Juana schrieb:
Ich habe bisher nichts gefunden, wonach Christen die Skaverei bzw. Leibeigenschaft aus Glaubensgründen aufgegeben hätten.
Hallo Juana,
ich habe dazu jetzt nochmals recherchiert, mit dem hochseriösen "Lexikon des Mittelalters" als erstem Anlaufpunkt.
Zu Spätantike und Frühmittelalter: Zwar gab es in der Kirche durchaus Befürworter der Sklaverei mit der Begründung, jeder Mensch solle auf dem Platz verbleiben, auf den Gott ihn gestellt habe, andererseits aber hatte gerade das Wirken Papst Gregors I. (des Großen) exemplarische Wirkung, der auf den Sklavenmärkten massenhaft Sklaven freikaufte und auch alle Christen als Akt christlicher Barmherzigkeit zur Frfeilassung von Sklaven aufrief. Dass dies auch befolgt wurde, ist durch ein überreiches Quellenmaterial gut belegt (hagiographische Texte, Urkunden, Testamente usw. - hier vor allem das Testament der reichen Pariser Witwe Erminethrude, die ihre Freigelassenen auch mit Häusern ausstattete). Zum besseren Verständnis vergangener Epochen sollte man sich davor hüten,
die Kirche oder
das Christentum immer als monolithischen Block anzusehen. Das war ja nie so und ist bis heute nicht der Fall.
Zu Skandinavien: Während hier die Sklaven zuvor außerhalb des Rechts und des Familienverbandes standen (also die gleiche Rechtsnatur wie Vieh und andere mobile Gegenstände besaßen), wurden Sklaven nach der Christianisierung durch kirchenrechtliche Bestimmungen nicht nur gegenüber Personen außerhalb der Familie bußfähig, sondern das kanonische Recht verbot außerdem die Erblichkeit des Sklavenstatus. Kinder von Sklaven wurden dadurch automatisch zu Freien. Zum Niedergang des Sklaventums trugen weiterhin aber auch wirtschaftliche Gründe bei, da Sklavenhaltung in einer sich verändernden Rechtslage einfach zu teuer wurde.
Aber wie gesagt, das betrifft ausschließlich die Haltung
christlicher Sklaven. Der Sklavenhandel mit baltischen und slawischen Gefangenen wurde dadurch nicht berührt, und Handelsmächte wie Venedig und Genua spielten bis in die frühe Neuzeit hinein eine sehr unrühmliche Rolle im Sklavenhandel des Mittelmeerraumes. Aber das ist eine andere Geschichte.
Schöne Grüße,
Kurt