Germanische Mythen im Harz? Der „Mythenweg“ von Thale

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Markus Nicklas
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Germanische Mythen im Harz? Der „Mythenweg“ von Thale

Beitrag von Markus Nicklas »

für die Möglichkeit der Veröffentlichung des Anhangs bedanke ich mich bei Westarp Science – Fachverlage.

Quellenangabe für den Anhang:
Egeler, Matthias: Germanische Mythen im Harz? Der "Mythenweg" von Thale. 48. Ergänzungslieferung 2016. In: Michael Klöcker & Udo Tworuschka (Hrsg.): Handbuch der Religionen. Kirchen und andere Glaubensgemeinschaften in Deutschland und im deutschsprachigen Raum [Handbook of Religions. Churches and other Religious Communities in Germany and German-speaking Countries]. Westarp Science – Fachverlage, Hohenwarsleben 2019.

Sehr fein wahrnehmend geht Herr Egeler auf die Gestaltung der Elemente ein. Ich kann mir das Grinsen über den "Sturm auf Island" auch nicht verkneifen. Dennoch beachte ich das Zustandekommen dieser, tja, Aneignung der isländischen Überlieferungen mit gemischten Gefühlen.

Zitat:
"Dass die Thalenser Stilisierung des Isländischen zum Germanischen, die exemplarisch für eine breite deutsche Tendenz in der Rezeption der literarischen Mythologie Islands steht, die historische „Wirklichkeit“ weit verfehlt, zeigt sich bereits an den Motiven, die der Mythenweg selbst verwendet. So dürfte etwa die Schilderung des Drachen Níðhöggr (Abb. 5, 17) in der isländischen Literatur nicht so sehr unverfälschte altgermanische Vorstellungen aus grauer Vorzeit widerspiegeln, als vielmehr durch unmittelbare christliche Einflüsse überprägt sein. Deutlich zeigt sich dies bereits im eddischen Gedicht Völuspá, das vielleicht noch in der spätheidnischen Zeit des 10./11. Jahrhunderts entstanden ist. Dieses Gedicht entwirft ein Gesamtpanorama der Geschichte der Welt von ihrer Schöpfung bis zu ihrem Untergang und der darauffolgenden Neuschöpfung. Dabei endet die Völuspá mit einer Strophe (Str. 66), in welcher sich Níðhöggr nach der Neuschöpfung der Welt ein letztes Mal erhebt und über den Himmel fliegt, um dann jedoch zu versinken. Dies erinnert so auffallend an den Auftritt des Drachen in der Apokalypse des Johannes (Kap. 12), dass man wohl zu Recht eine direkte Abhängigkeit dieses Details der Völuspá von dieser Bibelstelle vermutet hat."

Froh stimmt mich eben diese aufmerksame Betrachtung über das mögliche Zustandekommen von Motiven in der Edda, was schriftgläubige Heiden in Aufregung versetzen mag, anderen jedoch klar die Aufgabe vor Augen führen mag, dass diese Überlieferungen zwar ihren Wert haben, es jedoch sehr sinnvoll ist, durch eingehende vergleichende Studien, wie sie Eldar Heide veranschaulicht, aktuelle Perspektiven zu gewinnen.

Bleibt zu wünschen, dass es einem lustigen Autor einfällt die Ideen Matthias Egelers aufzunehmen und sie in ein angemessen freches Mysterienspiel über das Herumirren in germanischen Wäldern zu schreiben, wobei das Ende ein gigantisches Katapult, meinetwegen eine Reihe davon wäre, die bis Island reichen: Endstation Surtshellir: Keine Bäume! :)
Dateianhänge
HdR_Germanische-Mythen-im-Harz.pdf
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