Germanische Anakreontika

Lyrik, Texte, Bilder und Musik aus dem Dunstkreis des Eldaring e.V.
Antworten
Ylf
Beiträge: 3
Registriert: 01.05.2024, 00:21

Germanische Anakreontika

Beitrag von Ylf »

Die nachfolgenden Texte sind dem Band "Apollinische Anakerontika" entnommen, den ich vor circa einen Monat unter dem Pseudonym Heinrich Raab rausbrachte. Obwohl hin und wieder christliches aufkommt und Titel sowie Form nach Griechenland schreit, gibt es einige Sentenzen, die nur aus der Sicht eines paganen Heiden sinnstiftend wirken. Ich will keinen dazu verdonnern, sich mein Buch zu kaufen, weshalb ich bei PN gerne ein PDF bereitstelle. Wer trotzdem ein Exemplar möchte, dem kann ich es zum vergünstigten Autorenpreis zukommen lassen, gerne auch mit Widmung.

Dichten ist mir ein liebgewonnenes Hobby, ob ich aber das nötige Talent besitze, weiß ich nicht. Für eine Rückmeldung, ganz gleich ob posi- oder negativ, wäre ich daher sehr dankbar.

_______________________________


Aus einem Festgelage

Der Jüngling:
Wie Odin will vom Wein ich leben;
Vom Weine nur und sonst von nichts.
Das Wasser – könnt’s den Hunden geben:
Solang’ der Schlauch bleibt auf dem Tisch.

Der Alte:
Besinn dich, Freund, wie soll’s gelingen,
Wenn deine Neig zur Neige geht?
Willst nüchtern heil’ge Lieder singen,
Wo Wurst nicht auf dem Tische steht?

Der Jüngling:
Ich seh’s gern ein, nicht ist es weise,
Schmaust denn auf dem Sumbel wohl,
Wenn der Met als Trank und Speise
Auf den Tisch gedeckt sein soll.

_____________________________________

Taureif

Fraget man ein jedes Kind,
Warum die Wiesen raureif sind,
So sagt es artig, gar geschwind:
Von der Esche droben
Kommen sie geflogen.

Fragt man mich, das größte Kind,
Warum man sie dort also find’,
Dann sag ich jedem an gelind’:
Freyas fein Geschmeide
Liegt silbern auf der Heide.

________________________


Die Priesterin

Weißes Leinen streift die Felder,
Schritte schreiten leis und fest,
Schreiten hin von Ost nach West,
Fackellicht erfüllt die Wälder,
Freunde, dieses ist ein Fest;
Nicht allein nach Tag und Stunde,
Nach dem Rascheln im Geäst
Dringt hinauf die frohe Kunde.

Vorne geht die hochgeweihte,
Dieses schöne, art’ge Weib
Mit dem zierlich straffen Leib.
Welch ein Band umschließt uns beide!
Wohl weiß es die liebe Maid,
Wer ihr heute half beim Tragen
Ihres Blótes Feuerscheid
Und was dieser tat erfragen.

Eine Strähn’ hat’ ich erbeten
Aus dem wallend braunen Haar,
Doch ratet nur, was gab sie da?
Was sie zum Lohne hat gegeben,
Als sie stand, die Brüste bar?
Küsse sag ich, sonst nichts weiter,
Was für Freuden sie gebar!
Freunde kommt, seid immer heiter!

Saget nicht: Welch schlimme Sünde,
Nicht dem Feste gilt dein Glück
Und das Leuchten in dem Blick
Hat nebst den Fackeln andre Gründe,
Die schreiten dort so weit entrückt,
Wo im Nebel Äste krachen –
Nicht den Göttern eine Brück’
Tat sie heut’ dich selig machen.
_____________________________________

Wenn ihr mögt, kann ich gerne weitere meiner kleinen Versuche posten. Bis dahin. Habt einen fabulösen Tag. Möge Odin über euch wachen.
Rudi
Moderator
Beiträge: 271
Registriert: 05.03.2002, 00:00
Wohnort: wo das Ruhrgebeat am schönsten ist

Re: Germanische Anakreontika

Beitrag von Rudi »

WOW!
Bin ich des Christlichen schon so entwöhnt daß ich den von dir in deinem "Vorwort" erwähnten christlichen Bezug so überhaupt nicht sehen kann...?!
Chapeau!
Wenns denn nach mir geht: gerne mehr davon!
Rudi
Freya und Sahsnot, helft uns den alten Glauben zu bewahren
Antworten