Teil der Natur

Seidr, Runen, Magie ...
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Waldtochter
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Beitrag von Waldtochter »

Ich finde, wenn das Wetter so richtig mies ist und man sich ausgesetzt fühlt, und man die Nacht mit den Kräften der Natur zu kämpfen hat, merkt man erstmal, wie gut behütet man doch in seinem warmen Heim ist und dass eben nicht alles selbstverständlich ist ( z. B. Sauberes Wasser aus dem Hahn). Wenn du draußen bist und die Natur dir zeigt, wie abhängig du von ihr bist (weiteres Beispiel: die wärmenden und trocknenden Sonnenstrahlen), dann bekommt man einfach einen riesigen Respekt aber man verspürt ebenso Dankbarkeit. Das ist das, was es für mich ausmacht, tage- und nächtelang draußen zu sein - bei jeder Witterung. Das ist es, was mich ihr näher bringt.
Da sagst du was Wahres.

Meine beiden heftigsten Naturerfahrungen (im Sinne der Dramatik/Gefährlichkeit) waren zwei Situationen, in denen ich den Weg am Berg verließ und auf eigene Faust nach oben stieg. Ich hielt es für ungefährlich, da ich beide Male den Berg gut kannte und dieser vom Charakter auch eher rund und weiblich, geduldig und fürsorglich war.
Beide Male geriet ich an eine Stelle, an der ich wusste, dass ich sie nicht wieder nach unten würde steigen können, weil ich mir dabei die Beine brechen würde. Beide Male vertraute ich dem Berg und stieg weiter. Und beide Male merkte ich einige Schritte später, dass es ein falsches Vertrauen war.
Der Weg wurde viel zu steil, der Abgrund hinter mir so bedrohlich, dass ein Absturz tatsächlich sehr böse hätte enden können. In diesen Momenten hatte ich das erste Mal ernste und wahrhaftige Todesangst. Bei dem einen Mal ließ sogar der Stein unter mir nach und ich wäre tatsächlich beinahe abgestürzt.
Beide Male ist nichts passiert, beide Male lag ich danach mehrere Minuten im Gras und atmete nur tiefes Leben. Das ist meine Ehrfurcht vor der Natur. Ihre Unberechenbarkeit, ihre Tücke. Manche Leute, Extremsportler, machen daraus ein Spiel. Das wiederum finde ich ziemlich vermessen, insofern trauere ich auch kein Stück für jeden Narren, der sich absichtlich der Lebensgefahr aussetzt.
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Markus Nicklas
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kann ich verstehen, wenngleich ... *kokett lächelnd*:

Beitrag von Markus Nicklas »

[quote='Waldtochter','index.php?page=Thread&postID=143215#post143215']Das wiederum finde ich ziemlich vermessen, insofern trauere ich auch kein Stück für jeden Narren, der sich absichtlich der Lebensgefahr aussetzt.[/quote]

Ich würde Dich retten, Waldtochter, wenn Du Dich mal am Berg verschätzt, doch mit Dir auf eine Wanderung kann ich leider nicht mehr, weil mein Rücken das nicht mehr erlaubt. Das Alter, jugendlicher Leichtsinn forderten ihren Preis. Da bleibt mir wenig Anderes übrig, als mich am PC in Geduld zu üben und über die Natur meiner Wahrnehmung.

:)
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Christoph Schlingensief
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Waldtochter
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Bitte genauer lesen!

Beitrag von Waldtochter »

Du verstehst mich falsch, Adolfo.

Ich mache niemandem zum Vorwurf, dass er die Natur falsch einschätzt, da ich weiß, wie schnell das geht und dass das in vielen Situationen nichts mit Leichtsinn, Blödheit oder Verstand zu tun hat.

Ich habe ganz gezielt von Extremsportlern gesprochen, das ist ein ganz anderes Thema, da sich diese Menschen bewusst in lebensgefährliche Situationen begeben.
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Markus Nicklas
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danke für Deinen Hinweis,

Beitrag von Markus Nicklas »

[quote='Waldtochter','index.php?page=Thread&postID=143286#post143286']da sich diese Menschen bewusst in lebensgefährliche Situationen begeben.[/quote]

mein Ethos gebietet mir auch den zu retten, doch mehr als den interessiert mich, was ich tue, um zu erhalten, zu kultivieren und traditionell weiter zu geben.

Zum Beispiel durch das Aufsuchen und Pflegen alter Stätten. Demnächst einen Schalenstein bei Göttingen.

Servus! :)
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Christoph Schlingensief
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Schwanenfuß
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Beitrag von Schwanenfuß »

Ich bin auch der Meinung, dass sich der Mensch (in der westlichen, industriellen Welt) von der Natur entfernt hat.
Ich habe auch schon den Gedanken gehabt, dass ja eigentlich alles Natur ist, also auch jede Entwicklung in die wir gehen, ebenso Atomkraft usw., denn wir nutzen ja die natürlichen Vorkommnisse derselbigen, also muss das ja Natur sein... Aber diese Begründung stellt mich nicht wirklich zufrieden. Denn damit könnte man ja alles begründen, quasi ein Totschlagargument. Das ist mir zu einfach und meines Erachtens nicht Sinn des Lebens, denn was wäre denn dann der Sinn? Ich will nicht sagen, dass ich den Sinn des Lebens gefunden habe, dennoch ist es in meinen Augen logischer, mit dem Kreislauf der Natur, mit Ihren Eigenarten zu leben und damit umzugehen und nicht, so wie "wir" es tun, sie versuchen zu unterdrücken und unbegrenzt auszubeuten und Lebensgrundlagen zu vernichten, sowie so wenig wie möglich mit ihr zu interagieren, z.b. in Form von "Lebensmittel im Supermarkt kaufen" anstatt die Sachen selber anzubauen. Denn dadurch kommt man in Kontakt mit ihr, man ist direkt abhängig von ihr und wenn ihre Laune mal nicht so gut ist, dann bekommt man es unverblümt zu spüren in der Form, dass man nix zu Essen auf'm Tisch hat.

Die einzige Abhängigkeit, die wir hier haben, existiert in Form von Geld, ohne Geld können wir uns nichts zu essen kaufen. Alles strebt danach, Geld zu verdienen, um sein Leben zu leben, in dem er konsumiert und so den Kreislauf, den "anderen" Kreislauf, ich nenne es mal Parallelkreislauf, am laufen zu halten. Warum müssen wir in so einem Parallelkreislauf leben? Man kann nicht mal aus ihm ausbrechen, zumindest ist das kaum möglich in Deutschland. Ich finde diesen Kreislauf zutiefst unnatürlich und ich kann das Leben, das darauf ausgerichtet ist, nicht mit meinem Weltbild vereinbaren. Das macht es ziemlich schwer für mich, täglich damit umzugehen.... Aber ich schweife ab.

Für mich ist die Nähe zur Natur die Abhängigkeit von ihr! Und diesem Ausdruck zu verleihen, in dem ich ihr meine Dankbarkeit zeige und ihr den höchsten Respekt entgegen bringe. Und ich mir immer wieder klar mache, dass ich ein teil von ihr bin. Das erfüllt mich mit Freude.

Heil Euch,
Cari
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Angelotheist
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Beitrag von Angelotheist »

[quote='Schwanenfuß','index.php?page=Thread&postID=143313#post143313']Ich bin auch der Meinung, dass sich der Mensch (in der westlichen, industriellen Welt) von der Natur entfernt hat.
Ich habe auch schon den Gedanken gehabt, dass ja eigentlich alles Natur ist, also auch jede Entwicklung in die wir gehen, ebenso Atomkraft usw., denn wir nutzen ja die natürlichen Vorkommnisse derselbigen, also muss das ja Natur sein... Aber diese Begründung stellt mich nicht wirklich zufrieden. Denn damit könnte man ja alles begründen, quasi ein Totschlagargument. Das ist mir zu einfach und meines Erachtens nicht Sinn des Lebens, denn was wäre denn dann der Sinn? Ich will nicht sagen, dass ich den Sinn des Lebens gefunden habe, dennoch ist es in meinen Augen logischer, mit dem Kreislauf der Natur, mit Ihren Eigenarten zu leben und damit umzugehen und nicht, so wie "wir" es tun, sie versuchen zu unterdrücken und unbegrenzt auszubeuten und Lebensgrundlagen zu vernichten, sowie so wenig wie möglich mit ihr zu interagieren, z.b. in Form von "Lebensmittel im Supermarkt kaufen" anstatt die Sachen selber anzubauen. Denn dadurch kommt man in Kontakt mit ihr, man ist direkt abhängig von ihr und wenn ihre Laune mal nicht so gut ist, dann bekommt man es unverblümt zu spüren in der Form, dass man nix zu Essen auf'm Tisch hat.

Die einzige Abhängigkeit, die wir hier haben, existiert in Form von Geld, ohne Geld können wir uns nichts zu essen kaufen. Alles strebt danach, Geld zu verdienen, um sein Leben zu leben, in dem er konsumiert und so den Kreislauf, den "anderen" Kreislauf, ich nenne es mal Parallelkreislauf, am laufen zu halten. Warum müssen wir in so einem Parallelkreislauf leben? Man kann nicht mal aus ihm ausbrechen, zumindest ist das kaum möglich in Deutschland. Ich finde diesen Kreislauf zutiefst unnatürlich und ich kann das Leben, das darauf ausgerichtet ist, nicht mit meinem Weltbild vereinbaren. Das macht es ziemlich schwer für mich, täglich damit umzugehen.... Aber ich schweife ab.

Für mich ist die Nähe zur Natur die Abhängigkeit von ihr! Und diesem Ausdruck zu verleihen, in dem ich ihr meine Dankbarkeit zeige und ihr den höchsten Respekt entgegen bringe. Und ich mir immer wieder klar mache, dass ich ein teil von ihr bin. Das erfüllt mich mit Freude.

Heil Euch,
Cari[/quote]

Ist stimme Dir in allem zu, Cari! Ohne Abstriche! Vielen Dank! :thumbsup:

Beste Grüße
Marcel
[font='Comic Sans MS, sans-serif']Friede und langes Leben![/font]
[font='Comic Sans MS, sans-serif']Unendliche Möglichkeiten in unendlichen Kombinationen[/font][font='Comic Sans MS, sans-serif']
[/font]
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Sigisberg
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Beitrag von Sigisberg »

Naja, man kann schon - also Sachen selbst anbauen, kleinere Höfe werden dauernd angeboten, Selbstversorger kann man werden. Frage ist, wie realistisch das ist - wenn man allein ist oder Familie hat. Ist eben enorm viel Arbeit.

Abgesehen davon was heisst denn Naturverbundenheit, Naturnähe denn? Mir klingt so manches ein Wenig technikfeindlich, rückwärtsgewant. Die gute alte Zeit etc. Meiner Meinung nach leben wir insgesamt doch recht gut und komfortabel. Und natürlich kann jeder für sich entscheiden ökologisch bewusst zu leben ohne gleich Selbstversorger oder Barfussläufer werden zu müssen. Ich denke auch, dass sich in einigen Bereichen udn bei vielen Menschen ein Wandel zu mehr Umweltbewusstsein nicht nur andeutet sondern bereits begonnen hat.

Weiter habe ich manchmal so den Eindruck, als wenn Leute denken, dass unsere Vorfahren per se einfach naturliebhaber und -schützer gewesen wären. Weiss man nicht aber ich denke, die haben sich auch genommen was sie für sich brauchten ohne lange nachzudenken. NAtürlich gab es ein anderes Bewusstsein oder besser eine andere Wahrnehmung der Natur - weil diese ja u.a. auch (damals schon) als belebt angesehen wurde. Aber ich denke wenn wer nen Baum wollte hat er den eben gefällt. und dann noch einen und noch einen, wenn es grad galt ein paar Drachenboote zu bauen. Aber die Lebensweise an sich war eben - vor allem aufgrund der Umstände eben - näher an der Natur. Ob das nun bewusstseinsentsprechend so war oder weil die Lebensumstände eben eher primitiv waren (mal verglichen mit Rom oder Griechenland) mag mal dahingestellt sein.

DAs soll wie gesagt nicht heissen, dass wir uns nicht entsprechend anders - also naturnäher und -bewusster verhalten sollten. Ich sehe aber modernes Leben und naturbewusstes Leben nicht zwingend als Widerspruch an.

In diesem Sinne, Prosit und LG an Euch
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Armin
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Beitrag von Armin »

[quote='Sigisberg','index.php?page=Thread&postID=143323#post143323']die haben sich auch genommen was sie für sich brauchten ohne lange nachzudenken.[/quote]Genau das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Dadurch, daß zum einen ganz andere Grundvoraussetzungen gegeben waren, waren die Leute

a) in ihren Gruppen bei weitem auf mehr Rücksichtnahme untereinander und

b) auf mehr Rücksichtnahme ihrem unmittelbaren Umfeld (Natur)

angewiesen. Daß es beispielsweise Machtmissbrauch usw. damals auch gegeben hat, darüber brauchen wir wohl nicht reden, das ist klar.

Aber die Frage nach Naturverbundenheit läßt sich nicht auf die Aussage reduzieren - "Du willst Naturverbundenheit - kauf Dir einen Hof und werde Selbstversorger". DAß gerade das so schwer ist, liegt nicht per se an der Beschaffenheit der Natur sondern auch daran, daß es durch den gegenwärtigen Entwicklungsstand der hiesigen Gesellschaft neben den naturbedingten Schwierigkeiten auch noch welche gesellschaftlicher Art gibt. Ein Selbstversorgerhof alleine hat es schwerer, als wenn es viele im Verbund gäbe, die auf der selben auf beispielsweise Nachhaltigkeit ausgelegten Art bestellt werden würden. Eine massive Fokussierung auf nachhaltige Landwirtschaft bräuchte eine breitere Anzahl an Leuten, die viele Annehmlichkeiten wie Mobilität, relativ bedenkenlosen Energieverbrauch usw. aufgeben müßten. Die gibt es nciht, was es denen, die es gerne tun würden, sehr schwer macht es auch durchzuziehen.
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Sigisberg
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Beitrag von Sigisberg »

Nun, es ging mir darum zu sagen, wer selbst anbauen will kann dies grundsätzlich - im Sinne es ist nicht (nahezu) unmöglich. Der Selbstversorgerhof ist da natürlich etwas sehr weitgehendes aber Schrebergarten etc ist oft möglich, nicht selten auch im Verbund mit anderen die zusammen anbauen. Das reic ht dann nicht zur kompletten Selbstversorgung mit allem, ist klar. Aber näher an der NAtur - wie es ja insofern gewünscht wurde - geht schon
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Toni
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Beitrag von Toni »

[quote='Schwanenfuß','index.php?page=Thread&postID=143313#post143313']Die einzige Abhängigkeit, die wir hier haben, existiert in Form von Geld, ohne Geld können wir uns nichts zu essen kaufen. Alles strebt danach, Geld zu verdienen, um sein Leben zu leben, in dem er konsumiert und so den Kreislauf, den "anderen" Kreislauf, ich nenne es mal Parallelkreislauf, am laufen zu halten. Warum müssen wir in so einem Parallelkreislauf leben? Man kann nicht mal aus ihm ausbrechen, zumindest ist das kaum möglich in Deutschland. Ich finde diesen Kreislauf zutiefst unnatürlich und ich kann das Leben, das darauf ausgerichtet ist, nicht mit meinem Weltbild vereinbaren. Das macht es ziemlich schwer für mich, täglich damit umzugehen.... Aber ich schweife ab.[/quote]Das seh ich nicht so. Die Abhängigkeit von natürlichen Prozessen ist nach wie vor da, sie ist nur für den Durchschnittsbürger heute nicht mehr zu erkennen, weil die Nahrung durch so viele verschiedene Hände geht, bevor sie zu ihm kommt. Ja, einige Dinge die uns früher hätten verhungern lassen, können wir heute mittels besserer Technik und Wissen nochmal zu unseren Gunsten rumreißen. Unvorhergesehene Mengen an Schädlingen, ungünstiges Klima, wenig Sonne (im Extremfall nach einem Vulkanausbruch...) usw. können aber auch heute noch Probleme machen, zum Glück *räusper* produzieren wir aber viel zu viel, so dass zumindest in den Industrieländern deswegen niemand verhungert. Überdüngung an einigen Stellen und gleichzeitig Auslaugung der Böden an anderen muss man vermutlich in naher Zukunft auch mal angehen...

Selbstversorgung, och, sooo aufwendig ist das nicht, wenn man dafür (wie viele Vollselbstversorger) dann die Büroarbeitszeit runterschraubt (und genug Lagerraum hat). Teilselbstversorgung ist sogar ziemlich einfach machbar. Wir haben jetzt das zweite Jahr ein Stück Feld gemietet, letztes Jahr haben wir über mehrere Monate praktisch nur Brot und Käse zugekauft und nebenbei sogar noch massig für den Winter eingekocht und Studentenfreunde durchgefüttert. Dieses Jahr war das Wetter hingegen so grottig, dass wir nichtmal uns selbst komplett hätten durchfüttern können. Ob da ein Verbund wirklich weitergeholfen hätte weiß ich nicht, denn ich gehe mal davon aus dass das Klima nicht nur regional auf unseren 40 m² Mist war, sondern der Verbundhof der das abpuffern sollte dann schon so weit weg hätte liegen müssen, dass ich mir bei den Transportwegen den Kram auch direkt wieder im Supermarkt hätte kaufen können.


Zu Menschen früher und Naturbewusstsein: Da gibts genügend Hinweise darauf, dass auch frühere Menschen schon dauerhafte Veränderungen in Ökosystemen verursacht haben. Forscher haben z.B. nachgewiesen, dass vor ~1000 Jahren noch 60% von Island von Birken- und Weidenwäldern bedeckt war. Im Schiffsmuseum in Roskilde hab ich gelesen, dass in weiten Teilen Skandinaviens heute praktisch nur noch Birken stehen, weil diese sich am schnellsten wieder ansiedeln konnten nachdem in der Eisenzeit weite Bereiche für den Bau von Schiffen, Städten und die Verfeuerung gerodet wurden. Untersuchungen zeigen weit vor der Industrialisierung einen Anstieg der CO2-Werte in der Luft, so weit dass man von einer Klimabeeinflussung ausgeht, und einen starken Rückgang von Baumpollen. Man vermutet daher dass Brandrodungen durchgeführt wurden, um Viehweiden und Ackerland zu schaffen. Weiden und Äcker sind eben auch nicht natürlich im Sinne von ursprünglich - dazu wurden erstmal Urwälder und Wildlandschaften vernichtet, weil die Menschen irgendwann einfach keinen Bock mehr hatten stundenlang zu laufen bis sie irgendwo eine wilde Rübe finden oder ein Tier erlegen konnten. Das Aussterben zahlreicher Säugetierarten wird auf den Menschen zurückgeführt, und zwar bereits seit der letzten Eiszeit (seit der letzten richtigen, nicht seit dieser kleinen die die Stradivari-Geigen begünstigte...).
Und schließlich das bekannteste Beispiel für die Unkenntnis von nachhaltiger Umweltnutzung: die Osterinseln. Nachdem man es dort erst schaffte, den Boden nachhaltig zu bewirtschaften, dann plötzlich wurde radikal entwaldet (man führt das heute auf das zum Aufstellen der Steinfiguren benötigte Holz zurück) was zu einer Bodenerosion führte. Daraufhin mussten die Bewohner das Meer um die Insel herum überfischen, letztenendes ging die Artenvielfalt der Seevögel massiv zurück.

Wen das Thema interessiert, der kann sich mal das Buch "Kollaps" von Jared Diamond ansehen. Ich halte es jedenfalls für eine ziemlich naive Vorstellung, früheren Menschen zu unterstellen sie hätten die komplizierten und extrem verflochtenen Wechselwirkungen eines Ökosystems vorhersehen können oder aus Liebe zur Natur ihren Fortschritt eingeschränkt. Die Abhängigkeit mag ihnen bewusster gewesen sein als uns heute, aber der Punkt ab dem das System kippt ist in den meisten Fällen erst im nachhinein zu erkennen - die Folgen einer Beeinflussung, und sei es nur geringfügige Abholzung oder Übernutzung der Böden, bleiben unsichtbar bis ein kritisches Maß überschritten ist, kommen dann aber so schlagartig, dass Gegenmaßnahmen kaum noch was bringen.
(vormals Feri, um Verwirrungen bei/nach Things/Blots/Ostaras/usw. zu vermeiden jetzt direkt Toni ^^ )
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Zwerig
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b) auf mehr Rücksichtnahme ihrem unmittelbaren Umfeld (Natur

Beitrag von Zwerig »

Zu dieser Aussage Armins verspüre ich das Bedürfnis des Widerspruches: Damals war das Land bei Weiten nicht so dicht besiedelt; da beutete der Mensch seine nahe Umgebung aus, so lange es gut ging, und zog dann einfach ein Stück weiter...
egdZ
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Schwanenfuß
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Beitrag von Schwanenfuß »

Das seh ich nicht so. Die Abhängigkeit von natürlichen Prozessen ist nach wie vor da, sie ist nur für den Durchschnittsbürger heute nicht mehr zu erkennen, weil die Nahrung durch so viele verschiedene Hände geht, bevor sie zu ihm kommt
Genau das meinte ich mit dem westlichen Menschen, der sich von der Natur entfernt hat. Eben genau dadurch hat er sich ja von ihr entfernt, weil er es nicht mehr direkt am eigenen Leibe zu spüren bekommt, sondern immer was da ist.... Bedingt durch die Überproduktion. Wenn auf dem einen Feld ein Sturm die Ernte verwüstet, schert uns das hier recht wenig, weil auf dem anderen Feld in dem anderen Land kein Sturm wütete... Nur der betroffene Landwirt merkt es, weil er keinen Absatz für seine geschundene Ernte bekommt.

Selbstversorgung, och, sooo aufwendig ist das nicht, wenn man dafür (wie viele Vollselbstversorger) dann die Büroarbeitszeit runterschraubt (und genug Lagerraum hat). Teilselbstversorgung ist sogar ziemlich einfach machbar.
Ähm, das meinte ich nicht. Ich habe ebenso einen Garten, wo ich mein Gemüse selbst anbaue und arbeite nur teilzeit, damit ich die Zeit anders nutzen kann, z.b. um Sachen selbst herzustellen (siehe DIY thread). Das ist auch nicht schwierig sich hier nen Garten zu mieten und sich dann teilselbstzuversorgen. Was ich meinte ist, vollkommen aus dem Kreislauf des Kapitalismus zu entkommen. Ich will meinen Hof haben mit meinem Land dabei mit meinen Tieren und meinem Gemüse. Und zwar ohne, dass ich dafür in irgendeiner weise Geld verdienen muss, um mir diesen Besitz leisten zu können. Das ist in Deutschland aber ohne weiteres nicht möglich, schon allein die Grundsteuer macht einem da n Strich durch die Rechnung. Dazu kommen noch viele weitere Dinge, die dich zum Geld verdienen zwingen. Außer vielleicht man reißt in den Wald aus und baut sich ne Hütte solange bis einer kommt und einen verscheucht.... Soll ja solche Leute auch geben, aber das ist nicht das was ich mir darunter vorstelle, ein unabhängiges lebenswertes Leben mit meiner Familie zu führen.


Grüße
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Schwanenfuß
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Beitrag von Schwanenfuß »

Naja, man kann schon - also Sachen selbst anbauen, kleinere Höfe werden dauernd angeboten, Selbstversorger kann man werden. Frage ist, wie realistisch das ist - wenn man allein ist oder Familie hat. Ist eben enorm viel Arbeit.
Keine Frage, darauf arbeite ich hin. Ich habe leider nicht das Los gezogen und bin Tochter eines Landwirtes geworden, um so später nen Hof zu erben. Also muss ich zusehen wie ich das in der heutigen Zeit realisieren kann. Es gibt Wege. Aber die vollkommene Unabhängigkeit wird man auch mit einem kleinen Hof mit ein paar Tieren nicht erlangen können. Irgendwo muss man Abstriche machen.
Aber die Lebensweise an sich war eben - vor allem aufgrund der Umstände eben - näher an der Natur. Ob das nun bewusstseinsentsprechend so war oder weil die Lebensumstände eben eher primitiv waren (mal verglichen mit Rom oder Griechenland) mag mal dahingestellt sein.
Ich denke schon, dass das bewusstseinsentsprechend war, denn woher sollten denn dann die ganzen Rituale zu Ehren der Natur kommen? Die haben sie ja ausgeführt um der Natur zu danken, für das was sie ihnen gab.
DAs soll wie gesagt nicht heissen, dass wir uns nicht entsprechend anders - also naturnäher und -bewusster verhalten sollten. Ich sehe aber modernes Leben und naturbewusstes Leben nicht zwingend als Widerspruch an.
Ich sehe das auch nicht als Widerspruch. Ich bin auch nicht per se technikfeindlich gesonnen. Ich würde mir durchaus ne Solarzelle aufs Dach setzen. Ebenso bin ich froh, mobil erreichbar zu sein für Leute, die ich nicht mal eben besuchen kann. Ich spreche nicht jeder technischen Errungenschaft ihren Wert und Nutzen ab. Aber meines Erachtens gibt es einige Baustellen, die man nachhaltiger gestalten kann. Eben nicht den Fokus auf maximalen Profit zu legen, sondern alles mehr ganzheitlich zu betrachten.
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literatomorph
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Beitrag von literatomorph »

Moin, ich mische mich nun auch mal wieder ein :D
Also ich denke es wird vieles romantisiert und geschönt wenn es um unsere heidnischen Vorfahren geht, aber selbst wenn das so ist und selbst wenn auch nur ein Quentchen daran stimmt ist es nicht schlecht.
Ich denke viele Menschen vermissen den engeren Kontakt zur Natur ( mit Natur meine ich hier zB einen schönen tiefen Wald).Wenn wir also unsere Vorfahren als indigene, naturliebende,zyklisch denkende Menschen uns vorstellen sagt das doch viel über uns selbst aus. Da fehlt offenbar im Leben die "Natürlichkeit" und der tiefere Kontakt zum Grünen.(Fro Ing würde mich da sicher wieder anlächeln, ob er mich nun aus-oder anlacht?)
Es ist allerdings schon eine große, unerfüllte Sehnsucht da und ich bin mit der Welt wie sie ist nicht zufrieden, ja hasse sie manchmal sogar.
Gruß
Philipp
Invere Ing
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Toni
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Beitrag von Toni »

Zu der Abhängigkeit/Entfernung: nein, eben deswegen meine ich haben wir uns nicht entfernt, auch wenn Missernten besser abgefedert werden. Alles was wir tun und sind und benötigen entstammt ja weiterhin der Natur. Ohne Wind und Sonne und Erze im Boden könnten wir gar nicht in diesem Forum diskutieren. Aber wir schauen nicht auf diese Grundlage, wir schauen nur auf die anthropogenen Weiterbearbeitungsprozesse. [quote='Schwanenfuß','index.php?page=Thread&postID=143330#post143330']Was ich meinte ist, vollkommen aus dem Kreislauf des Kapitalismus zu entkommen. Ich will meinen Hof haben mit meinem Land dabei mit meinen Tieren und meinem Gemüse. Und zwar ohne, dass ich dafür in irgendeiner weise Geld verdienen muss, um mir diesen Besitz leisten zu können. Das ist in Deutschland aber ohne weiteres nicht möglich, schon allein die Grundsteuer macht einem da n Strich durch die Rechnung. Dazu kommen noch viele weitere Dinge, die dich zum Geld verdienen zwingen. Außer vielleicht man reißt in den Wald aus und baut sich ne Hütte solange bis einer kommt und einen verscheucht.... Soll ja solche Leute auch geben, aber das ist nicht das was ich mir darunter vorstelle, ein unabhängiges lebenswertes Leben mit meiner Familie zu führen.[/quote]Außerhalb eines Systems mit beispielsweise Grundsteuer kann dann auch keine medizinische Grundsicherung, keine Exekutive, kein Bildungssystem nach heutigen Maßstäben, keine Versorgung mit Strom oder sauberem Wasser sichergestellt werden. Wenn jeder sich nur irgendwo ein Stück Land besetzt, geht erstmal das Geprügel los, wer das beste kriegt und wer wie viel. Wenn davon dann niemand willens ist, Steuern zu bezahlen, kann auch keine Rechtsstaatlichkeit mehr aufrechterhalten werden, d.h. wir greifen dann zurück auf die guten alten Stammesfehden, um die Zankereien zu regeln. Ohne Krankenversicherung kann sich dann auch nur derjenige einen Wanderarzt leisten, der grade noch ein Huhn zur Bezahlung entbehren kann. Dann hoffen wir mal lieber, dass in deiner Familie keine Anlagen für Krebs oder ähnliches vorhanden sind und deine Hüfte breit genug ist für einfache Geburten. Höhere Bildung ist ja auch unnütz, hauptsache deine Kinder lernen wie man die Hühner füttert und das Dach flickt.

Ich müsste dazu mal einen Cartoon malen.. wie der mittelalterliche Bauer auf den heutigen Durchschnittshipster zeigt und sich mockiert man habe sich von der Natur entfernt, gleichzeitig aber der in Tierfelle gewickelte Steinzeitjäger/-sammler sich am Kopfe kratzt wenn er die Häuser, Felder, Wege, gefangenen Tiere und Kleider und Werkzeuge des Bauern sieht. Die Natur-Grenze bei der Definition "der Natur nah/natürlich = Bauernhof" ist ebenso willkürlich wie die Definition "heutiger Mensch = natürlich im Vergleich zu dem was in 200 Jahren vielleicht noch kommt".
(vormals Feri, um Verwirrungen bei/nach Things/Blots/Ostaras/usw. zu vermeiden jetzt direkt Toni ^^ )
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