Runen im "Alltagsgebrauch"

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Waldtochter
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Re: Runen im "Alltagsgebrauch"

Beitrag von Waldtochter »

Die Quellen zu Thurisaz sind recht eindeutig:

Altnorwegisches Runengedicht:
(Riese) verursacht der Frauen Qual,
fröhlich werden wenige vom Übel.

Altisländisches Runengedicht:
(Þurs/Riese) ist Qual der Frauen, Bewohner der Klippen,
Gatte [der Riesin]

Schwedisches Runengedicht:
Riese [ist] der Frauen Qual.

In weiteren Quellen wird Thurisaz als schadenbringende Rune bspw. für Flüche verwendet. Jeder kennt die Strophe des Skirnirlied:

Einen Thursen ritz ich
und der Rune drei:
Argheit und Unrast
und Irresein;
so ritz ich's ab,
wie ich's ritze ein,
wenn es dessen bedarf.

Auf asentr.eu habe ich gerade nachgeschaut (es hätte mich erstaunt, wenn Ingmar dort eine so fahrlässige Information gegeben hätte), aber auch dort sehe ich nur negative Eigenschaften:
Kampf (auch mit ungerechten Mitteln), Gewalt, Vergewaltigung (im übertragenen wie sexuellen Sinne, s. Deutung der Form als Phallus), Brechen von Widerständen, Machtausübung, Zwang (s. Skirnirsmal)
Ich wollte mich das letzte Mal nicht allzu offensiv dazu äußern, aber die Rune Thurisaz ist als Schutzrune die denkbar ungeeignetste; erst recht für ein Mädchen.
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Eetu
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Re: Runen im "Alltagsgebrauch"

Beitrag von Eetu »

Nebelkrähe hat geschrieben: 05.04.2017, 07:03 Da ich das nun gern entfernen möchte, hab ich mich gefragt, ob nicht die Othala Rune an diese Stelle ihren Platz finden könnte und evtl weitere passende
Ich habe die Othala (Natur, Konzentration, Freiheit) und die Dagaz (Tag und Lichtbringer, Schutzrune) an meiner Haustür. Aber die Deutung der Runen ist ja von Region zu Region immer etwas anders.
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Runa Rotfuchs
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Re: Runen im

Beitrag von Runa Rotfuchs »

Hallo,

ich bin neu im Forum und lese deshalb gerade kreuz und quer ein paar Themen durch... Beim Lesen dieses Threats habe ich mich gefragt, wie wichtig mir die historische Korektheit der Runenanwendung ist und bin mir da echt unsicher. Danke für diese Anregung. Darüber muss ich auf jeden Fall noch mal nachdenken.
Konkretes Beispiel für diese Überlegung ist die Geschichte mit Thurisaz. Aber im Grunde ist die Frage Schriftzeichen oder magisches Symbol ähnlich gelagert.
Notiz an mich selbst: Ist es wichtiger die korrekte Rune zu ritzen oder spielt das verwendete Symbol im Grunde eine untergeordnete Rolle und entscheidend ist die Intention und die eigene Verbindung zu Handlung, Gegenstand und Zeichen?

Wie seht ihr es. Um es auf die Spitze zu treiben: Was wäre segensreicher: Eine liebevoll angewandte Thurisaz oder eine unwillig und voller Groll gerizte Berkana?

Sichbare Runen (gerizt, gezeichnet, gelegt etc.) nutze ich in Ritualen aber nicht im Alltag. Einfach, weil ich nie das Bedürfnis hatte. Allerdings "singe" ich seit vielen Jahren manchmal das ältere Futhark in Gedanken zum Einschlafen. Wenn ich wegen Gedankenkreisen nicht einschlafen kann, hilft mir das. Ich atme absichtlich langsam und gleichmäßig und bei jedem Atemzug " singe" ich in Gedanken eine Rune und stelle sie mir bildlich vor. Dabei muss ich mich ziemlich konzentrieren und durchbreche dadurch die Gedankenkreise. Wahrscheinlich könnte ich auch von 1000 rückwärts zählen, aber das ist mir zu doof. Während ich mich mit den Runen wohl fühle.

herzliche Grüße von einer nachdenklichen Runa
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volker
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Re: Runen im

Beitrag von volker »

Tja Runa, meine unmaßgebliche (da in Runendingen selbst leider nicht sonderlich belesen) Meinung wäre einfach ausprobieren. Learning by doing.
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Heimdall
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Re: Runen im

Beitrag von Heimdall »

Runa Rotfuchs hat geschrieben: 06.02.2021, 00:16 Wie seht ihr es. Um es auf die Spitze zu treiben: Was wäre segensreicher: Eine liebevoll angewandte Thurisaz oder eine unwillig und voller Groll gerizte Berkana?

Die Runen haben eine magische Wirkung aus sich selbst heraus. Eine Thurisaz-Rune kann nicht "liebevoll" angewandt werden, da sie einen Fluch bewirkt und zwar einen sehr starken (s.o. Waldtochter). Damit zu experimentieren ist ganz und gar nicht ratsam, das kann gefährlich werden für die Person, gegen die man diese Rune anwendet und man kann sie ausschließlich gegen jemanden anwenden. Thurisaz kann niemals einen "Segen" bewirken, das Gegenteil ist der Fall. Genau wie Berkana immer Positives schafft, egal in welcher Gemütsverfassung sie geritzt wird.

Die meisten Runen bewirken Gutes, warum also eine ausgesprochene "Fluchrune" versuchen umzudrehen? Das kann nur schief gehen.

Grüße von Heimdall
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Waldtochter
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Re: Runen im

Beitrag von Waldtochter »

Stimme Heimdall voll und ganz zu. Es ist eines, wenn man drei anonyme Linien malt, weil man die Anordnung hübsch findet, und etwas ganz anderes Thurisaz zu ritzen und die Rune beim Namen kennt. Thurisaz bringt keinen Schutz, und ich habe mehr als einmal von Freunden gehört, die mit guter Intention die falsche Rune geritzt haben, vielleicht selbst nicht erwartet haben, dass es funktionieren könnte, und plötzlich die negativen Folgen beobachteten (Stichwort Kaunan).

Gänzlich verwerfen muss man auch die Aussagen mancher Runenbücher, eine umgedrehte Rune drehe auch ihre Wirkung herum. Das ist schlicht und ergreifend falsch und ein rein christlicher Ansatz (drehe das Kreuz um und es symbolisiert Satan). Gespiegelt, umgedreht, gerade: Eine Rune hat eine und nur diese eine Bedeutung, die maximal mit anderen Runen in einen anderen Kontext gestellt werden kann.

Wenn du die Runen in gesamter Folge abends singst, dann ist das etwas anderes. Das Futhark in Gesamtlänge hat Schutzwirkung; negative und positive Runen ergänzen einander und verursachen spirituelle Schwingungen, die man vielleicht mit den unterschiedlichen, aber harmonisierenden Tönen einer Klangschale vergleichen kann.
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Nebelwolf
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Re: Runen im

Beitrag von Nebelwolf »

Waldtochter hat geschrieben: 09.03.2023, 21:27 Gänzlich verwerfen muss man auch die Aussagen mancher Runenbücher, eine umgedrehte Rune drehe auch ihre Wirkung herum. Das ist schlicht und ergreifend falsch und ein rein christlicher Ansatz (drehe das Kreuz um und es symbolisiert Satan). Gespiegelt, umgedreht, gerade: Eine Rune hat eine und nur diese eine Bedeutung, die maximal mit anderen Runen in einen anderen Kontext gestellt werden kann.
Umgedrehtes Kreuz kann auch Petrus bedeuten, oder Thor (deswegen auch die Form des Wolfskreuzes).

Ich müsste mal recherchieren, woher die Idee mit der Umdrehung überhaupt kommt. Die richtigen Bücher dazu habe ich im Schrank... eigentlich...
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