Darum stehen Rechtsextreme so auf die Germanen

Das Forum für all das, was in die anderen Foren nicht hineinpasst.
Antworten
Benutzeravatar
Markus Nicklas
Beiträge: 1952
Registriert: 31.12.2012, 15:49
Kontaktdaten:

Darum stehen Rechtsextreme so auf die Germanen

Beitrag von Markus Nicklas »

:) Jüngst sind wieder Nazis mit Thorshammer verhaftet worden. Das begrüße ich. Der nachstehende Artikel ist Grund und Anlass, klar zu machen, weswegen die politische Betätigung unbedingt notwendig ist. Bitte, wer das nicht mag, der darf gerne sein Heidentum - welches auch immer - ganz privat für sich selbst zelebrieren und sich mit wer weiß was für Namen schmücken und darauf beharren, doch das hier ist öffentlicher Raum also per Definition politisch, und das ist gut so.

Die Frage also lautet, weswegen Du Dich vor Öffentlichkeit fürchtest, da Du doch im scheinbar sicheren Raum vor dem Bildschirm sitzt oder dies hier auf Deinem smartphone liest. Wenn das für Dich eine Störung bedeutet, dann frag doch bitte Dich selbst, warum das so ist. Ein Disput hier? Ist das Deine Wahl? Gut, dadurch betrittst Du mit Deiner Meinung die Öffentlichkeit und handelst veranwortlich, oder?

https://ze.tt/darum-stehen-rechtsextrem ... uKYzJ3-2fE
Benutzeravatar
Jelto
Beiträge: 24
Registriert: 16.02.2020, 04:53
Wohnort: Augsburg

Re: Darum stehen Rechtsextreme so auf die Germanen

Beitrag von Jelto »

naja, 10 minuten meines Lebens wieder einmal sinnlos verbracht. 😐

Gibts auch was, ohne Nazis?
Benutzeravatar
Markus Nicklas
Beiträge: 1952
Registriert: 31.12.2012, 15:49
Kontaktdaten:

Re: Darum stehen Rechtsextreme so auf die Germanen

Beitrag von Markus Nicklas »

Jelto hat geschrieben: 02.03.2020, 08:34 naja, 10 minuten meines Lebens wieder einmal sinnlos verbracht. 😐

Gibts auch was, ohne Nazis?
Massenweise gibt es "was ohne Nazis". Was denn, bittschön? :)
Benutzeravatar
Blumenfee
Beiträge: 839
Registriert: 01.03.2010, 18:47
Kontaktdaten:

Re: Darum stehen Rechtsextreme so auf die Germanen

Beitrag von Blumenfee »

Jelto hat geschrieben: 02.03.2020, 08:34 naja, 10 minuten meines Lebens wieder einmal sinnlos verbracht. 😐

Gibts auch was, ohne Nazis?
Ich habe gerade 30 Hornveilchen ausgepflanzt
https://www.youtube.com/watch?v=BEl9SZBY7A0
Benutzeravatar
Markus Nicklas
Beiträge: 1952
Registriert: 31.12.2012, 15:49
Kontaktdaten:

Re: Darum stehen Rechtsextreme so auf die Germanen

Beitrag von Markus Nicklas »

weitere Berichte Berichte von

https://archaeologik.blogspot.com/2020/ ... eologik%29

Zitat: " Germanen sind vor allem Mythos, aber gerade darum sollten sie auch mehr - kritische! - Beachtung finden. Die Archäologie hat den Begriff in jüngerer Zeit in ihren Fachpublikationen vermieden, was wissenschaftlich tatsächlich richtig und geboten ist. Da man aber zugleich in populären Darstellungen und dem Marketing vereinfachend und oft wohl immer noch unreflektiert sehr wohl von Germanen (und Kelten) spricht, wird damit den unwissenschaftlichen Deutungen Raum gegeben."


Ernüchtern der ausführliche Bericht einer Schülerin, die wiedergibt, wie wenig Zeit überhaupt für irgendeine Epoche vorhanden ist. Welche Methodenvermittlung also ist angeraten? Resignation und Verzeiflung zu äußern ist verständlich, doch wem hilft das weiter?
Auf welcher Grundlage vermittele ich eine skeptische Auffassung? Und wie unterschiede ich eine Bekundung von einem Argument? Oder gar von frustrierter Ohnmacht?
Benutzeravatar
Blumenfee
Beiträge: 839
Registriert: 01.03.2010, 18:47
Kontaktdaten:

Re: Darum stehen Rechtsextreme so auf die Germanen

Beitrag von Blumenfee »

Hallo Markus,
Markus Nicklas hat geschrieben: 05.03.2020, 08:05 weitere Berichte Berichte von

https://archaeologik.blogspot.com/2020/ ... eologik%29

Zitat: " Germanen sind vor allem Mythos, aber gerade darum sollten sie auch mehr - kritische! - Beachtung finden. Die Archäologie hat den Begriff in jüngerer Zeit in ihren Fachpublikationen vermieden, was wissenschaftlich tatsächlich richtig und geboten ist. Da man aber zugleich in populären Darstellungen und dem Marketing vereinfachend und oft wohl immer noch unreflektiert sehr wohl von Germanen (und Kelten) spricht, wird damit den unwissenschaftlichen Deutungen Raum gegeben."
Hier wird eine Meinung zum Fakt gemacht. Wenn man z. B. linguistische Analysen macht, kommt man an Begriffen wie Germanisch, Protogermanisch, Keltisch, usw. gar nicht vorbei, denn die ermittelten Sprachwurzeln werden so definiert.
Markus Nicklas hat geschrieben: 05.03.2020, 08:05 Ernüchtern der ausführliche Bericht einer Schülerin, die wiedergibt, wie wenig Zeit überhaupt für irgendeine Epoche vorhanden ist. Welche Methodenvermittlung also ist angeraten? Resignation und Verzeiflung zu äußern ist verständlich, doch wem hilft das weiter?
Auf welcher Grundlage vermittele ich eine skeptische Auffassung? Und wie unterschiede ich eine Bekundung von einem Argument? Oder gar von frustrierter Ohnmacht?
Hat die Dame keine Internet-Suchmaschine? Es ist einfach, immer Anderen, speziell den Schulen die Verantwortung für fehlende Informationen anzulasten, die man sich heutzutage leicht selbst beschaffen kann (so wie die Abiturientin, die sich neulich beschwerte, sie habe gelernt, wie ein Gedicht interpretiert wird, aber nicht, wie ein Mietvertrag aussehen soll).
Zu meiner Zeit gab es noch jedes Jahr 2 Wochenstunden Geschichtsunterricht. Das lief so ab: Am Schuljahrsbeginn fing der Lehrer am Anfang des Geschichtsbuchs an, bis er zu seinem Lieblingsthema in dieser Epoche kam. Das wurde dann bis zum Ende des Jahres behandelt. Der Rest war ein Informationsloch. Die so erworbenen regelmäßigen "Geschichtslöcher" musste ich selbst füllen, wenn es mich interessiert hat. Beschwert hat sich darüber niemand. Geschichte ist so ein riesiges Feld, das kann neben Deutsch, Mathematik, Fremdsprachen, Naturwissenschaften und musischen Fächern nicht erschöpfend in der Schule behandelt werden.

Gruß
Blumenfee
Benutzeravatar
Markus Nicklas
Beiträge: 1952
Registriert: 31.12.2012, 15:49
Kontaktdaten:

Re: Darum stehen Rechtsextreme so auf die Germanen

Beitrag von Markus Nicklas »

Blumenfee hat geschrieben: 05.03.2020, 13:09
Hier wird eine Meinung zum Fakt gemacht. Wenn man z. B. linguistische Analysen macht, kommt man an Begriffen wie Germanisch, Protogermanisch, Keltisch, usw. gar nicht vorbei, denn die ermittelten Sprachwurzeln werden so definiert.
Hallo Blumenfee!
Stiefmütterchen alle drin? :)

Ich nehme an, dass eine lange Gewohnheit der Begriffsverwendung durchaus ihre Ursachen hat, doch weswegen sowohl der Gewohnheit als auch deren Ursachen nicht skeptisch gegenüber stehen? :)

Und danke sehr für Deine Stellungnahme als ehemalige Lehrerin. Sich er sind die Recherchemöglichkeiten für Interessierte heute vielfältiger. Stellt sich mir die Frage, ob da nicht auf hohem Niveau gemeckert wird. Angesichts des fatalen Missbrauchs von Zeichen und Begriffen jedoch finde ich die Frage nach dem Begriff und der Identifikation damit dann wieder ausgesprochen hilfreich.

:)
Benutzeravatar
Blumenfee
Beiträge: 839
Registriert: 01.03.2010, 18:47
Kontaktdaten:

Re: Darum stehen Rechtsextreme so auf die Germanen

Beitrag von Blumenfee »

Markus Nicklas hat geschrieben: 05.03.2020, 14:34 Ich nehme an, dass eine lange Gewohnheit der Begriffsverwendung durchaus ihre Ursachen hat, doch weswegen sowohl der Gewohnheit als auch deren Ursachen nicht skeptisch gegenüber stehen?
"Germanisch" ist ein Kürzel für eine bestimmte Völkergruppe. Durch was willst du den Begriff ersetzen? Etwa so:

Alte Form: Der latinisierte Göttername "Mannus" leitet sich vom germanischen *manna-, *mannaz: 'Mann, Mensch, Menschheit' ab und erscheint auch in Völkernamen wie "Markomannen" und "Alamannen".

Neu: Der latinisierte Göttername "Mannuz" leitet sich von einer Sprache ab, die schwerpunktmäßig von rechtsrheinischen Völkern, nach der Zeitenwende aber auch in Gebieten links des Rheins gesprochen worden sein soll; die abgeleiteten Ausdrücke in dieser Sprache *manna-, *mannaz beziehen sich auf 'Mann, Mensch, Menschheit' ab und erscheint auch in Völkernamen wie "Markomannen" und "Alamannen".

Du bekommst aufgeblasene Formulierungen (wie z. T. bei der Genderisierung), die nichts Anderes aussagen- und das in der Enzyklopädie, an der ich gerade arbeite, 270 mal. Wenn man in einer Einleitung erklärt, was unter dem Begriff "Germanen" in der jeweiligen Abhandlung verstanden wird, macht die Zusammenfassung den Text lesbarer.

Übrigens ist die Behauptung über die Archäologen zumindest zu verkürzt. Archäologen haben schon immer unterschieden in Hinterlassenschaften der verschiedenen Völker. Gleichzeitig benutzen auch sie die Zusammenfassung "Germanen" als offiziellen Begriff, wenn die Funde diverser Völker zusammengefasst werden z.B. beim "Germanischen Gräberfeld von Schlotheim".

Dass Rechtsextreme die Germanen lieben, liegt nicht am Begriff, sondern daran, dass die Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts durchaus im heutigen Sinn "völkisch" gesinnt waren und das in ihren Darstellungen auch ausgedrückt haben, allen voran Grimm.
Zum Abschluss des Grimm-Abschnitts muss aber noch darauf hingewiesen werden, dass Jacob Grimm die nordische Mythologie benutzte, um eine bis dahin noch nicht bestehende deutsche Mythologie zu erschaffen, denn das war sein Anliegen. Grimm hat das nicht verheimlicht; der Übersetzer der englischen Ausgabe, James Steven Stallybrass, erwähnt es 1882 in seinem Vorwort, übersetzt: “Ich muss zugeben, dass der Autor eine deutsche Mythologie aufbauen wollte ...“. Da diese Vermischung keine wissenschaftliche Untermauerung hat, jedenfalls nicht nach heutigen Maßstäben, werden diese Aspekte heute weitgehend abgelehnt, eingeschlossen die Identifikation nordischer mit festländischen Gottheiten
Aus "Göttin Holle", neue Ausgabe

Aus Copyright-Gründen zitieren Internet-Artikel, auch Wikipedia, gern diese alten Quellen, ohne sich Gedanken darüber zu machen. Hier werden Vorstellungen transportiert, die überholt sein sollten, aber gerade Rechtsextreme ansprechen.

Gruß
Blumenfee
Benutzeravatar
Aethelstan1984
Beiträge: 317
Registriert: 16.09.2018, 07:39
Wohnort: Ruhrpott
Kontaktdaten:

Re: Darum stehen Rechtsextreme so auf die Germanen

Beitrag von Aethelstan1984 »

Aus dem Grund hatte ich damals ein Schülerlabor an der Ruhr-Universität Bochum angeboten, um mit Schülerinnen und Schülern aus literarischen und nichtliterarischen Quellen ein Bild von dem Glauben "der Wikinger" zu rekonstruieren. Das ist dann natürlich alles nur Stückwerk, vor allem, wenn mit "den Wikingern" der Fokus auf dem Frühmittelalter und den vielen Synkretismen dieser Zeit liegt. Aber 1. haben die SuS bereits eine mehr oder weniger begründete Vorstellung von den Wikingern und 2. bin ich ein Freund der didaktischen Reduktion, nach der es nicht darum gehen kann jedes Detail zu beleuchten, sondern einen Überblick zu schaffen. Das durchweg positive Feedback von Lernenden und Lehrenden hat mir da Recht gegeben. Auf jeden Fall kann ich mir sicher sein, dass keiner dieser Schüler mehr naiv auf die Konfrontation mit germanischen Mythen reagieren wird.
Heil Baldur, Heil Siegvaters Sohn,
der die Schöpfung wird leiten, wenn Wotan fällt
Heil dem Lichtbringer,
der noch rasten muss hinter Hels Pforten.
Antworten