Epikur stand nun allerdings wirklich nicht für "die Griechen". Er ist eine Stimme unter vielen und gerade in seiner Ontologie blieb er nicht unwidersprochen, sondern hat eine Sonderlehre vertreten, die nur die Wenigsten teilten.
Einmal davon abgesehen, kann ich seinen Gedankengang nicht nachvollziehen, wenn er zum Beispiel sagt:
„Daher macht die richtige Erkenntnis, dass der Tod keine Bedeutung für uns hat, die Sterblichkeit des Lebens erst zu etwas, das wir geniessen können, nicht, indem sie eine unendliche Zeit (zum Leben hinzufügt), sondern indem sie das Streben nach Unsterblichkeit aufhebt.“
Das setzt mir zuviele Vorannahmen voraus. Es ist ja nicht so, dass Menschen, die an eine Existenz über den Tod hinaus glauben notwendigerweise nach Unsterblichkeit streben. Die Frage ist doch, ob man sich diese Unsterblichkeit verdienen muss. Da würde sogar das (in dieser Hinsicht stark vom Platonismus geprägte) Christentum sagen: Nein. Denn der Leib vergeht, aber die Seele ist unsterblich. Dieser Leib-Seele Dualismus ist nicht exklusiv christlich, sondern findet sich in vielen Religionen und ich würde behaupten: In abgeschwächter Form auch im heidnisch-germanischen Glauben. Ein Platoniker hätte Epikur entgegengehalten, dass man nicht nach Unsterblichkeit streben muss, weil die Unsterblichkeit bereits ein Wesensmerkmal der Seele ist.