Teleologie

Diskussionen rund um das Thema Götter und Heidentum
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Boduos

Teleologie

Beitrag von Boduos »

Nabend Forum.

Was ich schon seit einiger Zeit fragen wollte und was mir durch den Kopf geistert. Welchen Sinn und Zweck hat das eddische Universum? Gibt es eine Bestimmung die erfüllt werden muss und wenn ja, wird diese in den eddischen Texten enthüllt?

So wie ich das sehe ist das Universum zu Anfang einfach, bis zu dem Zeitpunkt als anscheinend mehr durch Zufall als durch Schicksal die ordnende Kraft in Existenz tritt mit Bure, den Audhumla aus dem Eis eher zufällig als gewollt freileckt. Der setzt ja die Erschaffung der Welt in Gang. Wobei die Welt sich nur auf die Teile bezieht die nicht bereits vorhanden waren. Die eigentliche Entstehung des Seins an sich wird ja nicht geschildert, als die Protagonisten die Bühne betreten ist diese bereits bereitet. Der Agent der Ordnung tritt in Aktion und die Handlung tritt in Kraft. Durch diverse Entscheidungen entstehen dann Bedingungen die weitere Handlungen erzwingen und unausweichlich zum Ragnarök führen. Das ist aber eher ein reinigendes Ereignis als ein Weltenende.

Die Frage steht im Raum, wenn es einen tieferen Sinn im eddischen Universum gibt, welcher das ist und woher er kommt. Ist er extrinsisch von aussen vorgegeben oder ist er im Universum an sich begründet? Und wenn es keinen tiefern SInn im Universum gibt für die Existenz desselben, was schliessen wir daraus? Was ergibt sich für uns daraus?



https://de.wikipedia.org/wiki/Teleologie
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Markus Nicklas
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Re: Teleologie

Beitrag von Markus Nicklas »

Boduos hat geschrieben: 04.11.2018, 18:07 Gibt es eine Bestimmung die erfüllt werden muss und wenn ja, wird diese in den eddischen Texten enthüllt?

Und wenn es keinen tiefern SInn im Universum gibt für die Existenz desselben, was schliessen wir daraus? Was ergibt sich für uns daraus?
Ich betrachte die Edda nicht als "in Stein gemeißelt". Das sind für mich "gesammelte Ansichten" aus einer bestimmten Zeit. Es liegt an mir, meinen Ansichten gemäß, mein Leben zu führen.

Mein "tieferer Sinn" ist ausschließlich meiner.

:)
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Boulway
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Re: Teleologie

Beitrag von Boulway »

Hallo Boduos,

Nun wie Markus schon sagt, wird die Edda im Eldaring nicht als "in Stein gemeißelt" an gesehen.
Die Erzählungen sind immerhin sehr stark christlich beeinflusst.

Jedoch sehe ich in der Edda, speziell in der Darstellung Ragnaröks, den typischen Zyklus von Leben und Tod.
Aus Tod ensteht neues Leben, welches wiederum irgendwann vergehen wird.
Die Edda Beschreibt einen dieser Zyklen in meiner Wahrnehmung.

VG
Boulway
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Aethelstan1984
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Re: Teleologie

Beitrag von Aethelstan1984 »

Auch ich verstehe das eddische Weltbild als ein zyklisches: Nach Ragnarök bricht ja mit Baldur ein neuer Zyklus an, der "gereinigt" ist von dem Chaos und und den Unsicherheiten des gegenwärtigen Zyklus. Dass diese Vorstellung christlich beeinflusst sein könnte, lässt sich nicht abstreiten, ist aber auch nicht zwangsläufig, denn wichtige Begriffe wie "Neuschöpfung" tauchen in der Edda nicht auf, sind für den christlichen Äonenzyklus aber grundlegend wichtig.
Heil Baldur, Heil Siegvaters Sohn,
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Re: Teleologie

Beitrag von [+] »

Boulway hat geschrieben: 30.12.2018, 21:13 Die Erzählungen sind immerhin sehr stark christlich beeinflusst.
Mir scheint auch die Übersetzung von Bedeutung zu sein, was die Bewertung der Edda angeht. Ich habe gerade hier die Ausgabe von Walter Hansen vor mir liegen, deren Übersetzungshistorie im Vorwort nur lückenhaft erzählt wird, und bin über diesen Satz in der Gylfaginning gestolpert:
[Hel] ist halb schwarz, halb menschenfarbig, also kenntlich genug durch grimmiges, furchtbares Aussehen.
Ist einer dieser Sätze, die man lieber nicht öffentlich zitiert. :)
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Haganrix
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Re: Teleologie

Beitrag von Haganrix »

Markus Nicklas hat geschrieben: 07.11.2018, 15:54

Mein "tieferer Sinn" ist ausschließlich meiner.

:)
Ansonsten stimme ich mit dir überein. Aber wegen der Gesetzmäßigkeiten im Kosmos gehe ich mit Phytagoras, Platon und Isaac Newton davon aus, daß es einen objektiven Sinn gibt, welche unabhängig von unseren Fähigkeiten immer existierte und existiert.
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Re: Teleologie

Beitrag von Haganrix »

Haganrix hat geschrieben: 18.05.2022, 23:22
Markus Nicklas hat geschrieben: 07.11.2018, 15:54

Mein "tieferer Sinn" ist ausschließlich meiner.

:)
Ansonsten stimme ich mit dir überein. Aber wegen der Gesetzmäßigkeiten im Kosmos gehe ich mit Phytagoras, Platon und Isaac Newton davon aus, daß es einen objektiven Sinn gibt, welcher unabhängig von unseren Fähigkeiten immer existierte und existiert.
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Re: Teleologie

Beitrag von Haganrix »

Boulway hat geschrieben: 30.12.2018, 21:13
Die Erzählungen sind immerhin sehr stark christlich beeinflusst.



VG
Boulway
Aber das wollen ja viele Heiden nicht wahr haben. Dabei ist der Prolog zur Snorra Edda eindeutig, Thor als Sohn Odins, die Götter als Magier, welche nur im Norden als Götter wahrgenommen werden. Also wer das nicht sieht, dem kann nicht mehr geholfen werden!
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Re: Teleologie

Beitrag von [+] »

Ich betrachte die Edda als das, was sie ist: ein christliches Märchen mit heidnischen Versatzstücken. Und schon gehts.
Nur ein Narr betet erst den Leichnam an.
Mustela
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Re: Teleologie

Beitrag von Mustela »

Haganrix hat geschrieben: 18.05.2022, 23:22
Markus Nicklas hat geschrieben: 07.11.2018, 15:54

Mein "tieferer Sinn" ist ausschließlich meiner.

:)
Ansonsten stimme ich mit dir überein. Aber wegen der Gesetzmäßigkeiten im Kosmos gehe ich mit Phytagoras, Platon und Isaac Newton davon aus, daß es einen objektiven Sinn gibt, welche unabhängig von unseren Fähigkeiten immer existierte und existiert.
Da bin ich anderer Meinung, oder ich verstehe das Wort "Sinn" anders:
Die Naturwissenschaftler (Also im Prinzip Newton und seine Nachfolger) konnten bisher nirgendwo einen "Sinn" in der Bedeutung einer auf die Zukunft gerichteten Triebkraft nachweisen. Was die Naturwissenschaft gefunden hat, sind Regeln. Diese müssen keinen "Sinn" haben sondern lediglich in sich konsistent sein, wobei auch in der Naturwissenschaft die eine vereinheitlichte Regel nicht gefunden wurde, die alle Wechselwirkungen miteinander verbindet.
Es gibt Regeln, die unabhängig von unseren Fähigkeiten immer existieren werden und schon immer existiert haben - soweit stimme ich Platon zu. Dass diese Regeln einen "Sinn" in der Bedeutung einer auf die Zukunft gerichteten Absicht habe, sehe ich nicht.

Ich muss aber auch sagen, dass ich die Notwendigkeit eines solchen "Sinn"s nicht verstehe. Mir persönlich reicht es vollkommen aus wenn eine Religion oder Philosophie das existierende in sich konsistent beschreibt. Ich brauche weder für die Welt einen Sinn noch für mein Leben einen von extern bezogenen Sinn. Es reicht mir aus, dass die Welt ist, wie sie ist, und meinen Sinn finde ich darin, die Welt für so viele Menschen wie möglich angenehm zu machen.

Empfehlung für Menschen, die naturwissenschaftlich hinterfragen wollen, was der Sinn des Lebens ist: "Das egoistische Gen" von Richard Dawkins. Eine hervorragende Beschreibung, dass und wie ein Leben in die Zukunft wirkende Bedeutung (also "Sinn") gewinnen kann, ohne dass ein von extern vorgegebener Sinn existiert, alleine dadurch dass es existiert und sich fortpflanzen kann.
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Boduos
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Re: Teleologie

Beitrag von Boduos »

@Mustela
Meiner Auffassung nach erklärt die Wissenschaft wie etwas funktioniert und warum, aber nicht den Sinn dahinter. Sinn und Bedeutung ist etwas das durch eine Weltanschauung kommt. Eine Weltanschauung interpretiert sozusagen die Welt, die Wissenschaft erklärt sie "nur".

Meine Frage nach der Teleologie setzt nicht vorraus das es diese zwangsweise geben muss sondern war tatsächlich die Frage danach ob es eurer Meinung nach eine Bestimmung und ein Ziel des Universums gibt, unabhängig davon wie groß oder beschaffen es definiert wird.

Wenn man die eddischen Texte liest, und ich bin mir des historischen Kontextes bewusst, erscheint es das die Welt erschaffen wurde weil man es konnte und weil man es damals für eine gute Idee hielt. Aber vielleicht gibt es noch weitere Quellen die von einem Ziel oder einer Bestimmung sprechen.

Wie gesagt, ich bin da nur neugierig gewesen was das zutage fördert.


Der Dawkins schreibt gute Bücher, ist mir aber als Atheist zu christlich unterwegs.
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Der Mythos ist eine Wahrheit, gesprochen von einem Poeten, in der Sprache des Traums
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