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Verfasst: 22.11.2016, 09:41
von Schwanenfuß
Wir brauchen doch nicht alle an das gleiche oder gar dasselbe zu glauben, um gemeinsam die alten Götter zu verehren?

Ich finde, solange man die Regeln der Opferzeremonie nicht entehrt, kann man doch glauben, was man möchte: Denn keiner der hier bekennenden atheistischen oder agnostischen Heiden wird behaupten, dass er die Götter sch**** findet.
Genau so! Und so wird es doch auch schon gemacht. Wir feiern zum Thing oder Ostara in einer großen Gemeinschaft, in der ganz gewiss nicht jeder das selbe glaubt. Und bisher funktioniert es doch gut. Klar kommt es vor, dass manch einer Abstriche bei Dingen tun muss, die man persönlich vielleicht hätte anders gemacht oder gestaltet. Aber letztenendes sind wir alle aufgrund der gleichen Sache vor Ort: um die alten Götter zu verehren. Wer sich diese wie vorstellt, spielt dabei in erste Linie keine Rolle, sondern das Praktizieren des Kultes überhaupt. Das hat Maxim ja auch schon deutlich gemacht.

Verfasst: 22.11.2016, 10:01
von Schwanenfuß
Hallo Phillip,

Ich weiß, dass du mit dem letzten Thing erstmals an einer großen Veranstaltung des Eldarings teilgenommen hast. Nun, um den Kult auszuleben und spirituell aktiv zu sein, ist ein Thing vielleicht nicht der richtige Ort dafür. Das Thing zeichnet sich durch viel Vereinsmeierei aus, die aber nun mal auch notwendig ist. Und bei dieser angespannten Lage, die auf dem Thing herrschte, ist es auch nachvollziehbar, dass einiges an Spiritualität untergeht, bzw. nicht ausgelebt werden kann. Da empfehle ich euch eher, das Ostara-Treffen zu besuchen. Aber natürlich kann es euch auch da passieren, dass eure Vorstellungen nicht zu 100% von der Wirklichkeit gedeckt werden. Aber das kann man mit so einer riesigen Gruppe auch niemals erreichen, dass wirklich JEDER in vollem Umfang zufrieden mit dem Ritual oder sonstigen kultischen Handlung daraus geht.

Verfasst: 22.11.2016, 10:20
von Maxim
Hallo Phillip,
vielen Dank, für Deine Antwort. Das war sehr persönlich, was Glaube ja nun einmal auch ist. Du darfst nicht denken, dass ich strikt gegen Glauben bin oder mich gar lustig machen würde über Heiden, die wortwörtlich an die Götter glauben. Überhaupt nicht.

Es ist auch nicht so, als würde ich überhaupt nicht glauben. Mir allein reicht der Glaube aber einfach nicht. Ich möchte auch gerne eine Ausdrucksmöglichkeit haben. Und da finde ich es dann wiederum schade, dass da anscheinend die evangelische Religionsbetrachtung herangezogen wird, bei der eben das Äußere, die Kultpraktiken, als hohle "Show" dargestellt werden und nichts mit wahrer Religion oder Glauben zu tun hätten.

Aufgrund deiner Erfahrungen kann ich deine Enttäuschung nachvollziehen. So etwas Ähnliches hatte ich auch einmal erlebt. Immer viel Gerede, aber wenig Taten... Wirkt immer wie ein Konzil auf mich. Meine schönsten "Opferfeste" waren bisher noch die mit der Familie und mit Freunden: Zu Weihnachten, Ostern, Geburtstage oder gemütliche Sonntagsessen.

Verfasst: 22.11.2016, 10:22
von literatomorph
Hallo Cari,
Ich will ja hier keinen Untergang beschwören, nein, im Gegenteil! Ich registriere nur bei manchen Menschen in und um den Eldaring eine Unzufriedenheit und möchte das auch diese Stimmen gehört werden. Viele schreiben ja hier auch garnicht.
Der Eldaring wächst und beherbergt immer mehr, immer unterschiedlichere Menschen. Ich bin der Meinung: Bin ich unzufrieden ändere ich selbst etwas, bis es passt oder ich suche woanders. Ich bin absolut in Phase 1.
Ich will nicht weg, ich will nur Raum für die Stimmen schaffen, die ebenso wichtig sind!
Ostara kann ich leider nur vielleicht kommen dieses Jahr...
Jedenfalls motze ich nicht nur, ich mache Dinge aktiv.
Gruß
Philipp

Verfasst: 22.11.2016, 10:44
von Schwanenfuß
Ich finde das gut und richtig, Phillip, dass du diesen Menschen eine Stimme gibst. Jeder darf und soll hier ja auch seinen Beitrag leisten, worüber diskutiert wird. Die Diskussion soll ja am Leben bleiben. Nur so kann man voran kommen. Ich wünsche euch, dass ihr euren Vorstellungen hier im Eldaring Raum geben könnt und ihr hier findet, was ihr sucht.

Ich kann Maxim da zustimmen, dass die schönsten und tiefgehendsten Rituale im kleinen Kreis mit der Familie oder engen Freunden vollzogen werden.

Verfasst: 22.11.2016, 11:28
von Leif
[quote='Maxim','index.php?page=Thread&postID=143630#post143630']Und genau da liegt das Problem: Die innerliche Überbewertung der Götter.[/quote]Na ein Glück, dann kenne ich mein Problem ja endlich. Das bringt mich zukünftig sicherlich ein großes Stück voran.

Gut, Ironie beiseite. Während Toni sein Gottheitsbild ja verständlich darlegt, kann ich dazu nur sagen: Unbenommen, jedem seine eigene Ansicht. Nur teilen muss ich diese ja nicht und ihr auch nicht meine. Da bin ich doch eher mit "Waldtochters doch sehr radikaler Meinung" (Schwanenfuß) auf Linie, dass...
...in meinen Augen haben es Götter nicht nötig sich Menschen anzupassen. Ebenso wenig wie sich die Natur an sich dem Menschen anpassen wird.
...und auch besonders treffend...
Die Götter nehmen bestimmte Gestalten an, damit wir Menschen sie wahrnehmen können, nicht weil diese Form ihre Ursprungsgestalt ist.
Ich kann nur wiederholen, was lynxaett an zeitloser Erkenntnis an anderer Stelle schrieb:
da kann man wohl nur feststellen, dass wir da unterschiedlicher Ansicht sind und wohl auch bleiben werden.
Meine persönliche Vorstellung von den Göttern werden am besten von S.Steinbock in Worte gefasst:
[font='Verdana']Eine heidnische Gottheit ist kein abstrakter, ewiger Geist in einem imaginären „Reich, das nicht von dieser Welt ist", sondern eine konkrete, lebendige Wesenheit, die die Wirklichkeit dieser Welt durchwebt, mit ihr lebt und stirbt, in ihr wirkt und sich
entfaltet.
[/font]
[font='Verdana'] Gottheiten[/font][font='Verdana'] zeigen sich uns in der Erfahrung der Natur, in der Begegnung im Kult, [/font]
[align=justify][font='Verdana']in den Mythen, die ihre Persönlichkeit durch ihre Taten enthüllen, und
auf manche andere Weise, z.B. Visionen und Träumen. Man kann sie als
wirklich und gegenwärtig erleben, doch mit dem Verstand nur begrenzt
begreifen. Daher zeigen sie sich uns in Gestalten, die unserem
Wahrnehmungsvermögen entsprechen.
[/font]
[/align]
[align=justify][font='Verdana']Die Götter, die uns die Mythen „menschengestaltig" beschreiben, sind keine
Menschen, aber sie teilen mit uns ganz wesentliche Eigenschaften: Sie
besitzen Persönlichkeit, Gefühle und Urteilsvermögen, und man kann mit
ihnen kommunizieren.
[/font]
[/align]
[align=justify][font='Verdana']Das traditionelle germanische Heidentum ist eine
polytheistische Religion, die in den Göttern keine „Aspekte" einer
abstrakten Göttlichkeit sieht, wie es manche esoterischen Lehren
tun, die Vielfalt ihrer Persönlichkeiten nicht auf spekulative Phantome
wie „den Gott und die Göttin" reduziert und sie schon gar nicht als
„Archetypen" psychologisiert oder zu bloßen Symbolen herabwürdigt.
Götter und Göttinnen existieren tatsächlich und sind konkrete
persönliche Wesen mit individuellen Persönlichkeiten. Die Natur
ist vielfältig und besteht aus verschiedenen Wesen und Dingen – daher
sind auch die Götter, die in ihr sind, verschieden und vielfältig.

[/font]
[/align]
Wobei De Vries, wie manch andere Autoren eher klassischer Natur, dem natürlich in Nichts nachstehen:
Das Opfer öffnet den Weg zu einem Wirken der Gottheit. Der Mensch darf
darauf gefaßt sein, daß der Gott aus seiner Macht heraus die Gabe
erwidern wird, aber man weiß im Voraus nicht, wie die Antwort lauten
wird. Man soll mit großer Behutsamkeit zu den Göttern in Beziehung
treten. (De Vries)
Ich für meinen Teil kann mit dem Großteil der hier geäußerten Ansichten wenig anfangen. Aber - wie gesagt - so möge das auf Gegenseitigkeit beruhen.

Verfasst: 22.11.2016, 12:21
von Waldtochter
@Maxim,
Ich finde es viel leichtsinniger, wenn einfach mal so irgendetwas geopfert wird, weil einem "das Gefühl" sagt, dass es gut ist und weil angeblich die Götter an jedem Opfer Wohlgefallen finden...
Ich finde, wer sich germanischer oder deutscher Heide nennt, sollte sich auch an die germanische oder deutsche Tradition halten. Und dasselbe gilt auch für die Heiden, die sich römische oder griechische Heiden nennen. Und die, die verschiedene heidnische Traditionen vereinen, sollen das dann auch machen, sich aber keine Rituale basteln.
Da sind wir vollkommen einer Meinung.
Ja, und das finde ich wiederum echt seltsam. Das wirkt auf mich wie ein Christ oder Moslem, jeweils Angehöriger einer Religion, die ganz anders ist als die heidnische.
Was ich dir ehrlich gesagt schon ziemlich übel nehme, ist deine Rhetorik, die anklingen lässt, ich sei keine richtige Heidin, weil ich die und die Überzeugung vertrete ;) Ich habe nicht vor, mich in der Beziehung zu rechtfertigen, da ich mit mir und den Göttern im Reinen bin. Unangebracht finde ich es dennoch.

Und nur um dem Konter schon mal entgegenzuwirken: Es ging mir an keiner Stelle darum "atheistische Heiden" als Nichtheiden zu diffamieren. Ich will nur 1. wissen, was genau sie in ihren Augen zu Heiden macht, wenn sie nicht glauben und 2. nervt mich diese wissenschaftliche Attitüde, als sei es als aufgeklärter Mensch des 21. Jahrhunderts Pflicht Göttlichkeit und Mythen anzuzweifeln.
Und genau da liegt das Problem: Die innerliche Überbewertung der Götter. Hat irgendwann irgendwo irgendein heidnischer Gott verlangt, man solle ihm oder sie über die eigene Mutter oder den eigenen Vater stellen, wie dass der Gott Abrahams tut? Meiner Meinung nach nicht.
Nee, aber das hat auch keiner behauptet. Ich glaube allerdings nicht, dass man die Götter überbewertet, wenn man sie als Götter wahrnimmt - und nicht lediglich als Stereotypen für irgendein jungianisches Konzept. Und - ganz ehrlich - es ist auch eher ein modernes Phänomen, dass wir um sämtliche Götter tanzen, jeden anrufen und mit allen best friends sind. Ich vertraue manchen Göttern, aber ich halte es für höchst töricht, andere Götter wie die Ausgeburt des Humanismus zu sehen, nur weil diese Strömung bei uns zurzeit prominent ist. Im Gegenteil, ich glaube, Odin würde sich über ein Menschenopfer noch heute freuen. Die Frage ist nur, ob wir bereit sind, es ihm zu geben.
Will sagen: Eher als überbewertet scheinen mit die Götter heute unterbewertet. Es geht nicht um eine Stellung oberhalb oder unterhalb der Familie, sondern darum, dass es eben nicht Handpuppen sind, mit denen wir spielen können.



Bezüglich Religion und Philosophie: Mir ist durchaus bewusst, dass ersteres ohne letzteres nicht funktioniert. Aber viele Heiden scheinen der Auffassung zu sein, dass letzteres ohne ersteres funktioniert - und da werde ich stutzig. Du hast in deinem Beitrag sehr viele schöne Sätze über Tradition usw. angeführt und darin stimme ich dir auch zu. Aber was darin immer wieder vergessen wird, ist, dass die Götter mit diesen Traditionen in untrennbarer Verbindung standen. Sie da nun herauszulösen und als Symbole zu betrachten, finde ich nach wie vor weder sinnvoll noch verständlich.
Und - ich habe kein Problem damit, wie jemand sein jeweiliges Gottesbild auffasst. Ob er wirklich an einen hammerschwingenden Gott glaubt, ob er sich den Hammer wegdenkt, ob Thor nur ein Name für pantheistische Kräfte ist oder ob es vielleicht ganz andere Energien sind, die das Leben fluten. Dessentwegen verurteile ich niemanden. Aber ich verstehe noch immer nicht die Motivation eines Atheisten.
Diese Unzufriedenheiten rühren von Unwissenheit her. Das ist nämlich der große Unterschied: Heidentum ist eine Religion für Menschen, die der Vernunft zugänglich sind. Wer denken kann, braucht nicht zu glauben. Und die es nicht können, sind des Erbes ihrer heidnischen Ahnen nicht würdig und sollen sich in die Kirchen und Moscheen retten. Da können sie glauben, als ob ihr Leben davon abhängt.
Prost.
Und das wiederum finde ich sehr gewagt. Das Vermögen denken zu können, hat mit Glauben nichts zu tun. Sowohl sehr intelligente Menschen als auch Dummköpfe können an etwas glauben und auch wenn der Blick letzterer auf die Götter etwas einfältig sein mag, sind sie nicht per se schlechtere Heiden. Finde ich ziemlich heftig, Religion vom IQ abhängig zu machen und alle Dummen zu den anderen Religionen schicken zu wollen. Das ist eine Arroganz die für mich nichts mit dem Heidentum zu tun hat.



@Schwanenfuß,
Ich glaube, du verstehst da etwas ein bisschen falsch. Nur, weil man als Heide die Eddas nicht wörtlich nimmt oder die Götter nicht als "existente Personen" sieht, sondern als Aspekte oder Kräfte, heißt das noch lange nicht, dass man keiner heidnischen Religion nachgeht. Gerade wenn man Naturkräfte, Phänomene, z. B. die Sonne, Mond und Sturm, oder einfach die Kraft, die die Jahreszeiten einleitet oder die Pflanzen zum Wachsen bringt, verehrt, dann ist das doch pure Religion.
Ich glaube, da verstehst du mich falsch ;) Ich bin nämlich mit dir völlig einer Meinung, was diese Naturkräfte angeht.
Und ich betone es nochmal: Die Edda ist für mich keine Bibel. Aber vielfach treten Heiden diesem Buch gegenüber mit der Haltung auf, dass es ihnen vollkommen gestohlen bleiben kann. Klar, man nimmt seine heutigen Informationen aus Wikipedia oder zumindest einem wissenschaftlichen Buch - aber all diese Texte gäbe es ohne die beiden Eddas nicht. Dessen muss man sich einfach bewusst sein. Ich wage zu behaupten: Ohne Eddas wäre ein Wiederauferwachen des Heidentums nicht möglich gewesen, weil wir ansonsten viel zu wenig Wissen und Quellen darüber haben.
Das heißt allerdings nicht, dass wir auf unseren Ostarafeiern beginnen müssen, irgendwelche Gedichte zu rezitieren und drei Bekenntnisse an Snorri zu sprechen.

Ich huldige der Sonne. Ganz einfach. Ist das nicht heidnisch? Ist das unreligiös? Dafür benötige ich aber keine Edda. Und ich denke, aus genau diesem Verständnis ist eben auch das Heidentum entstanden.
Mja, ich stimme dir darin zu, dass das heidnisch ist. Und ich sehe das auch vollkommen vollwertig und habe höchsten Respekt vor dieser Einstellung. Aber das ist Pantheismus. Ásatrú geht noch ein Stück weiter - diesen Schritt kann man machen, muss man aber nicht und man ist dennoch ein ganzer Mensch. Aber wenn man diesen Schritt macht, dann wird man um die Eddas nur sehr schwer herumkommen.
Aber die Diskussion ist Haarspalterei. Ich bin dankbar für jeden Menschen auf der Welt, der gegenüber seiner Umwelt eine Einstellung wie die von dir beschriebene hat. Ob er diesen Kräften einen Namen gibt oder nicht, ist zweitrangig. Ich widerspreche dir eben nur deshalb, weil die Eddas für einen Ásatrú eben doch eine Rolle spielen.

Mir persönlich ging es darum, auf Waldtochters doch sehr radikale Meinung einzugehen, wenn jemand nicht an Götter als Person glaubt, der sei unreligiös und falsch im Heidentum oder umgekehrt, sie sei hier im Eldaring falsch.
Im Eldaring bin ich definitiv falsch, aber das will ich hier auf seiner Plattform nicht breitreten ;) Aber es hat schon einen Grund, warum ich kein Mitglied des Vereins bin.
Dem anderen möchte ich aber nochmal entschieden widersprechen: Ich bin absolut nicht der Meinung, dass ein "richtiger" Heide (was für eine blöde Wortzusammenstellung) an die personifizierten Götter glauben muss! Wie man an die Götter glaubt ist mir ziemlich egal. Ich verstehe nur den Begriff des atheistischen Heiden nicht. Nach wie vor nicht.



@Zwerig,
Wenn nun weiter die Kultur mit ihren Göttern untergegangen ist, wozu holt man dann die Götter wieder hervor, lässt die Kultur aber bei Tante Hel? weil es sich der neuen Sitte angepasst besser lebt heutzutage? Aber wird man denn damit den Göttern noch gerecht, wenn man von ihnen verlangt altmodisch gewandet in der modernen Welt vom Wesen her der Neuen Sitte angepasst zu werden, wie z.B. Loki als Teufel...
Nein, nein, darum geht es gar nicht. Ich sage nur, dass die heidnische Kultur so nicht mehr vorhanden ist. Wessen also frönt ein atheistischer Heide, der sich auf die Kultur beruft? Ich verstehe es schlicht nicht.

Verfasst: 22.11.2016, 12:54
von Toni
@Armin[quote='Armin','index.php?page=Thread&postID=143629#post143629']Ich meine es nicht böse, aber wenn ich so lese, was Du schreibst, kommt es mir so vor als wäre das alles nur ein psychoanalytisches Modell - mit oder ohne C.G. Jung im Hintergrund.[/quote]Ja, genau das ist es. Was mich stört sind (nicht nur bei dir, generell bei einigen Leuten hier) die Wörter "nur", "lediglich" usw... Ich könnte auch sagen "Ihr glaubt ja nur wörtlich, was euch erzählt wird", mache das aber bewusst nicht - weil beide Varianten eine absolut gleichwertige und legitimierte persönliche Entscheidungen sind.

Auch wenn ich nicht an personifizierte Götter glaube, habe ich trotzdem einen Glauben - nämlich den an mein Unbewusstes, mit dem ich über Symbole kommunizieren kann, und an eine universelle, unbestimmte Naturkraft (ich nenne es "Leben", ein Moslem hat mir mal erklärt dass genau das was ich darunter verstehe das ist, was er unter Allah versteht). Und auch dass Thor eben nicht tatsächlich ein bärtiger Typ mit Hammer ist, der mit einem Ziegenwagen auf der Erde herumfährt, ist letztenendes ein Gauben, beweisen dass es ihn nicht gibt kann ich ja nicht. Dessen bin ich mir bewusst.
Die Definition Athest/Agnostiker könnte man in Bezug auf allegorische Sichtweisen noch etwas anpassen, bzw. einen neuen Begriff entwickeln. Aber dazu müsste man erstmal von diesem christlich geprägten Gottesbegriff wegkommen.[quote='Armin','index.php?page=Thread&postID=143629#post143629']Und was nun die "Selbstmordattentäter" betrifft - daß Du falsch verstanden wirst, liegt vielleicht daran, daß Du gern mal Vergleiche heranziehst, die nicht im geringsten passen. Die Leute damals sind nicht mit einer relativ neuen politischen Ideologie indoktriniert worden, sondern haben IHR ERBE verteidigen wollen. Ihre Freiheit, ihre Kultur, ihre Götter und die Ehre ihrer Ahnen. Kurz, alles, was in ihrem Leben an nichtmateriellem Wert vorhanden war. Ich kann mich täuschen, dabei war ich ja nicht, aber ich glaube, sie haben das alles geliebt. Liebe, Verehrung. Das Christentum hat es, wenn man die Legung der großen Feiertage usw. einmal außenvor lässt, ausradiert, vernichtet. Alles, was sie geliebt haben, wurde vernichtet (bzw. war in Gefahr, vernichtet zu werden). Von den spirituellen Gründen können wir uns ja keine Vorstellungen machen, aber wenn wir nur einmal besehen, wie sensibel heute noch die Isländer reagieren, wenn ein Elfenstein auch nur minimal bewegt werden soll, können wir uns vielleicht vorstellen, wie grausam es gewesen sein muß, wenn ganze heilige Orte niedergebrannt worden sind.

Vielleicht war es ja auch das, Toni. Ganz ohne abstrakte Symbole und Familienaufstellung(kleine Überspitzung). Was meinst Du?[/quote]Auch hier: wir reden eigentlich über genau das selbe. Diese Selbstmordattentäter sind auch davon überzeugt, ihr Erbe, ihre Kultur, ihre Götter und die Ehre ihrer Ahnen zu verteidigen (nur dass das Täter waren, die missionierten Stämme hingegen Opfer, in dieser Hinsicht war der Vergleich natürlich nicht angedacht...). Was du schreibst ist doch aber genau das worauf ich hinaus wollte: es ist nicht einzig der Glaube an den personifizierten Gott, der die Leute zum Eigenopfer trieb, sondern vielmehr andere Dinge, die durch die Religion ausgedrückt wurden: Familie, Tradition, Werte, Gewohnheit, Heimat - das alles kann ich aber auch ohne einen personifizierten Gott haben. Dazu kam, dass der neue Glauben eben auch wieder ein Symbol war für die Übermacht der Gegner, der man sich natürlich nicht einfach so unterordnen wollte.

@literatomorph[quote='literatomorph','index.php?page=Thread&postID=143636#post143636']Ich sage nicht das es der einzige Weg sin muß, aber es sollte schon die Plattform genau dafür vorhanden sein .
Warum nicht sonst ein historischer Interessenverein, wie die Museumsdörfer es machen?[/quote]Meines Eindruckes nach ist der Eldaring doch eine solche Plattform. Wie du früher ja auch schon geschrieben hast, bestanden bislang beide Strömungen und hatten im Eldaring eine Plattform. Wenn der Wunsch nach etwas Speziellerem besteht, könnt ihr auch einfach eine AG dafür aufmachen...[quote='literatomorph','index.php?page=Thread&postID=143644#post143644']Ich glaube das Götter mich begleiten, ich glaube das Nornen nein Schicksal gewebt haben. Ich glaube an die Götter die sich mir zeigen und mit mir sprechen. Ich bin nicht alleine und kann sie immer rufen, um Rat fragen und mit ihnen feiern.[/quote]Guess what: ich auch. Ich hab nur ein anderes Bild von "Götter" und "Nornen".


@Leif[quote='Leif','index.php?page=Thread&postID=143650#post143650']Während Toni sein Gottheitsbild ja verständlich darlegt, kann ich dazu nur sagen: Unbenommen, jedem seine eigene Ansicht. Nur teilen muss ich diese ja nicht und ihr auch nicht meine.[/quote]ihr Gottheitsbild. Dass du das teilst erwartet doch auch niemand..??

@Waldtochter
Und - ich habe kein Problem damit, wie jemand sein jeweiliges Gottesbild
auffasst. Ob er wirklich an einen hammerschwingenden Gott glaubt, ob er
sich den Hammer wegdenkt, ob Thor nur ein Name für pantheistische
Kräfte ist oder ob es vielleicht ganz andere Energien sind, die das
Leben fluten. Dessentwegen verurteile ich niemanden. Aber ich verstehe
noch immer nicht die Motivation eines Atheisten.
Dann verstehe ich deinen entsetzten Aufschrei hier aber nicht so wirklich. Ich verstehe deine Motivation auch nicht, aber es stört mich nicht, wenn du in meinem Verein wärst oder ggf. an einem Blot dabei bist an dem ich auch teilnehme. Ich denke es wurden jetzt hinreichend Beweggründe der ahteistischen/agnostischen Heiden dargelegt, die alle nochmal wiederholen bringt auch nichts. Man kann nicht alle Leute verstehen, muss man auch gar nicht. Dazu gibts zu viele Leute und zu viele andere wichtigere Sachen auf der Welt. ;)

Verfasst: 22.11.2016, 13:23
von Waldtochter
Mein Aufschrei kam aufgrund der Aussagen, man würde sich zum Heidentum aus Faulheit bekennen, weil man sich so die Mühe spart, eigene Fantasiegötter zu erfinden. Und ich würde da auch jederzeit wieder aufschreien, aber mir scheint, das wurde in den letzten Beiträgen ein wenig relativiert.

Verfasst: 22.11.2016, 13:46
von Zwerig
Waldtochter: „Nein, nein, darum geht es gar nicht. Ich sage nur, dass die heidnische Kultur so nicht mehr vorhanden ist. Wessen also frönt ein atheistischer Heide, der sich auf die Kultur beruft? Ich verstehe es schlicht nicht.“
Ich gehe davon aus, dass die Archetypen, die wie die Mythologie auch, selbst „nur“ Bilder sind – eine Bildersprache eben um etwas auszudrücken, was nicht so in banale Worte gefasst werden kann, der Ursprung der Religionen im Gehirn eines jeden ist; Zeitgleichheit und Raumlosigkeit kann der Mensch im Traum erleben; er kann selbst in mehrfacher Ausfertigung zugegen sein. Das kennt doch sicherlich jeder daher. Und in diesen Hirnregionen entstehen dann Bilder, Götter, ganze Szenarien, die ins Bewusstsein drängen, dort der Vierdimensionalität angepasst werden, vielleicht mal als Geschichten erzählt werden… Und an dieser Stelle ist einem atheistischen Zwerg die Geschichte, die Mythologie Kunst und Kultur; da sind dann auch Akteure in den Erzählungen, die der eine eben u.a. auch „Götter“ nennt. Und so denke ich, hat jeder auch z. B. seinen eigenen, persönlichen Odin; sein uraltes Wesen, unerkannt durch die Welten zu reisen beibehaltend, fährt mein Odin z.B. einen weißen Porsche – das kommt glaub ich unauffälliger als ein Schimmelreitender „St. Martin“ rüber.
egdZ

Verfasst: 22.11.2016, 15:15
von Toni
[quote='Waldtochter','index.php?page=Thread&postID=143653#post143653']Mein Aufschrei kam aufgrund der Aussagen, man würde sich zum Heidentum aus Faulheit bekennen, weil man sich so die Mühe spart, eigene Fantasiegötter zu erfinden. Und ich würde da auch jederzeit wieder aufschreien, aber mir scheint, das wurde in den letzten Beiträgen ein wenig relativiert.[/quote]"Relativiert" würd ich jetzt nicht sagen, meine Intention war dass man nicht werten sollte zwischen Göttern einer persönlichen und einer meinetwegen "kollektiven Entstehung". Jeder nimmt/kreiert sich halt, was für ihn passt.

Verfasst: 22.11.2016, 17:29
von literatomorph
Hallo Toni.
Hm, was bedeutet "werten"?
Ehrlich gesagt gibt es für mich schon gewisse Dinge, da frage ich mich ob die richtige Konstellation von Menschen gewählt wurde.
Wenn man keinerlei Grenzen für die Gemeinschaft setzt hat man bald Anhänger des Spaghettimonsters, Ufologen, Chaostheotiker, Rollenspieler ect auf einem Haufen...
Wo findet man dann noch die nordischen Gottheiten wieder?
Ist ja auch alles ok, und es sei jedem seine Anschauung gegönnt, aber dann sollte sich der Eldaring nicht länger auf "gelebtes germanisches Heidentum" beziehen, oder?
Gruß
Philipp

Verfasst: 22.11.2016, 18:48
von Haukrinn
Ich könnte Toni da jetzt falsch verstanden haben, aber ich habe den Eindruck, literatomorph, du verkehrst da seine Aussagen schon wieder ins Extrem. Das wir ein Verein für germanisches Heidentum sind und dementsprechend germanisch geprägte kultische Handlungen gemeinsam vollziehen ist denke ich unstrittig. Das was ich bei Toni raus lese (denke ich, ich persönlich sehe es jedenfalls so) ist aber, dass der Zugang zu den germanischen Göttern und das daraus entstehende persönliche Bild der Götter welches ein jeder hat doch bitteschön jedem selbst überlassen sein sollte. Faktisch funktioniert das zumindest meines Eindrucks nach im Eldaring genau so auch sehr gut, sei es auf Stammtischblóts, auf dem Thing, auf Ostara oder einfach nur im persönlichen Gespräch.

Ansonsten kann ich dazu nur sagen: Über nicht beweisbares lässt sich zwar vortrefflich streiten, zu einem Konsens oder einer wahren Antwort kommt man da aber ganz bestimmt nicht. ;)

Verfasst: 22.11.2016, 19:11
von Maxim
[quote='Waldtochter','index.php?page=Thread&postID=143651#post143651']Was ich dir ehrlich gesagt schon ziemlich übel nehme, ist deine Rhetorik, die anklingen lässt, ich sei keine richtige Heidin, weil ich die und die Überzeugung vertrete[/quote]Dann möchte ich mich dafür entschuldigen, denn das habe ich nicht beabsichtigt.[quote='Waldtochter','index.php?page=Thread&postID=143651#post143651']was genau sie in ihren Augen zu Heiden macht, wenn sie nicht glauben[/quote]Da wären wir wieder bei der Überbewertung des Glaubens. Bin ich denn ein schlechter Heide, wenn ich bei Gewittern eben nicht glaube, dass oben in der Luft ein menschenähnliches Wesen mit prallen Muskeln und roten Haaren hammerschwingend seinen Ziegenwagen lenkt? Aber es geht kein Gewitter vorbei, wo ich nicht an Donar denke. Und damit finde ich, ehre ich das Erbe der germanischen Völkerschaften, als deren Erbe ich mich der Sprache nach betrachte. Und es bleibt ja nicht nur beim Denken an Donar. Ich habe auch schon am Donnerstag für ihn bei einer schönen Eiche Bier vergossen. Aber jetzt wirklich felsenfest glauben... ich finde einfach, dass das keine Bedingung ist für die heidnische Religion.
[quote='Waldtochter','index.php?page=Thread&postID=143651#post143651']es ist auch eher ein modernes Phänomen, dass wir um sämtliche Götter tanzen, jeden anrufen und mit allen best friends sind.[/quote]Na ja, modern... das gibt es schon, seit man mit Nachbarkulturen Handel treibt. Die Wikinger selbst die Jesus als einen ihrer Götter aufgenommen haben sollen, und die viele orientalischen Kulte, die bei Griechen und Römer populär wurden.

Etwas Modernes scheint es teilweise auch zu sein - allerdings auch schon seit der Spätantike - dass man so auf die großen Gottheiten versteift ist...
[quote='Waldtochter','index.php?page=Thread&postID=143651#post143651']Aber ich verstehe noch immer nicht die Motivation eines Atheisten.[/quote]Na gut, da fange ich langsam an, dir beizupflichten... Das ist auch für mich etwas seltsam nachzuvollziehen... ich betrachte mich als Polytheist, aber die Frage, ob ich an die Götter glaube, beantworte ich nicht. Ich verehre sie, ja. "Glauben an" bedeutet für mich eben alles für wahr zu halten, was von den Göttern gesagt oder geschrieben wurde. Und das tue ich nicht. Ich sehe die Götter vor allem eben als Personifizierungen natürlicher Vorgänge. [quote='Waldtochter','index.php?page=Thread&postID=143651#post143651']Finde ich ziemlich heftig, Religion vom IQ abhängig zu machen und alle Dummen zu den anderen Religionen schicken zu wollen.[/quote]Das tue ich nicht, weil wie oben schon mehrmals beschrieben, hat Religion für mich nicht zwangsläufig was mit Glauben zu tun.

Des Weiteren gibt es einen Unterschied zwischen Vernunft und Intelligenz. Vernunft ist das, was jeder Mensch sein sollte. Intelligenz schafft nicht jeder und ist auch gar nicht nötig. Jeder sollte auch Sport machen und auf seine Ernährung achten, aber nicht alle werden Bodybuilder oder verzichten ihr lebenlang auf Alkohol.

Und tut mir leid: Blinder Glaube zeugt für mich nicht von Vernunft. Und da stimmt mir Klio, Muse der Geschichtsschreibung, sicherlich zu. Oder - wir sind hier ja im Eldaringforum - eben die Göttin Saga. Wie viel Böses ist denn durch dummen Glauben entstanden?
[quote='literatomorph','index.php?page=Thread&postID=143657#post143657']Wo findet man dann noch die nordischen Gottheiten wieder?[/quote]Wie Schwanenfuß und ich schon schrieben: Die [s]nordischen [/s]germanischen Götter sind doch das Bindeglied des Eldarings und aller germanischer Heiden.

Wenn man sich nach heidnischer Manier etwas mehr auf das Ausrichten von Opferfesten statt auf derlei Diskussionen konzentrieren würde, dann könnte das mit dem Kultverein schon klappen.

Wieso eigentlich immer nordische Götter, Odin und Thor? ... Da sind teilweise Hercules Saxanus und Mercurius Gimbrianus noch eher gerechtfertigt. Sicherlich werden die religiösen Bräuche aus Skandinavien denen der Kontinentalgermanen geglichen haben und ich verstehe auch, wieso man die Eddas übernimmt und so... aber ich verstehe trotzdem nicht ganz, wieso man nicht die deutschen Namen verwendet.

Verfasst: 22.11.2016, 19:18
von Maxim
Die sg. DRITTE Edda, womit die Volksmärchen und -sagen gemeint sind, sind ein wertvoller Schatz, die die Mythen mal anders beleuchten und einem auch näher bringen:

https://books.google.be/books?id=sm3bWG ... ge&f=false