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Verfasst: 15.01.2017, 18:32
von Angelotheist
[quote='Preusselchen','index.php?page=Thread&postID=144188#post144188']vielleicht bin ich auch nur ein schlichtes Gemüt.[/quote]Nein, Du bist deswegen sicher kein schlichtes Gemüt! Du hast halt einen anderen Glauben, den Glauben, der zu dir passt und der für Dich der beste ist! ;)
Dass Du mit JHWH nicht so viel anfangen kannst, wie mit den heidnischen Gottheiten, finde ich weder gut, noch falsch oder gar schlecht! Und ich glaube, dass auch JHWH dafür Verständnis hat, wenn Er sieht, wie diejenigen, die an Ihn glauben Ihn manchmal darstellen, bzw. wie sie Ihn sich vorstellen!
Jede/Jeder soll seinen/ihren Glauben haben und leben, wie es für sie/ihn am Besten ist! Solange dann auch noch das zwischenmenschliche stimmt, ist alles gut! Und ich glaube ganz fest daran, dass JHWH das ganz ähnlich sieht, es sind nur einige Menschen, die das anders sehen und dann leider meinen, dass Er es auch anders sehen muss,eben so, dass ihre Religion die einzig wahre ist und alle anderen verdammt sind, oder sonst irgend ein Schmarren, der nur für Unfrieden und schlechte Stimmung sorgt...

Hier mal ein Statement von Ihm persönlich dazu: https://www.youtube.com/watch?v=hTarMdJub0M

OK, das ist ein Cartoon, aber manchmal glaube ich, dass GOTT wirklich so ähnlich denkt! "Habt Euch alle lieb, tötet niemanden, besonders nicht in Meinem Namen, und lasst Mich aus Euren dummen Kabbeleien raus!" [font='Comic Sans MS, sans-serif']Jah[/font]
Ich denke mal dass Euch allen klar ist, was ich mit dem Video sagen will! ;)


In diesem Sinne, schönen Sonntag Abend und guten Start in die neue Woche!
Marcel

Verfasst: 15.01.2017, 20:12
von Haganrix
[/quote]

Ich gebe Dir mit Deiner Aussage zum Heidentum vollkommen recht. Der Link sollte meine Kritik am Christentum ausdrücken Ich denke mal das wird auch sehr deutlich. Unbequem sollten wir auf jeden Fall sein und bleiben.

Asenheil und Wanensegen
Annette[/quote]

D'accord!

Verfasst: 15.01.2017, 22:18
von Preusselchen
Vielleicht... Vielleicht liegt das ja daran, dass der Gott, der Abraham und Moses usw. erschienen ist, der Gott Israels, JHWH, eben doch nicht derselbe ist wie der Eine Gott oder das Eine Göttliche Prinzip, von dem die Philosophen sprachen, und mal ist es eben noch die Gottheit JHWH, die in ihrem Wesen nicht besser oder schlechter ist als die anderen Götter/Gottheiten der Völker, ein anderes Mal ist es der EINE GOTT, mit dem die Christen Kontakt haben? Der Gott, der für Religionskriege und Fanatismus zuständig ist, ist der Stammesgott, der für die Erleuchtung Jesu zuständig war, ist der Gott der Philosophen.

Ich räume ein, dies ist natürlich eine sehr hellenistisch-heidnisch geprägte Sichtweise. Man könnte genauso gut einfach bei Gott und Teufel bleiben. Dann wäre Gott für alles Gute und der Teufel einfach für alles Böse zuständig...

Verfasst: 16.01.2017, 02:31
von Angelotheist
[quote='Preusselchen','index.php?page=Thread&postID=144197#post144197']Vielleicht... Vielleicht liegt das ja daran, dass der Gott, der Abraham und Moses usw. erschienen ist, der Gott Israels, JHWH, eben doch nicht derselbe ist wie der Eine Gott oder das Eine Göttliche Prinzip, von dem die Philosophen sprachen, und mal ist es eben noch die Gottheit JHWH, die in ihrem Wesen nicht besser oder schlechter ist als die anderen Götter/Gottheiten der Völker, ein anderes Mal ist es der EINE GOTT, mit dem die Christen Kontakt haben? Der Gott, der für Religionskriege und Fanatismus zuständig ist, ist der Stammesgott, der für die Erleuchtung Jesu zuständig war, ist der Gott der Philosophen.[/quote]Eine interessante Theorie!
Es ist nur so, dass das Neue Testament auf das Alte Testament aufbaut und eindeutig derselbe Gott JHWH gemeint ist, der im NT "Vater" genannt wird.
Eine Erklärung, mit der ich gut leben könnte ist, dass GOTT in Jesus Mensch geworden ist (ein Grundsatz des christlichen Glaubens) und dass Seine Erfahrungen als Mensch, dass wir Menschen eben so sind, wie wir sind, dass es aber auch viele Menschen guten Willens gibt, auch wenn es leider auch viele gibt, die nicht guten Willen sind, Ihn auch verändert haben. Diese These ist zwar sehr gewagt, aber für mich durchaus plausibel! GOTT musste Mensch werden, in aller Konsequenz, um mehr Verständnis und Geduld mit den Menschen zu erlangen!
[quote='Preusselchen','index.php?page=Thread&postID=144197#post144197']Ich räume ein, dies ist natürlich eine sehr hellenistisch-heidnisch geprägte Sichtweise. Man könnte genauso gut einfach bei Gott und Teufel bleiben. Dann wäre Gott für alles Gute und der Teufel einfach für alles Böse zuständig...[/quote]Ja, das wäre auch eine Erklärung! Das wäre dann in der Zarathustra-Religion so zu finden:

https://de.wikipedia.org/wiki/Zoroastrismus
(Der alt-persische Philosoph und Religionsgründer Zarathustra wird auch Zoroaster genannt.)

In dieser Religion gibt es den guten Schöpfergott Ahura Mazda, dem ein böser Gegengott gegenübersteht. Daher ist der Zoroastrismus eine dualistische Religion. Ahura Mazda kann mit JHWH gleichgesetzt werden, da beide als Schöpfer von Himmel und Erde, also der Welt gelten. Ahura Mazdas Gegenspieler ist dem Teufel ähnlich, jedoch nicht wirklich äquivalent. Alles weitere im Link!

Verfasst: 16.01.2017, 18:37
von Preusselchen
Danke für die Verlinkung.[quote='Jehovah','index.php?page=Thread&postID=144200#post144200']Diese These ist zwar sehr gewagt, aber für mich durchaus plausibel! GOTT musste Mensch werden, in aller Konsequenz, um mehr Verständnis und Geduld mit den Menschen zu erlangen![/quote]Schöne Vorstellung.
[quote='Jehovah','index.php?page=Thread&postID=144200#post144200']Es ist nur so, dass das Neue Testament auf das Alte Testament aufbaut und eindeutig derselbe Gott JHWH gemeint ist, der im NT "Vater" genannt wird.[/quote]Ok, aber es kann ja auch sein, dass es der EINE GOTT war, der da Jesus erschien, und dass er, als Jude, diesen Einen natürlich mit seinem angestammten Gott JHWH gleichsetzte; so wie ja zum Beispiel eben auch die Philosophen in Griechenland den EINEN GOTT mit dem von Hause aus bekannten Zeus gleichsetzten. Obwohl der mythologische Zeus genauso wenig ohne Makel ist wie der alttestamentarische Jahweh. Man hat den EINEN GOTT vielleicht das Gesicht gegeben, dass man am besten kannte.


Schon interessant, aber wie gesagt, ich konzentriere mich lieber auf die kleineren Gottheiten oder Geisterwesen, die mir in Wald und Flur begegnen.

Verfasst: 17.01.2017, 00:17
von Angelotheist
[quote='Preusselchen','index.php?page=Thread&postID=144203#post144203']Ok, aber es kann ja auch sein, dass es der EINE GOTT war, der da Jesus erschien, und das er, als Jude, diesen Einen natürlich mit seinem angestammten Gott JHWH gleichsetzte; so wie ja zum Beispiel eben auch die Philosophen in Griechenland den EINEN GOTT mit den von Hause aus bekannten Zeus gleichsetzten. Obwohl der mythologische Zeus genauso wenig ohne Makel ist wie der alttestamentarische Jahweh. Man hat den EINEN GOTT vielleicht das Gesicht gegeben, dass man am besten kannte.[/quote]Eine interessante Theorie, die sich aber nicht damit deckt, dass der Gott, der durch die Propheten des AT spricht, im NT in Jesus Christus Mensch geworden ist. Dazu kann ich nur sagen, dass niemand weiß, wie es wirklich war und ist, da es um Glauben geht, und Glaube ist nicht Wissen! ;)
Ich glaube das, was ich geschrieben habe. Das muss aber nicht zu 100% den Tatsachen entsprechen...

Verfasst: 17.01.2017, 09:32
von Ylva
[quote='Preusselchen','index.php?page=Thread&postID=144188#post144188']

... und bevorzuge ich doch lieber die Götter und Geister, die in Tümpeln und Flüssen, in Wald und Flur und in den Bergen leben und walten, und die man durch Opfergaben gnädig stimmen muss, aber die einem nicht solche Kopfzerbrechen bereiten. Wie gesagt, ich meine das nicht böse und vielleicht bin ich auch nur ein schlichtes Gemüt.[/quote]Dem widerspreche ich:
Das ist eine christiliche Interpretation, die seit langem tradiert wird.
Warum und wofür sollte man die Götter gnädig stimmen?
Reicht es nicht mit einem Opfer für Ostara den Frühling zu begrüßen, und mir gutes Wetter für das Gartenjahr zu wünschen?
Was hat ein Wunsch mit "gnädig stimmen" zu tun? Das habe ich nie verstanden.


Ylva

Verfasst: 17.01.2017, 09:40
von Armin
Ich würde sogar sagen, daß das eine alttestamentarische Tradierung ist, denn der Gott des neuen Testaments ist ja seinen Schäfchen gegenüber sogar in der "Bringschuld" (siehe das Gleichnis des guten Hirten)...

Daß es bei besonders bitteren Momenten (lang anhaltenden Dürren z.B.) große Opfergaben gegeben hat, bei denen auch schon mal ein König im Moor geopfert wurde war eine äußerst seltene Ausnahme, bei der davon ausgegangen wurde, daß etwas ins Ungleichgewicht gebracht wurde. Dann mußte man die Götter besänftigen.


Abgesehen davon - wenn ich es mir so überlege - könnte ich mir durchaus vorstellen, daß die Götter einen gewissen Groll gegen Menschen hegen wenn ich mir besehe, in welchem Zustand die Erde steht und was die Ursache dafür ist...

Verfasst: 17.01.2017, 10:33
von Nebelwolf
Das ist meinetwegen eine christliche Interpretation, aber doch z.B. aus römischen und vedischen Quellen sehr gut bezeugt? Auch zusammengefasst als "do ut des: ich gebe damit du gibst". Wogegen sich das prophetische Judentum und das frühe Christentum ja ganz bewusst abgrenzen.

[quote='Preusselchen','index.php?page=Thread&postID=144203#post144203']Ok, aber es kann ja auch sein, dass es der EINE GOTT war, der da Jesus erschien, und das er, als Jude, diesen Einen natürlich mit seinem angestammten Gott JHWH gleichsetzte; so wie ja zum Beispiel eben auch die Philosophen in Griechenland den EINEN GOTT mit den von Hause aus bekannten Zeus gleichsetzten.[/quote]
Lies mal hier: http://www.asawiki.eldaring.de/index.ph ... r_Einfluss

Wenn du das voneinander trennen willst, machst du denselben Fehler wie Markion, der 100 Jahre nach dem Aufkommen des Christentums die gesamte ältere Myhologie aus selbigem entfernen wollte.
Die Gnostiker seiner Zeit waren ja genauso drauf, indem sie wegen der negativen Bewertung der Schöpfung jeglichen Bezug zwischen Gott und den Göttern der Menschen bestritten haben. Somit war auch der "Schöpfer" nicht mit Gott gleichzusetzen. Auch jüdisch-christliche Fundamentalisten haben dasselbe Problem, wenn sie z.B. versuchen, Jahwe gegen El auszuspielen und damit in der jüdischen Religionsgeschichte etwa 3000 Jahre zurückfallen.

Dabei ist es ja gerade die provozierende Grundaussage der Bibel, dass sich hinter dem fürsorglichen El auf Abrahams Hausaltar, dem starken JHWH im brennenden Dornbusch und dem menschlichen Christus im Wanderprediger "gestern, heute und in Ewigkeit derselbe" Gott befinden.

Die Menschheit hat auch 2500 Jahre nach dem Brahmanismus nicht gelernt, dass wir unsere gewohnten Bilder vom Ewigen nicht mit dem Ewigen selbst gleichsetzen dürfen, die verschiedenen Offenbarungen (von denen sich mindestens drei in der Bibel finden) zeigen das doch besonders deutlich.
Man hat den EINEN GOTT vielleicht das Gesicht gegeben, dass man am besten kannte.
Wieso "vielleicht"? Alles andere wäre doch unlogisch.

@Jehovah, ich dachte das Credo quia absurdum ist schon im 13.Jahrhundert aus der Mode gekommen? ;) :P

@Adolfo: https://de.wikipedia.org/wiki/Volksmund

Verfasst: 17.01.2017, 12:57
von Preusselchen
[quote='Ylva','index.php?page=Thread&postID=144205#post144205']Dem widerspreche ich:
Das ist eine christiliche Interpretation, die seit langem tradiert wird.
Warum und wofür sollte man die Götter gnädig stimmen?
Reicht es nicht mit einem Opfer für Ostara den Frühling zu begrüßen, und mir gutes Wetter für das Gartenjahr zu wünschen?
Was hat ein Wunsch mit "gnädig stimmen" zu tun? Das habe ich nie verstanden.[/quote][quote='Armin','index.php?page=Thread&postID=144206#post144206']Ich würde sogar sagen, daß das eine alttestamentarische Tradierung ist, denn der Gott des neuen Testaments ist ja seinen Schäfchen gegenüber sogar in der "Bringschuld" (siehe das Gleichnis des guten Hirten)...

Daß es bei besonders bitteren Momenten (lang anhaltenden Dürren z.B.) große Opfergaben gegeben hat, bei denen auch schon mal ein König im Moor geopfert wurde war eine äußerst seltene Ausnahme, bei der davon ausgegangen wurde, daß etwas ins Ungleichgewicht gebracht wurde. Dann mußte man die Götter besänftigen.


Abgesehen davon - wenn ich es mir so überlege - könnte ich mir durchaus vorstellen, daß die Götter einen gewissen Groll gegen Menschen hegen wenn ich mir besehe, in welchem Zustand die Erde steht und was die Ursache dafür ist...[/quote][quote='Nebelwolf','index.php?page=Thread&postID=144208#post144208']Das ist meinetwegen eine christliche Interpretation, aber doch z.B. aus römischen und vedischen Quellen sehr gut bezeugt? Auch zusammengefasst als "do ut des: ich gebe damit du gibst". Wogegen sich das prophetische Judentum und das frühe Christentum ja ganz bewusst abgrenzen.[/quote]Der Nebelwolf hat es stellvertretend für mich beantwortet (Danke!).

Zwischen dem alten Judentum und dem Heidentum sehe ich auch kaum Unterschied, außer eben dass den Juden jegliche Formen des Orakelns fehlen. Sonst sehe ich da nur eben den Kult eines Gottes der von einem Volk gepflegt wird, mit dem Unterschied, dass dieses Volk keine anderen Kulte zuließ. Da muss man bei aller Toleranz der Heiden aber auch sagen, dass nicht jeder x-beliebige Kult in Athen oder Rom ausgeübt werden dürfte.

Was das "gnädig stimmen" oder "besänftigen" oder "begrüßen" angeht, so denke ich nicht, dass das christlicher Einfluss ist. Schon antike Philosophen und Dichter kritisieren die Angst die die Religion den Menschen teilweise einflößte. Vielleicht ist das "Ich stehe mit meinen Göttern auf Augenhöhe" doch eher neuheidnisch. Ich weiß es alles eigentlich nicht, ich habe überhaupt kein Problem damit, ob einer nun mit seinen Göttern auf Augenhöhe steht oder meint, sie besänftigen zu müssen. Ich habe bei letzterem ein gutes Gefühl, ich finde, das hat irgendwie was.

Verfasst: 17.01.2017, 13:30
von literatomorph
Moin,moin.
Also auf Augenhöhe sehe ich die Götter nicht. Immerhin sind es Götter und die haben eine ganze Menge mehr drauf. Das trifft mit Sicherheit auch auf Alben, Nissen, Disen und andere Wesen zu, nur sie die schon sehr spezialisiert auf ihre Natur.
Einem Flussgeist ein wenig zu opfern um unbeschadet schwimmen zu gehen , oder sich zumindest vorher anzukündigen halte ich für eine gute Idee.
Ich denke es gibt da schon eine Fehlrezeption im modernen Heidentum. Es geht hier ja nicht um kriecherischen Demut, sondern um Ehrerbietung und Respekt.
Gruß
Philipp

Verfasst: 17.01.2017, 14:29
von Preusselchen
[quote='literatomorph','index.php?page=Thread&postID=144211#post144211']Einem Flussgeist ein wenig zu opfern um unbeschadet schwimmen zu gehen , oder sich zumindest vorher anzukündigen halte ich für eine gute Idee.[/quote]Genauso meinte ich das. Ich dachte nicht einmal so sehr an die berühmten Götter wie Odin-Patollo oder Thor-Perkuno, ich dachte an diese kleinen Götterlein oder Geister und dann eben so wie es gerade anfällt: Wenn man baden möchte, wenn der Frühling anbricht, wenn man durch den Wald spaziert. Aber nicht so sehr aus Demüt... eher aus... naja, ich nenne es jetzt mal eben aus "abergläubischem Schauer".

Verfasst: 17.01.2017, 20:13
von Nebelwolf
Hm, dazu passen vielleicht die Anekdoten hier aus einem Bibelkommentar ;)
Die Götter der Erfahrungsreligion sind keine Sache des Glaubens. Die Frage »Glaubst du an Flußgötter?« ist falsch gestellt. Vielmehr müßte sie lauten:
»Bist du bereit, was du am Fluß siehst, als Ausdruck eines Göttlichen anzuerkennen?« Anstelle der Frage: »Hast du schon einmal einen Flußgott gesehen?« müßte gefragt werden: »Hast du ein Erlebnis gehabt, das dich vom Sinn solcher Anerkennung überzeugt hat?«
Das Wesen wird vom erfahrungsreligiösen Menschen nicht hinter, sondern in den Wirkungen gesucht ... Der Gott ist nicht einfach das Element. Der Flußgott ist nicht der Fluß, sondern dessen begegnende Wirklichkeit. Er ist die Gestalt gewordene Atmosphäre des Flusses ... Von Göttern zu reden, von Grundcharakteren des Seins, die quer zur Verdinglichung stehen, ist eine wesentliche Erleichterung für sonst nur sehr indirekt und geschraubt ausdrückbare Zusammenhänge in der Naturphilosophie, aber auch der Psychologie.

Reinhard Falter
»Die Apostel des Christentums«, meinte der Freund, »die den Heiden zeigen wollten, daß ihr Glaube ein leerer Wahn sei, haben in Wirklichkeit gar nichts bewiesen. Wenn Bonifatius die heilige Eiche, der sie nur mit Ehrfurcht nahen konnten, kurzerhand fällte, so konnte er das ohne Bedenken tun, weil ihm ein ganz anderer Mythos die Augen für etwas ganz anderes geöffnet und damit für das, was die Heiden bewegte, gründlich verschlossen hatte. Er konnte das gefahrlos tun, nicht weil die alten Götter, wie er meinte, vordem Namen Christi kapitulieren mußten, sondern weil ihr Sein in keinerlei Beziehung zu ihm stand. Das trifft auch für die ganz Primitiven zu, die sich in einer ganz unmythischen oder religionsleeren Welt eingerichtet haben. Ein solcher geht völlig ungerührt durch diesen Wald und genießt höchstens die gute Luft und die Stille, während der ganze Zauber, in dessen Bann wir stehen, für ihn ebensowenig existiert, wie die schönste Melodie für einen Tauben. So braucht man auch nicht zu befürchten, daß ihm etwas Aufregendes begegnet und gefährlich werden könnte.«
Ein Cazique war mit mehreren seiner Leute vor den Christen auf die Insel Kuba geflüchtet. Dort erreichte sie die Nachricht, daß die Christen ebenfalls dorthin kommen würden. Darauf versammelte der Cazique seine Leute und sagte: »Ihr wißt bereits, daß es heißt, die Christen kämen hierher. Ihr habt gehört, wie sie mit den Leuten auf Haiti umgegangen sind. Wißt ihr auch, warum sie so handeln?«
Sie sagten nein! Es müßte denn sein, daß sie von Natur aus boshaft und grausam wären. »Sie tun es nicht nur deswegen«, sagte er, »sondern sie haben einen Gott, welchen sie anbeten und den auch wir mit aller Gewalt anbeten sollen; um deswillen peinigen, unterdrücken und töten sie uns. Seht«, sagte er, indem er auf ein Körbchen voll Gold und Edelsteine wies, das neben ihm stand, »dies ist der Christen Gott! Wenn ihr einverstanden seid, wollen wir ihm zu Ehren tanzen. Vielleicht ist er uns gnädig und befiehlt den Christen, daß sie uns nichts zuleide tun.« Freudig schrien sie alle: »Recht gut! Recht gut!« und sogleich tanzten sie vor ihm, bis sie sämtlich müde waren. Nun sagte der Cazique: »Seht, wenn wir ihn bei uns behalten, so nehmen sie ihn uns doch und schlagen uns hinterher tot. Werfen wir ihn lieber in den Fluß.«Alle waren es zufrieden, daß er hineingeworfen würde; und sie warfen ihn auch wirklich in einen großen Strom.«
(Die Flucht nutzte dem Caziquen nichts ...) Endlich ward er gefangen ... Als er bereits an den Pfahl gebunden war, sagte ihm ein Geistlicher vom Orden des heiligen Franziskus von Gott und unserem Glauben, wovon der Cazique noch nie das geringste gehört hatte ..., und versicherte ihm endlich, wenn er das, was er ihm sage, glauben wolle, so werde er in den Himmel kommen ..., widrigenfalls aber werde er in der Hölle ewige Qual und Pein leiden müssen. Der Cazique fragte sodann den Geistlichen, ob denn auch Christen in den Himmel kommen. »Allerdings«, sagte der Geistliche, »kommen alle guten Christen hinein!« Sogleich und ohne weiteres Bedenken sagte der Cazique, dort wolle er nicht hin, sondern lieber in die Hölle, damit er nur dergleichen grausame Leute nicht mehr sehen, noch da sein müsse, wo sie zugegen wären.
So beförderten die Spanier... die Ehre Gottes und unserer Religion.

Bartolome de Las Casas, 16. Jahrhundert
Quelle: Die Bibel erschlossen und kommentiert von Hubertus Halbfas, http://www.patmos.de/die-bibel-p-7663.html

Verfasst: 18.01.2017, 00:05
von Angelotheist
[quote='Nebelwolf','index.php?page=Thread&postID=144208#post144208']@Jehovah, ich dachte das Credo quia absurdum ist schon im 13.Jahrhundert aus der Mode gekommen?[/quote]Wie meinen? "Ich glaube, weil es unsinnig ist", oder? :huh: Also, ich glaube weil es mir gut tut! ;)

Verfasst: 07.02.2017, 21:10
von Haganrix
[quote='literatomorph','index.php?page=Thread&postID=144071#post144071']Ich muß noch hinzufügen:
Ich finde es geht um Eigenverantwortlichkeit. Wenn man glaubt sich falsch oder negativ verhalten zu haben ist es zwingend erforderlich sich damit zu befassen oder der Situation eventuell zu bereinigen. Wenn ich aber gewohnheitsmäßig die Verantwortung auf einen Gott oder das Schicksal übertrage flüchte ich vor den Konsequenzen meines handelns.[/quote]

Wie sehr in Europa die herrschende Logik und die herrschende Religion zueinander im Widerspruch stehen, ist das wohl zentrale Thema des nachfolgenden Interviews: http://klappentexter.blogspot.de/2012/0 ... r-den.html