere Zwilling sprach ausführlich über ein Leben als
Schulkind. Er machte verschiedene spezifische Angaben, die eindeutig zutrafen. Er sagte, er habe in einem Ort Namens Balapitiya gelebt und sei mit dem Zug in
eine andere Stadt Namens Ambalangoda gefahren. Er verglich den Wohlstand seiner “beiden” Familien. Er bezog sich namentlich auf eine Tante, die für ihn ein
Chili-Gericht gekocht hatte. Das vielleicht Erstaunlichste war, dass der Junge beim Treffen der beiden Familien auf eine Wand deutete, auf der wie sich später
herausstellte – der Name des verstorbenen Jungen stand, an dessen Leben er sich erinnerte. Er sagte, er habe seinen Namen in den Zement geschrieben, als dieser
noch nass war. Keiner der Familien-angehörigen des verstorbenen Jungen hatte dies vorher gewusst. Das Erstaunliche an diesen Aufzeichnungen ist, dass diese
Erinnerungen an das vergangene Leben nicht allein auf außersinnliche Wahrnehmung zurückzuführen war.


„…Diese Geburtsmale, die wir finden, sind nicht wie andere Geburtsmale. Gewöhnliche Geburtsmale, die jeder hat, weisen eine erhöhte Pigmentierung auf und sind normalerweise eben. Die Geburtsmahle, für die wir uns aber in solchen Fällen interessieren, können zwar eine erhöhte Pigmentierung aufweisen, sind aber für gewöhnlich narbenhaft, erhaben bzw. versunken und viel größer als das durchschnittliche, einfache Geburtsmal. ….. Und diese Geburtsmale entsprechen den Wunden der früheren Persönlichkeit? Ja. Wir konnten in mehr als 40 Fällen durch Obduktionsberichte eine Bestätigung über die Lage
der Wunden finden……“ (New York Times vom 26. September 1999)


Trotz des umfangreichen Materials wurden seine Untersuchungen und Ergebnisse als Interpretationsfehler gewertet, wie gern behauptet wird, immer wieder da auftaucht, wenn man in einem sogenannten okkulten Umfeld wissenschaftlich arbeitet. Aus diesem Grund bemühte sich Ian Stevenson um Erfahrungsberichte aus Europa. Zwei Jahre vor seinen Tod, er verstarb nach längerer Krankheit am 8. Februar 2007, erschien ein gleichlautendes Buch im Aquamarin Verlag.


In dieser Dokumentation werden verschiedene Fälle von Reinkarnation in Europa geschildert und er widerspricht damit, dass sich Wiedergeburten allein im religiösen, tibetanischen Umfeld konzentrieren.


Im folgenden ungekürzten Bericht beschreibt der Autor die unterschiedlichen Reaktion der mittelbar und unmittelbar betroffenen Personen. Beim aufmerksamen lesen erkennt man warum Aussagen über Reinkarnation in Europa nicht so zahlreich ausfallen,denn die fehlende naturreligiöse Erfahrung ist die Ursache, dass es den ihnen schwer fällt dieses Thema richtig einzuordnen.

Herzliche Grüße
Olaf
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Zitat:


Ian Stevenson

Reinkarnation in Europa. Erfahrungsberichte, Seite 131-138 (David Llewelyn)



„….Die Hauptperson dieses Falles machte niemals irgendeine Aussage, in der sie behauptete, sich an ein
früheres Leben zu erinnern. Stattdessen zeigte sie ein ungewöhnliches
Verhalten, das keinem Einfluss aus ihrem Umfeld zuzuschreiben war, und ein
Wissen über jüdische Gebräuche, das sie nicht auf normalem Wege erworben zu
haben schien. Darüber hinaus litt sie sehr unter Alpträumen und Phobien, die zu
ihrem ungewöhnlichen Verhalten passten.


Zusammenfassung des Falles und seiner Untersuchung

David Llewelyn wurde am 1. September
1970 in Chester (England)geboren. Seine offiziellen Eltern waren Jeffrey
Llewelyn und seine Frau Susan. In Wirklichkeit war Davids Vater ein anderer
Mann, Solomon Rosenberg, mit dem Susan Llewelyn eine Affäre hatte, die etwa
zwei Jahre dauerte. Es war ihr gelungen, die tatsächliche
Vaterschaft vor ihrem Mann zu
verheimlichen, obwohl sie dachte, dass er zuweilen Zweifel an Davids
Ehelichkeit hatte. Später wurden Susan und Jeffrey Llewelyn geschieden.


Solomon Rosenberg war Jude und, wie Susan sagte, „seinem Glauben sehrtreu“. Er besuchte eine Synagoge und
war Stammgast in einem Laden in Chester, der auf jüdische Artikel spezialisiert
war. Susan war Waliserin. Solomon Rosenberg sah David nur wenige Male und bemerkte, dass
er Mitgliedern seiner Familie ähnlich sehe.


Als David erst wenige Jahre alt war, begann er in der Nacht in einem Zustand extremer Furcht zu erwachen;
er zitterte geradezu vor Angst. Dann legte er ungewöhnliche Verhaltensweisen an
den Tag, zum Beispiel schrieb und las er von rechts nach links. Er bewies eine
Kenntnis jüdischer Gebräuche, die er — dessen war sich seine Mutter sicher —
nicht auf normalem Wege erworben haben konnte. Er beschrieb Orte und
Ereignisse, die wie Erinnerungen an Konzentrationslager und die Tötung von
Juden im Holocaust der vierziger Jahre erschienen.



Während seiner ganzen Kindheit schien David über die Szenen sprechen zu wollen, die ihn quälten; doch
das Sprechen darüber gab ihm keine Erleichterung und nahm ihm nichts von der
Angst, die von dem ausging, was anscheinend seine Erinnerungen waren.


Wie ich in dem Bericht über den Fall von Catherine Wallis erwähnte, wurde ich im Sommer 1982 interviewt für
eine Sendung, die sich mit Reinkarnation befasste und von der British Broad casting
Corporation ausgestrahlt wurde. Susan hörte jene Sendung und bat die BBC um
meine Adresse Dann schrieb sie mir einen langen Brief (am 14. September 1982),
in dem sie Davids ungewöhnliches Verhalten schilderte und seine verblüffende
Kenntnis jüdischer Gebräuche Ich antwortete ihr und bat sie nach einigen weiteren
Details, welche mir Susan dann in einem Brief vom 20. November 1982 mitteilte. Susan
war einverstanden, für eine Sendung der BBC interviewt zu werden, und June
Knox-Mawer sprach mit ihr und David am 8. Februar 1983.


Diese Zeit erschien mir geeignet für eine Begegnung mit Susan und David, um sie selbst oder durch einen Kollegen — kennen zulernen.
Susan jedoch wollte nicht, dass wir David träfen. Das Interview für die
BBC-Sendung habe ihn sehr aufgeregt, und sie wollte nicht, dass er durch eine
weitere Diskussion seiner anscheinenden Erinnerungen an ein früheres Leben
beunruhigt würde. Bevor sie zu der BBC-Sendung gingen, hatte Susan ihrem Sohn
nicht erzählt, dass dort das Thema seiner Alpträume und Ängste besprochen
würde. Die mangelnde Vorbereitung auf die Punkte, die June Knox-Mawer ansprach
und ihm sogar in gewisser Hinsicht aufdrängte, steigerte vermutlich sein
Unbehagen bei dem Interview. Zehn Jahre später beschloss ich, Susan zu
schreiben und dachte mir dass David die anscheinenden Erinnerungen an das
frühere Leben inzwischen vergessen haben könnte und willens wäre, mich kennenzulernen.
Er und Susan waren bereit, mich zu treffen, obwohl er seine Erinnerungen nicht
vergessen hatte; tatsächlich hatte er auch in den Jahren seit unserem letzten
Kontakt weiterhin darüber gesprochen.


Am 16. Oktober 1998 konnte ich Susan und David schließlich in Chester treffen. Obwohl ich ein langes
Interview mit Susan hatte und ein kurzes Gespräch mit David, erfuhr ich nur ein
wichtiges Detail des Falles, das Susan und David nicht schon früher mitgeteilt hatten,
sei es in der Korrespondenz oder während des Interviews für die BBC-Sendung.


Susan hatte zwei Töchter. Ich hatte gehofft, eine oder beide könnten bereit sein, mich zu treffen und irgendwelche
Beobachtungen zu besprechen, die sie in Bezug auf Davids ungewöhnliches
Verhalten gemacht hatten. Susan jedoch sagte, dass eine ihrer Töchter nicht
einverstanden sei, irgendetwas zu sagen, und dass der Ehemann der anderen — die
selbst bereit gewesen sein könnte, mit mir zu sprechen — dagegen sei, dass sie
mich treffe.


Ich hatte auch gehofft, Solomon Rosenberg kennenzulernen und mit ihm zu sprechen. Insbesondere wünschte
ich zu erfahren, ob irgendein Mitglied seiner Familie im Holocaust umgekommen war.
Er lebte noch in Chester, und Susan wusste dies; aber er zeigte kein Interesse
an David und hatte niemals irgendwelche finanzielle Verantwortung für ihn
übernommen. Als ich Susan fragte, woher sie wisse, dass er „seinem Glauben sehr
treu“ war, erwähnte sie seine Gewohnheit, eine Kippa zu tragen und in seinem
Auto eine Thora mitzuführen,


Davids Alpträume

David beschrieb seine Alpträume als Szenen von großen dunklen Löchern, die tief waren; er fürchtete
sich, in eines hineinzufallen. Er konnte Leichen in dem Loch sehen. Er war
nicht sicher, ob er ein Junge (junges Kind) war, der auf die Körper in dem Loch
blickte. Es waren Menschen mit Gewehren da. Er konnte den Gestank von toten
Körpern riechen.


Manchmal kam David weinend zu seiner Mutter und beschrieb Lager, Gewehre und sterbende Menschen.

David hatte auch über einen ungewöhnlichen Geruch in seinem Zimmer geklagt. Bei einer Gelegenheit besuchten
er und Susan eine ihrer Tanten, die mit Gas kochte. (Susan hatte einen
Elektroherd, und ihr Haus hatte keinen Gasanschluss zum Heizen oder Kochen.)


David nahm den Geruch des Gases wahr und sagte, er sei „wie der Geruch nachts in meinem Zimmer; es wird
mich ersticken“.


Davids Wach-Bilder

Obwohl Alpträume der vorherrschende Rahmen von Davids bildhafter Vorstellung zu sein schienen,
erlebte er auch einige Wachbilder, die ihn beunruhigten. Einige dieser Visionen
erwähnte er gegenüber June Knox-Mawer in dem Interview für die BBC. Manche
dieser Bilder zeigten Menschen, „die umhergehen, wie Kriegsgefangene“. David
sagte, die Menschen lebten in Holzhütten. Als er Fragen von June Knox-Mawer
beantwortete, sprach David auch davon, den Menschen in seinen Bildern sei
bewusst, dass sie Gefangene waren, und er halte sie für Juden.


Weiter unten werde ich einige andere Bilder erwähnen, die David im Zusammenhang mit seiner allgemeinen Angst
vor Lagern beschrieb.


Davids ungewöhnliches Verhalten

In früher Kindheit schlief David nicht gern in einem kleinen Zimmer. Geradezu zwanghaft achtete er darauf,
dass die Tür zu seinem Zimmer offen blieb, und mit gleicher Zuverlässigkeit
schloss er das Fenster des Zimmers und zog die Vorhänge fest zu. Vor das Fenster
stellte er eine kleine Truhe.


Als David zu lesen und zu schreiben begann, las und schrieb er auch von rechts nach links. Nach einiger
Zeit lernte er, von links nach rechts zu lesen und zu schreiben, doch bis zum
Alter von elf Jahren fiel er beim Lesen und Schreiben gelegentlich in die
Richtung von rechts nach links zurück.


Wenn er zeichnete, zeichnete er immer auch einen Stern. Gleichzeitig scheint er eine Phobie vor Sternen
gehabt zu haben. Als er und seine Mutter einmal in einem Laden waren, begann er
plötzlich zu weinen und rannte hinaus. Susan lief ihm nach und fragte ihn, was
los sei. David antwortete: „Es ist die Halskette, die ich gesehen habe. Ich
fürchte mich davor.“ Susan fragte ihn, welche Halskette er meinte, und er
sagte: „Die mit dem Stern-Zeichen. Sie winkte mir zu.“ An der Halskette hing
ein Anhänger in Form eines Davidsstems. Susan versuchte ihm zu erklären, dass es
eine schöne Halskette war und sprach sogar davon, sie für ihn zu kaufen; aber
David lehnte dies ab. Er sprach noch einige Zeit danach über die Halskette und den
Stern daran. Er war damals etwa zwölf Jahre alt.


Außer seiner Vorbehalte gegen den Judenstern hatte David auch eine starke Abneigung gegen die Farbe Gelb.
Susan sagte, er habe einen „Hass“ auf die Farbe Gelb.


David hatte auch eine deutliche Angst vor Lagern. Als er sechs Jahre alt war, schlug Susan einmal
vor, dass sie die freien Wochen in einem Ferienlager verbringen könnten. David
wehrte sich heftig dagegen Susan erklärte, dass Menschen m solchen Lagern
schöne Ferien verbringen könnten. David entgegnete: „Nein. Da gibt es keine
Fröhlichkeit. Die Menschen werden eingesperrt und kalt, hungrig und verängstigt
Sie kommen nie wieder heraus“


David beschrieb Susan nie, was die Menschen im Lager trugen Er sagte, sie seien wie Skelette Sie seien
kahl und hatten kein Essen. Sie säßen herum und täten nichts. In dem Interview
für die BBC hingegen sagte David, dass die Menschen in den Lagern „gestreifte
Sachen“ trügen. Im Zusammenhang mit den Lagern sagte David häufig: „Ich mache
mir Sorgen um die anderen Menschen. Warum musste das geschehen? Warum musste
das passieren?“


Davids verblüffende Kenntnis jüdischer Gebräuche

Bereits als kleines Kind überraschte David seine Mutter mit der Frage, ob etwas von dem Essen, das sie
auftrug, Blut enthalte.


Als David etwa neun Jahre alt
war, besuchte er mit seinen Eltern eine andere Stadt, wo David ein Gebäude
bemerkte, das ein wenig wie eine Kirche aussah. David bemerkte: „Sie tragen
Kappen dort.“ Zur Überraschung seiner Mutter sagte ihr Mann, dass dieses Gebäude
eine Synagoge war David wollte gerne hineingehen Als er die Synagoge erkannte
und seine Bemerkung äußerte, war niemand zu sehen, der die Synagoge gerade
betrat oder verließ.


Davids Mangel an ausdrücklichen Aussagen über ein früheres Leben

Trotz der Lebhaftigkeit der Szenen, die er beschrieb, und der intensiven Emotionen, die mit seinen
Schilderungen einhergingen, sagte David niemals, dass er selbst in den Szenen
lebte, die er beschrieb. Er gab nicht einmal dann eine positive Antwort, als June
Knox-Mawer ihn (für die BBC-Sendung) direkt fragte, ob er in den Szenen, die er
schilderte, selbst anwesend zu sein scheine.



Die Haltung anderer Personen zu Davids ungewöhnlichem Verhalten

Susan unternahm keinen Versuch, Davids Aussagen und ungewöhnliches Verhalten zu unterdrücken. Vielmehr
versuchte sie, ihn zu trösten und ihm zu versichern, dass er nun in einer guten
Familie war und geborgen inmitten liebevoller Personen. Zugleich bat sie ihn,
die Szenen zu vergessen, die er anscheinend erinnerte. Dies hatte keine Wirkung
auf David, der verstört blieb. Seine ältere Schwester riet ihm auf ähnliche
Weise — gleichermaßen vergeblich. Auf die Frage, ob er außer seiner Mutter und
Schwester sonst jemanden von seinen anscheinenden Erinnerungen erzählte habe,
antwortete


David, dies habe er nicht getan, weil er sich zu sehr fürchte. Er hatte sich nicht einmal Jeffrey Llewelyn
anvertraut Auf die Frage, warum er mit Personen außerhalb seiner Familie nicht
über seine Bilder gesprochen habe, sagte David, er fürchte sich, dies zu tun.
Seine Familienangehörigen wurden ihn anschreien, wenn er versuchte, seine
Bilder zu beschreiben. (Das Schreien war offenbar ein Teil des Bemühens, ihn
daran zu hindern, über die Bilder zu reden und daran zu denken.) Susan
vermutete, dass David fürchtete, andere Menschen könnten ihn auslachen.


Die Exaktheit von Davids Beschreibung deutscher Konzentrationslager im Zweiten Weltkrieg

Davids Beschreibung von Lagern entspricht weitgehend der Anlage und den Gegebenheiten deutscher
Konzentrationslager, deren bekannteste — Treblinka (Notat 1979) und Auschwitz
(Freeman 1996, Frankl 1947, Kraus und Kulka 1966, Lengyel 1947, Nyissli 1993) —
in Polen eingerichtet waren. Es gab zahlreiche weitere Konzentrationslager von
gleicher Schrecklichkeit wie jene in Treblinka und Auschwitz (Donat 1963, Smith
1995). Die Opfer der Todeslager waren hauptsächlich Juden. Die Gefangenen konnten
aus diesen Lagern nicht entkommen; sie waren manchmal untätig und redeten
miteinander; viele hatten das Haar geschnitten oder sogar geschoren; viele
trugen gestreifte Uniformen; sie waren unterernährt bis zu schwerster
Auszehrung. Manchmal wurden Gruben ausgehoben und Gefangene wurden erschossen
und in die Gruben gestoßen, oder ihre Leichen wurden darin verbrannt; ein
durchdringender und übler Geruch von verbrennendem oder verwesendem
Menschenfleisch war fast immer gegenwärtig. (In Konzentrationslagern, in denen
Gefangene mit Gas [entweder Cyanwasserstoff oder Kohlenmonoxid aus
Auspuffgasen] getötet wurden, nahmen die Insassen die Gerüche dieser Gase
wahr.)


Das Kochgas von Davids Tante mag Erinnerungen an den Geruch von einem jener Gase ausgelöst haben.


In den Todeslagern des Holocaust wurden Kinder rasch für den Tod „selektiert“, wenn sie zum Arbeiten
ungeeignet waren, wenn sie also vierzehn Jahre oder jünger waren. In Treblinka
zum Beispiel wurden Kinder in eine Grube geworfen — manchmal bei lebendigem
Leibe —‚ wo sie von einem Feuer verzehrt wurden. Alternativ wurden sie in ein
„reguläres Massengrab“ geworfen (Donat 1979, S.37-38


Davids Gelegenheiten, Kenntnisse über jüdische Bräuche
und Informationen über Konzentrationslager auf normalem Wege zu erwerben


Susan war gewiss, dass David sein ungewöhnliches Verhalten in Bezug auf jüdische Bräuche und sein Wissen
über Konzentrationslager bereits zeigte, bevor er irgendwelche relevanten Informationen
aus dem Fernsehen mitbekommen haben konnte. Sie war auch sicher, dass nichts in
der Familie Diskutiertes sein Verhalten angeregt haben oder die Informationen
dazu geliefert haben konnte.


Später, als David fernsah, mochte er keine Sendungen über den Krieg sehen und bat bei entsprechenden
Ausstrahlungen, einen anderen Sender eingestellt zu bekommen.


Davids spätere Entwicklung


Im Unterschied zu den meisten Personen in Fällen, die in der frühen Kindheit beginnen, hielten sich Davids
Erinnerungen und besonders die starken Emotionen, die sie begleiteten, bis ins
Erwachsenenalter Als ich David im Jahre 1998 traf, war er achtundzwanzig Jahre
alt und machte gerade eine Ausbildung zum Krankenpfleger.


Susan teilte mir mit, dass er Angst und Wut zeigte, wenn er Deutsche im Fernsehen sah. Solche Emotionen hatte
er auch, wenn er Deutschen begegnete, zum Beispiel als er sie auf Korfu sah,
wohin Susan mit ihm gereist war


David teilte mir mit, dass er sich damals nur wenig an das frühere Leben erinnerte. (Er war inzwischen zu dem
Glauben gelangt, dass seine inneren Bilder aus einem früheren Leben stammten.)
Er erinnerte sich — hier zitiere ich aus meinen Notizen — „als kleiner Junge in
eine Grube befördert zu werden und nach oben, zum Rand der Grube zu blicken, wo
er einen anderen Jungen sah, der ihn anblickte. Er dachte, der andere Junge sei
ein Kamerad, der ihn retten könnte. Es waren noch andere Körper in der Grube.“
David sagte, diese Szene komme ihm manchmal in den Sinn, besonders wenn er
Deutsche in Filmen oder in Wirklichkeit sah. Er erinnerte sich auch an den
schrecklichen Gestank des Lagers und seine Angst vor dem Einschlafen.


David erzählte mir auch, dass er sich an Gelegenheiten erinnerte— dies musste in seiner Kindheit geschehen
sein—, als seine Mutter Solomon Rosenberg traf. Er empfand damals eine starke
Zuneigung zu Solomon Rosenberg und fühlte sich ihm irgendwie nahe, wie er es
gegenüber seinem offiziellen Vater Jeffry niemals empfand.


1998 erschien mir David ernst, aber nicht beunruhigt. In der Korrespondenz mit Susan im Jahre 2000
erfuhr ich von ihr, dass die Alpträume vom Leben in einem Konzentrationslager
David immer noch quälten. Er war auf die Idee gekommen, dass er davon frei
würde, wenn er nach Auschwitz führe. (In der Kindheit hatte er den Namen
Auschwitz nicht ausgesprochen, doch später hatte er auf normalem Wege über
dieses berüchtigtste Todeslager der Nazis erfahren.)


Kommentar

Selbst unter der Annahme, dass David in einem extrem frühen Alter auf normalem Wege von den
Konzentrationslagern erfahren hatte, in welchen in der ersten Hälfte der
vierziger Jahre Millionen von Juden und andere Personen getötet wurden, bliebe
immer noch die •intensive und anhaltende Wirkung zu erklären, die solches
Wissen auf ihn hatte. Ich glaube, dieser Fall ist durch Umgebungseinflüsse und
Vererbung nicht zu erklären. Selbst der leidenschaftlichste Genetiker würde
nicht behaupten, dass Gene die Gewohnheit übertragen, von rechts nach links zu
lesen und zu schreiben oder die Sorge, ob Speisen Blut enthielten oder die
Bilder von einem Konzentrationslager…..“


Ian Stevenson

Reinkarnation in Europa. Erfahrungsberichte, Seite 131-138

Verlag: Aquamarin; Auflage: 1 (15. September 2005)

ISBN-10: 3894273003

Weitere Werke:
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Reincarnation and Biology: A
Contribution to the Etiology of Birthmarks and Birth Defects. (2 Bände). 1997

------------------
Reinkarnation: Der Mensch im
Wandel von Tod und Wiedergeburt. 20 überzeugende und wissenschaftlich bewiesene
Fälle. Aurum im Kamphausen Verlag, 2003

ISBN 978-3899010190.
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TaJu7
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Beitrag von TaJu7 »

sauintressant ...danke
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krischan
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Beitrag von krischan »

In dem Zusammenhang ist auch der Artikel von Bil Linzie im Heidnischen Jahrbuch 2011 interessant : "Gab es einen germanischen Glauben an die Wiedergeburt?" (Edition Roter Drache ). Es werden die Quellen zur Religion bemüht. Im Ergebnis: Eher nein, was allerdings nur den Glauben in früheren Zeiten verdeutlicht.
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