Sorry, aber das Thema geht gerade zu tief als dass ich es einfach beenden möchte, auch wenn es nichts mit der Ausgangsfrage zu tun hat. Vielleicht hat es das auch, ich weiß nicht.
Jedenfalls - leif hat es auf den Punkt gebracht. Diese Aussagen könnte ich noch ziemlich neutral auffassen, wenn sie nicht von Mitgliedern einer Gruppe stammten, die sich als Heiden/Neuheiden/Asatru bezeichnen. Aber dass hier gerade aller Schein herunterblättert und offenbar wird, dass das hier eigentlich keine religiöse Gruppierung ist, sondern maximal eine philosophische Schule ... wow. Wirklich. Da weiß ich kaum noch, was ich dazu sagen soll. Ich fühle mich dann eher verarscht, weil Leute, die da eine gewisse Ernsthaftigkeit mitbringen und tatsächlich an die Götter glauben, offenbar von Maskenträgern umgeben sind.
Wie gesagt, ich bin gerade wirklich fassungslos.
...und was sind die Götter einer beliebigen Mythologie denn, wenn nicht Fantasygötter an die zufällig andere Menschen auch glauben? Wenn diese für dich wahrer sind als die die sich jemand selbst "ausdenkt", heißt das doch letztenendes nur, dass du die Legitimation deiner Götter von anderen Personen abhängig machst.
Nee. Und da kommen wir an einen Punkt, der mich wirklich wütend macht, weißt du. Gerade als Heide bzw. als jemand, der sich mal ein bisschen mit dem Thema beschäftigt hat, sollte man wissen, wie es mit der Gemeinschaft und der Weitergabe von Wissen/Religion aussieht.
Glaubst du, dass sich irgendwann mal ein paar bärtige Leute an einem Feuer - ach komm, nee, lassen wir es ein Thing sein - zusammengesetzt haben und meinten: Hey, was haltet ihr davon, wenn wir mal so tun, als schicke den Blitz dort oben ein Gott ... äh ... lasst ihn uns Thor nennen. Und alle voll begeistert, haben es ihren Frauen und Kindern erzählt und so ward das Heidentum geboren.
Herzlichen Glückwunsch.
Wenn die Götter ach so austauschbar wären, dann würde ich sie nicht in den Erzählungen befreundeter Heiden wiedererkennen. Verhaltensweisen, die bei bestimmten Göttern immer wiederkehren. Zum Teil sogar äußerliche Aspekte in Träumen oder Visionen, die man aber nicht in Büchern aufgeklaubt hat.
Ich glaube, entweder du hast den Begriff Fantasy nicht verstanden - oder nicht die Religion. Fantasy denkt sich jemand aus. Religionen wie das Heidentum hat sich niemand, ich betone NIEMAND einfach
ausgedacht.
Ich werde gerade übrigens wirklich wütend. Weil das hier eine schlimmere Grundsatzdiskussion zu werden scheint als ich sie mit Christen oder Atheisten führe.
Also ich bin agnostischer Atheist. Ich glaube absolut nicht, dass irgendwo Asen in ihrem Asgard sitzen, oder dass die Welt von Odin aus dem Kadaver eines Riesen geknetet wurde.
Jedem das Seine. Ich bewerte niemanden aufgrund seiner Religion oder Religionslosigkeit. Aber es gibt hier eine Sache, die ich nicht verstehe, beim besten Willen nicht: Wieso tritt ein Atheist einer Religionsgemeinschaft bei?!
Atheisten im Christentum entstehen, weil sie schon als Kinder getauft wurden und irgendwann den Glauben verlieren. Aber wie kommt jemand auf die Idee, sich in einen religiösen Kreis einzutragen, wenn er nicht glaubt? Wir sprechen über
Religion! Nicht über Philosophie.
Und: nur weil viele Menschen an eine Sache glauben heißt noch nicht, dass sie wahrer/legitimierter ist als eine andere, an die weniger Menschen glauben.
Es geht nicht darum, irgendeine Religion hier zu legitimieren oder anderen den Wahrheitsgehalt abzusprechen. Darauf wollte ich nicht hinaus, auch nicht als ich von Legitimation und Wahrheitsgehalt gesprochen habe. Es geht um den schlichten Umstand, dass selbst eine Religion mit ein paar wenigen Anhängern sich ihren Wahrheitsgehalt von irgendwoher geholt hat. Persönlich denke ich: Je älter, desto glaubwürdiger.
Letztenendes ist auch bei den Asen jeder Gott für jeden Asatru irgendwie etwas anders, man verwendet ja trotzdem erstmal nur das gemeinsame "Grobkonstrukt" und entwickelt dann seine persönlichen Erfahrungen und Beziehungen zu den Asen und anderen Wesen.
Sehe ich anders. Wie gesagt, ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Götter eben nicht grundlegend anders zeigen. Was für mich auch einer der stärksten Beweise ihrer Existenz ist.
Für mich sind (eigene oder von anderen entwickelte) Mythologien Symbole für das Leben und seine Aspekte, da hat die germanische Mythologie halt einfach zu meinen Assiziationen besser gepasst als beispielsweise die christliche. Und ja, Faulheit ist ein Aspekt: wenn schon etwas einigermaßen passendes da ist, nehm ich mir erstmal das und passe es an meine Bedürfnisse an bevor ich komplett neu anfange.
Das ist reine Philosophie. Das hat mir Religion überhaupt nichts mehr zu tun. Sorry, und das ist der Punkt. Und jetzt verstehe ich auch allmählich, warum bestimmte Dinge, die mir in der religiösen Ausübung immer selbstverständlich erschienen sind, für einen Teil hier Fragezeichen aufwerfen. Zwischen dem Glauben an einer Sachen und dem Denken über eine Sache liegen Welten.
Aber letztenendes bin ich mir bewusst, dass das auch einfach nur Geschichten sind, die über lange Zeit weitererzählt wurden. Wie jede andere Religion/Mythologie auch (wer weiß, wieviele Mythen als Gutenachtgeschichten oder betrunken entstanden
)
Auch wieder eine Sache ... Mythen sind in keiner Religion Geschichtchen, die man sich irgendwo ausgedacht hat. Verwechsel das nicht mit Anekdoten. Schau dir mal ein paar Forschungen zu den Mythen an ... "Gutenachtgeschichten", "betrunken entstanden", wirklich, so langsam frage ich mich, was ich hier überhaupt mache.