Sterben und Tod

Diskussionen rund um das Thema Götter und Heidentum
Rudi
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von Rudi »

Hallo Tyrsbjoerg,
das zu lesen ist überaus erfreulich. Ich denke daß dieses Thema mit den Eltern noch nicht durch ist.
Daher für, vermutlich noch kommende Gespräche, der Hinweis für die Eltern: Helheim ist kein schlimmer Ort. Schließlich ist der Verstorbene am gleichen Ort
wie Baldr der lichte Gott. Und wo der ist kann es nicht übel sein!
Just my Tuppence,
Rudi
Freya und Sahsnot, helft uns den alten Glauben zu bewahren
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von [+] »

Dann sind sie echt schlechte Katholiken. Wie jeder gute Katholik weiß, kommt jeder ins Fegefeuer. ;)
Nur ein Narr betet erst den Leichnam an.
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Markus Nicklas
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von Markus Nicklas »

[+] hat geschrieben: 17.01.2023, 17:10 Dann sind sie echt schlechte Katholiken. Wie jeder gute Katholik weiß, kommt jeder ins Fegefeuer. ;)
Danke für den Hinweis. Ich bin nicht mit den katholischen Jenseitsvorstellungen vertraut, doch wenn ich diesen Kommentar von Dir als Hinweis auf ethische Praxis verstehe, dann fühle ich mich inspiriert, einem guten Katholiken Beistand zu leisten, indem ich auf seine gute Lebensführung im Diesseits und sein Vertrauen auf Jesus von Nazareth hinweise.
Diesem Gedanken der Läuterung/Fegefeuer im Jenseits kann ich insofern etwas abgewinnen, ihn verstehen, wenn ich Selbsttäuschung bedenke.

Für jemanden ohne einen Glauben an ein Gnadenprinzip ist dann vermutlich eine gute Bindung im Diesseits auch über den Tod hinaus hilfreich. Dabei denke ich an "Helvegen" von Wardruna und die formidable Idee, solche Lieder, Gedichte und Gesänge zur Totenleite zu haben. Ja, und eine rücksichtsvolle Lebensführung bar von Häme, Schadenfreude und Rachlust, oder?
Was statt dessen? Den anderen in seinem Schmerz sehen und ggf. helfen oder "nicht im Weg stehen", dessen Leid als Erinnerung an die eigene Sterblichkeit auffassen und darauf zu verzichten, jeden Konflikt gewinnen zu müssen, wollen, können.
Svafarr781
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von Svafarr781 »

Was ich in kurzer Zeit sehr zu schätzen gelernt habe ist die besondere Betonung des Neuheidentums auf das diesseitige Leben. Will heißen das es schon gewollt und so sein soll das jeder von uns sein Leben so leben soll wie er das für richtig hält, auch wenn uns von Zeit zu Zeit die Götter kleine Korrekturen aufzeigen, das das was wir gerade vorhatten nicht so prickelnd war (weil wir zb. statt x zu tun es für besser hielten y zu tun, und y ziemlich nach hinten losgegangen ist... :oops: ). Und auch das wir mal auch ordentlich Spaß haben dürfen und auch sollen. Und, generell, finde ich die "Jenseits-Vorstellungen" des Heidentums auch wesentlich freundlicher und motivierender als das was man aus anderen Lagern angeboten bekommt.

Und da wir nicht 100%tig wissen was nach unserer irdischen Existenz kommt finde ich es umso wichtiger sein Leben so zu leben das unsere Nachfahren eines Tages von uns sagen können: Den haette ich gerne jetzt in meiner Situation um Rat gefragt! Und, insofern das eigene Leben keine allzu großen Wendungen nimmt, werden wir uns wahrscheinlich sowie so alle dann in den Hallen Hel's widertreffen, oder, wenn ein Mensch oft in seinem Leben den ein oder anderen Kampf ausfechten musste und sich, wenn auch verwundet, tapfer geschlagen hat und dabei sein Gesicht wahren konnte, das er dann die Tore Walhalls durchschreiten darf, wer weiss es schon?
Rudi
Moderator
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von Rudi »

Hallo Daniel,
was du da geschrieben hast: Zitat "Und da wir nicht 100%tig wissen was nach unserer irdischen Existenz kommt finde ich es umso wichtiger sein Leben so zu leben das unsere Nachfahren eines Tages von uns sagen können: Den haette ich gerne jetzt in meiner Situation um Rat gefragt!" wußten unsere Vorfahren schon.
Siehe Havamal:
Das Vieh stirbt, die Freunde sterben,
Endlich stirbt man selbst;
Doch Eines weiß ich, daß immer bleibt:
Das Urteil über den Toten.
Ja, ich stimme mit dir überein, daß es eines unserer Ziele sein sollte, daß jemand nachdem ich den Löffel abgegeben habe, sagt, es wäre gut wenn er auf meinen Rat zurückgreifen könnte.
In diesem Sinne,
Rudi
Freya und Sahsnot, helft uns den alten Glauben zu bewahren
Thal
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von Thal »

Ein paar Gedanken zu dem Thema.
Wie ich in meiner Vorstellung schrieb, habe ich durch meine Arbeit (und leider auch privat) viele Menschen am Ende ihres Lebens begleitet. Mittlerweile so viele, dass es mir schwer fällt mich an alle zu erinnern. Es müssen mehr als hundert gewesen sein.
Diese Arbeit war es dann auch, die mich zum Heidentum brachte. Das lag vor allem daran, dass ich meine Erfahrungen nicht mit den zwei großen Welterklärungen (Wissenschaft/Christentum) unserer Zeit und Kultur in Einklang bringen konnte.
Zur Wissenschaft passte nicht, dass ich immer mehr zur Überzeugung gelangte das beim Sterben „etwas“ den Körper verlässt und „geht“, auf eine andere Seite/Ebene wechselt, wie auch immer.
Zum Christentum passte nicht, dass dieses „etwas“ nach meiner Empfindung nur wenig bis nichts mit der Vorstellung der christlichen Seele zu tun hatte.
Was da den Körper verlässt, ist nicht identisch mit der Person die gestorben ist. Es ist nur ein Teil von ihr. Ein anderer Teil - der Körper - verfällt. Der Körper ist aber ein ganz wesentlicher und nicht irgendwie „niederer“ Teil unserer Selbst. Ein anderer Teil bleibt hier bei uns. Unsere Geschichte, unsere Beziehungen zu anderen Menschen, unsere Einbettung in die Gemeinschaft. Ein Teil von uns (auch hier ein ganz, ganz wesentlicher Teil) lebt in den Menschen weiter, die wir zu Lebzeiten berührt haben.
Das alles waren kaum ausgegorene Ideen, mehr gefühlt als verstanden, bis ich auf die nordischen Mythen und Legenden stieß. Dort fand ich, wenn auch nicht besonders sortiert oder leicht zugänglich, Konzepte die genau die Stellen betrafen.
Unter anderem Hamr und Hugr, die Idee vom Heil, von Fylgja und Hamingja. Die Alten nordischen Vorstellungen davon wer und was wir sind, sind völlig anders als die christliche Teilung in Körper/Seele(Geist). Sie passen für mich aber besser zu dem was ich erlebt habe. Wobei ich keinen Anspruch darauf erhebe all diese Konzepte bis ins Letzte verstanden zu haben.
Was die Trauerarbeit mit Hinterbliebenen angeht, war meine eigene religiöse Haltung nie wichtig. Schließlich geht es um die Trauernden, nicht um mich. Trotzdem konnte es in manchdn Fällen hilfreich sein, wenn ich beschrieb was ich in den letzten Stunden mit dem Verstorbenen erlebt und gefühlt habe.
Rudi
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von Rudi »

Ja Paul, das ist einer der Apekte der das Heidentum ausmacht: wir leben weiter in dem, was bei anderen von uns überbleibt.
Je nach dem wie wir leben generieren wir für unsere Familie / Sippe einen Anteil an der Hamingja.
So können wir in unseren Nachfolgenden weiterleben.
Etwas, was ich seit vielen Jahren bei den großen Treffen beobachte: wir hatten im ER in den letzten Jahren einige Todesfälle von relativ jungen Mitgliedern.
Bei allen Zusammenkünften kommt irgendwann der Zeitpunkt wenn in der Runde dieser Menschen gedacht wird und, oft viele Jahre nach ihrem Tod, über das gesprochen wird was sie zu Lebzeiten für den Ring getan haben.
So bleiben sie "bei uns" und unvergessen.
Nur das was mir bei deinem post so durch den Kopf geht.
VG,
Rudi
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Aaron-Blacky
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Re: Sterben und Tod

Beitrag von Aaron-Blacky »

Ich würde gerne meine Gedanken mit in den Raum geben...
Mein Traumberuf, wenn man das so nennen mag, war seit meinem Fünfzehnten Lebensalter immer das ich mich um Tote kümmern möchte. Das war für mein früheres Umfeld stets verstörend, meine Mutter ausgenommen, und diesen Wunsch hege ich bis heute weswegen ich auch demnächst plane eine Ausbildung in dieser Richtung anzugehen. Jedenfalls möchte ich damit sagen, ich fühlte mich schon früh berufen die Toten zu versorgen weswegen ich mich mit Hel jeher sehr verbunden fühle darum steht für mich außer Frage sollte nach diesem Leben etwas auf mich warten wird es Helheim sein, so hoffe ich. In meiner Vorstellung ist das kein schlechter Ort und auch das was ich bis heute in Erfahrung gebracht habe durch Recherchen weist für mich auf einen Ort hin wo mein Abbild es gut haben wird. Wird Hel mir für den Dienst an den Toten danken? Wahrscheinlich nicht aber es tut meiner "Seele" gut in ihrer Obhut zu verweilen. So jedenfalls meine Vorstellung.
Zum Thema Selbstmord möchte ich ein paar Gedanken teilen, ich selbst habe mich überlebt und lange war es ein konkreter Gedanke der mich erstarken ließ. Wenn die Asen mir das Leben gaben wieso sollte ich dieses Geschenk vernichten? Ich mag in meinem Wissen nicht so fortgeschritten und weise sein wie manche hier aber allein der Gedanke gab mir Kraft, ob ich mit der Annahme richtig lag war erstmal nichtig. Mittlerweile sehe ich das Leben als eine Art Geschenk und tue mein bestes es zu meistern. Aber ob die Asen einen bestrafen wenn man die Bürde des Lebens nicht tragen kann halte ich für ausgeschlossen, so empfinde ich sie nicht.
Danke das ich meine Gedanken teilen durfte
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