@Maxim,
Ich finde es viel leichtsinniger, wenn einfach mal so irgendetwas geopfert wird, weil einem "das Gefühl" sagt, dass es gut ist und weil angeblich die Götter an jedem Opfer Wohlgefallen finden...
Ich finde, wer sich germanischer oder deutscher Heide nennt, sollte sich auch an die germanische oder deutsche Tradition halten. Und dasselbe gilt auch für die Heiden, die sich römische oder griechische Heiden nennen. Und die, die verschiedene heidnische Traditionen vereinen, sollen das dann auch machen, sich aber keine Rituale basteln.
Da sind wir vollkommen einer Meinung.
Ja, und das finde ich wiederum echt seltsam. Das wirkt auf mich wie ein Christ oder Moslem, jeweils Angehöriger einer Religion, die ganz anders ist als die heidnische.
Was ich dir ehrlich gesagt schon ziemlich übel nehme, ist deine Rhetorik, die anklingen lässt, ich sei keine richtige Heidin, weil ich die und die Überzeugung vertrete Ich habe nicht vor, mich in der Beziehung zu rechtfertigen, da ich mit mir und den Göttern im Reinen bin. Unangebracht finde ich es dennoch.
Und nur um dem Konter schon mal entgegenzuwirken: Es ging mir an keiner Stelle darum "atheistische Heiden" als Nichtheiden zu diffamieren. Ich will nur 1. wissen, was genau sie in ihren Augen zu Heiden macht, wenn sie nicht glauben und 2. nervt mich diese wissenschaftliche Attitüde, als sei es als aufgeklärter Mensch des 21. Jahrhunderts Pflicht Göttlichkeit und Mythen anzuzweifeln.
Und genau da liegt das Problem: Die innerliche Überbewertung der Götter. Hat irgendwann irgendwo irgendein heidnischer Gott verlangt, man solle ihm oder sie über die eigene Mutter oder den eigenen Vater stellen, wie dass der Gott Abrahams tut? Meiner Meinung nach nicht.
Nee, aber das hat auch keiner behauptet. Ich glaube allerdings nicht, dass man die Götter überbewertet, wenn man sie als Götter wahrnimmt - und nicht lediglich als Stereotypen für irgendein jungianisches Konzept. Und - ganz ehrlich - es ist auch eher ein modernes Phänomen, dass wir um sämtliche Götter tanzen, jeden anrufen und mit allen best friends sind. Ich vertraue manchen Göttern, aber ich halte es für höchst töricht, andere Götter wie die Ausgeburt des Humanismus zu sehen, nur weil diese Strömung bei uns zurzeit prominent ist. Im Gegenteil, ich glaube, Odin würde sich über ein Menschenopfer noch heute freuen. Die Frage ist nur, ob wir bereit sind, es ihm zu geben.
Will sagen: Eher als überbewertet scheinen mit die Götter heute unterbewertet. Es geht nicht um eine Stellung oberhalb oder unterhalb der Familie, sondern darum, dass es eben nicht Handpuppen sind, mit denen wir spielen können.
Bezüglich Religion und Philosophie: Mir ist durchaus bewusst, dass ersteres ohne letzteres nicht funktioniert. Aber viele Heiden scheinen der Auffassung zu sein, dass letzteres ohne ersteres funktioniert - und da werde ich stutzig. Du hast in deinem Beitrag sehr viele schöne Sätze über Tradition usw. angeführt und darin stimme ich dir auch zu. Aber was darin immer wieder vergessen wird, ist, dass die Götter mit diesen Traditionen in untrennbarer Verbindung standen. Sie da nun herauszulösen und als Symbole zu betrachten, finde ich nach wie vor weder sinnvoll noch verständlich.
Und - ich habe kein Problem damit, wie jemand sein jeweiliges Gottesbild auffasst. Ob er wirklich an einen hammerschwingenden Gott glaubt, ob er sich den Hammer wegdenkt, ob Thor nur ein Name für pantheistische Kräfte ist oder ob es vielleicht ganz andere Energien sind, die das Leben fluten. Dessentwegen verurteile ich niemanden. Aber ich verstehe noch immer nicht die Motivation eines Atheisten.
Diese Unzufriedenheiten rühren von Unwissenheit her. Das ist nämlich der große Unterschied: Heidentum ist eine Religion für Menschen, die der Vernunft zugänglich sind. Wer denken kann, braucht nicht zu glauben. Und die es nicht können, sind des Erbes ihrer heidnischen Ahnen nicht würdig und sollen sich in die Kirchen und Moscheen retten. Da können sie glauben, als ob ihr Leben davon abhängt.
Prost.
Und das wiederum finde ich sehr gewagt. Das Vermögen denken zu können, hat mit Glauben nichts zu tun. Sowohl sehr intelligente Menschen als auch Dummköpfe können an etwas glauben und auch wenn der Blick letzterer auf die Götter etwas einfältig sein mag, sind sie nicht per se schlechtere Heiden. Finde ich ziemlich heftig, Religion vom IQ abhängig zu machen und alle Dummen zu den anderen Religionen schicken zu wollen. Das ist eine Arroganz die
für mich nichts mit dem Heidentum zu tun hat.
@Schwanenfuß,
Ich glaube, du verstehst da etwas ein bisschen falsch. Nur, weil man als Heide die Eddas nicht wörtlich nimmt oder die Götter nicht als "existente Personen" sieht, sondern als Aspekte oder Kräfte, heißt das noch lange nicht, dass man keiner heidnischen Religion nachgeht. Gerade wenn man Naturkräfte, Phänomene, z. B. die Sonne, Mond und Sturm, oder einfach die Kraft, die die Jahreszeiten einleitet oder die Pflanzen zum Wachsen bringt, verehrt, dann ist das doch pure Religion.
Ich glaube, da verstehst du mich falsch
Ich bin nämlich mit dir völlig einer Meinung, was diese Naturkräfte angeht.
Und ich betone es nochmal: Die Edda ist für mich keine Bibel. Aber vielfach treten Heiden diesem Buch gegenüber mit der Haltung auf, dass es ihnen vollkommen gestohlen bleiben kann. Klar, man nimmt seine heutigen Informationen aus Wikipedia oder zumindest einem wissenschaftlichen Buch - aber all diese Texte gäbe es ohne die beiden Eddas nicht. Dessen muss man sich einfach bewusst sein. Ich wage zu behaupten: Ohne Eddas wäre ein Wiederauferwachen des Heidentums nicht möglich gewesen, weil wir ansonsten viel zu wenig Wissen und Quellen darüber haben.
Das heißt allerdings nicht, dass wir auf unseren Ostarafeiern beginnen müssen, irgendwelche Gedichte zu rezitieren und drei Bekenntnisse an Snorri zu sprechen.
Ich huldige der Sonne. Ganz einfach. Ist das nicht heidnisch? Ist das unreligiös? Dafür benötige ich aber keine Edda. Und ich denke, aus genau diesem Verständnis ist eben auch das Heidentum entstanden.
Mja, ich stimme dir darin zu, dass das heidnisch ist. Und ich sehe das auch vollkommen vollwertig und habe höchsten Respekt vor dieser Einstellung. Aber das ist Pantheismus. Ásatrú geht noch ein Stück weiter - diesen Schritt kann man machen, muss man aber nicht und man ist dennoch ein ganzer Mensch. Aber wenn man diesen Schritt macht, dann wird man um die Eddas nur sehr schwer herumkommen.
Aber die Diskussion ist Haarspalterei. Ich bin dankbar für jeden Menschen auf der Welt, der gegenüber seiner Umwelt eine Einstellung wie die von dir beschriebene hat. Ob er diesen Kräften einen Namen gibt oder nicht, ist zweitrangig. Ich widerspreche dir eben nur deshalb, weil die Eddas für einen Ásatrú eben doch eine Rolle spielen.
Mir persönlich ging es darum, auf Waldtochters doch sehr radikale Meinung einzugehen, wenn jemand nicht an Götter als Person glaubt, der sei unreligiös und falsch im Heidentum oder umgekehrt, sie sei hier im Eldaring falsch.
Im Eldaring bin ich definitiv falsch, aber das will ich hier auf seiner Plattform nicht breitreten
Aber es hat schon einen Grund, warum ich kein Mitglied des Vereins bin.
Dem anderen möchte ich aber nochmal entschieden widersprechen: Ich bin absolut nicht der Meinung, dass ein "richtiger" Heide (was für eine blöde Wortzusammenstellung) an die personifizierten Götter glauben muss! Wie man an die Götter glaubt ist mir ziemlich egal. Ich verstehe nur den Begriff des atheistischen Heiden nicht. Nach wie vor nicht.
@Zwerig,
Wenn nun weiter die Kultur mit ihren Göttern untergegangen ist, wozu holt man dann die Götter wieder hervor, lässt die Kultur aber bei Tante Hel? weil es sich der neuen Sitte angepasst besser lebt heutzutage? Aber wird man denn damit den Göttern noch gerecht, wenn man von ihnen verlangt altmodisch gewandet in der modernen Welt vom Wesen her der Neuen Sitte angepasst zu werden, wie z.B. Loki als Teufel...
Nein, nein, darum geht es gar nicht. Ich sage nur, dass die heidnische Kultur so nicht mehr vorhanden ist. Wessen also frönt ein atheistischer Heide, der sich auf die Kultur beruft? Ich verstehe es schlicht nicht.