Nur 1,2% Heiden in Island, stimmt das?

Diskussionen rund um das Thema Götter und Heidentum
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volker
Herdwart
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Re: Nur 1,2% Heiden in Island, stimmt das?

Beitrag von volker »

Verehrter Haganrix,
ich verstehe nicht, weshalb du regelmäßig dieses Forum, eines dir fremden Vereins, zu kapern versuchst.
Was sollen uns jetzt deine letzten Posts sagen?
Dass du unzufrieden bist über die Stellung des Heidentums, die Anzahl der Heiden, die Macht oder des etwaigen Machtmissbrauchs der Kirchen, oder was auch immer?
Und nun?
Ich darf dir versichern, dass dies nicht die Intention ist, wegen der die meisten mir bekannten Mitglieder des Eldaring e.V. ihr Heidentum leben oder in diesem Verein oder dessen vielen regionalen Gruppen aktiv sind.
Von daher bin ich mir nicht sicher, ob du hier überhaupt Mitstreiter für deinen "Kampf" gegen was oder wen auch immer, finden wirst.
Eigentlich ist das Internet voll mit Seiten von Menschen, die gegen alles Mögliche sind oder über alles Mögliche jammern und sich über ihre ungerechte Behandlung von wem auch immer beklagen.
Und sicher findet man auch problemlos Seiten die sich mit heidnischer Missionierung usw. befassen.
Vielleicht hast du dort mehr Erfolg Mitstreiter oder gleichgesinnte Menschen zu finden, mit denen du in Austausch treten könntest.
Deine hiesigen Bemühungen halte ich persönlich schlicht für Zeitverschwendung.
Ich halte es auch für viel sinnvoller, nach vorne zu schauen, selbst etwas zu bewegen oder zu schaffen, mit Freunden und Vereinsmitgliedern schöne heidnische Blots zu feiern, einfach eine gute Zeit zu haben, als ständig darüber zu sinnieren, was den Heiden alles so für furchtbare Sachen angetan wurden oder wie ungerecht die "Welt" heute noch in Bezug zum Heidentum sein könnte.
Versuchs mal, bereitet einfach viel mehr Lebensfreude.
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Re: Nur 1,2% Heiden in Island, stimmt das?

Beitrag von [+] »

Ich würde das Heidentum jetzt nicht mit einem einzelnen Verein gleichsetzen. Das versucht Geza auch. Bitte nicht.
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Mustela
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Re: Nur 1,2% Heiden in Island, stimmt das?

Beitrag von Mustela »

Haganrix hat geschrieben: 18.09.2022, 17:24 Auch keine sachliche und wahrheitsgetreue Behandlung in Schulbüchern, Bildungseinrichtungen, Medien etc?
Ist "Karl der Große" ein Stifter der Verständigung der europäischen Völker, wenn er in Verden 4.500 Menschen allein wegen ihres Glaubens hinrichten ließ? War die Fällung der Donar-Eiche in Geismar kein Willkürakt gegen Andersgläubige? Hat Thomas von Aquin etwa nicht die
Sklaverei verteidigt? Ist die Meinungs- und Bildungshegemonie daher kein Thema?
Ich denke das ist auch eine Frage der Zeit. Inzwischen wird in der Schule die Hexenverfolgung deutlich stärker thematisiert als vor 30 Jahren zu meiner Schulzeit, und man setzt sich in Geschichte auch mit den Kelten und Germanen auseinander. Abgesehen natürlich davon, dass es generell eher weniger Geschichtsunterricht gibt :-(
Ich würde mich natürlich freuen wenn im Ethikunterricht neben den monotheistischen Religionen, dem Buddhismus und verschiedenen philosophischen Strömungen auch polytheistische Religionen vorgestellt würden und gezeigt würde dass so etwas auch heutzutage ein gangbarer Weg ist. Aber auch dafür wurden ja schon die ersten Schritte getan, z.B. mit der Präsenz der Heiden bei der langen Nacht der Religionen in Berlin. Allerdings ist da auch noch von Seite des Eldaring und anderer heidnischer Verbände Luft nach oben. Warum z.B. sind im Rat der Religionen in Frankfurt zwar Buddhisten, Hinduisten und Bahai Mitglied, aber kein Vertreter des Asatru dabei?
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Re: Nur 1,2% Heiden in Island, stimmt das?

Beitrag von [+] »

Mustela hat geschrieben: 19.09.2022, 07:53 Warum z.B. sind im Rat der Religionen in Frankfurt zwar Buddhisten, Hinduisten und Bahai Mitglied, aber kein Vertreter des Asatru dabei?
Vermutung: Weil Buddhisten, Hindus und Bahá’í Vertreter entsandt haben, eine führungsfreie Gemeinschaft wie der deutsche Ableger des Asatru so etwas wie "Menschen, die für alle Asatru-Anhänger sprechen", jedoch weitgehend ablehnt. Die Satzung besagt dennoch:
Die Aufnahme weiterer Religionsgemeinschaften aus Frankfurt ist auf Antrag möglich. Der Aufnahmeantrag, in dem sich eine Religionsgemeinschaft zur Einhaltung der Satzungsbestimmungen verpflichtet, ist schriftlich an den Vorstand zu richten.
Wenn dich das also so sehr stört, dass im Frankfurter Rat der Religionen noch ein Asatru fehlt: Wie ist dein Antrag dazu ausgegangen?
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Mustela
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Re: Nur 1,2% Heiden in Island, stimmt das?

Beitrag von Mustela »

[+] hat geschrieben: 19.09.2022, 14:01 Wenn dich das also so sehr stört, dass im Frankfurter Rat der Religionen noch ein Asatru fehlt: Wie ist dein Antrag dazu ausgegangen?
Mich stört es nicht. Die Diskussion darüber, dass das moderne Heidentum nicht ausreichend in der Gesellschaft abgebildet ist habe nicht ich angefangen. Der Verweis war eher als Anregung an Haganrix und andere gedacht, die gerne mehr öffentliche Wahrnehmung des Heidentums haben wollen. Falls es sich anders angehört hat bitte ich um Entschuldigung.
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Re: Nur 1,2% Heiden in Island, stimmt das?

Beitrag von Haganrix »

Mit der öffentlichen Wahrnehmung hast Du die Dinge richtig thematisiert. Volker meint ja, ich wollte das Forum kapern. Wie soll das gehen? Also ich finde die Vorstellung, daß ich als Hellenist ein Asatu-Forum kapern könnte, abenteuerlich :lol: .
Allerdings gebe ich zu, daß ich nicht richtig "los lassen" kann, weil ich früher auch einmal germanischer Heide war, welcher allerdings auf seine Fragen keine befriedigende Antwort fand. Aber lassen wir das, es ist schließlich Vergangenheit.

Daß die öffentliche Wahrnehmung des Heidentums nach wie vor mangelhaft ist, sollte indes offensichtlich sein. Da treten jedes Jahr Hunderttausende aus den christlichen Kirchen aus. Aber mit dem Heidentum, jedenfalls dem überwiegenden, hat das erkennbar nichts zu tun. Dazu könnte auch ein Blick auf die Gründe der Ausgetretenen weiter helfen, welche unter dem Link der Statistik ebenfalls wieder gegeben werden.
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Re: Nur 1,2% Heiden in Island, stimmt das?

Beitrag von Haganrix »

Mustela hat geschrieben: 19.09.2022, 16:31
[+] hat geschrieben: 19.09.2022, 14:01
Mich stört es nicht. Die Diskussion darüber, dass das moderne Heidentum nicht ausreichend in der Gesellschaft abgebildet ist habe nicht ich angefangen. Der Verweis war eher als Anregung an Haganrix und andere gedacht, die gerne mehr öffentliche Wahrnehmung des Heidentums haben wollen. Falls es sich anders angehört hat bitte ich um Entschuldigung.
Also das wollte ich denn doch noch los werden: https://www.kirchenaustritt.de/nachrich ... gebnis2021
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Ho12Ma67
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Re: Nur 1,2% Heiden in Island, stimmt das?

Beitrag von Ho12Ma67 »

Also Ich Denke es gibt einen ganz einfachen Grund warum Viele aus der Kirche austreten aber kaum Jemand zum Heidentum Wechselt.
Weil die Menschen immer noch an ihren christlichen Gott glauben aber ein Problem mit der Kirche haben.
Und weil viele Menschen glauben unsere Symbole und Götter haben was mit Rechtsradikalismus zu tun.
Deswegen findet kaum jemand zum Heidentum
Das ist meine Meinung
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Re: Nur 1,2% Heiden in Island, stimmt das?

Beitrag von [+] »

Ho12Ma67 hat geschrieben: 28.09.2022, 11:37 Weil die Menschen immer noch an ihren christlichen Gott glauben aber ein Problem mit der Kirche haben.
Ich würde nicht behaupten wollen, dass die meisten Mitglieder der Kirche an den christlichen Gott glauben.
Ho12Ma67 hat geschrieben: 28.09.2022, 11:37 Und weil viele Menschen glauben unsere Symbole und Götter haben was mit Rechtsradikalismus zu tun.
Es gibt ziemlich unappetitliche Bilder aus der Zeit zwischen 1933 und 1945, auf denen hochrangige Vertreter der "Christen" jubelnd zu sehen sind. Vielleicht sollte man diese zur argumentativen Notwehr immer griffbereit halten.
Ho12Ma67 hat geschrieben: 28.09.2022, 11:37 Deswegen findet kaum jemand zum Heidentum
Man "findet" zum Christentum, weil die eigenen Eltern der Ansicht waren, dass man das "halt so macht", und/oder weil es christliche Schulen und Kindergärten gibt. Die Wenigsten "finden" zum Christentum, weil neben ihnen ein Dornbusch zu sprechen angefangen hat.

Vielleicht brauchen wir einen heidnischen Kindergarten... :)
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Haganrix
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Re: Nur 1,2% Heiden in Island, stimmt das?

Beitrag von Haganrix »

Ho12Ma67 hat geschrieben: 28.09.2022, 11:37 Also Ich Denke es gibt einen ganz einfachen Grund warum Viele aus der Kirche austreten aber kaum Jemand zum Heidentum Wechselt.
Weil die Menschen immer noch an ihren christlichen Gott glauben aber ein Problem mit der Kirche haben.
Und weil viele Menschen glauben unsere Symbole und Götter haben was mit Rechtsradikalismus zu tun.
Deswegen findet kaum jemand zum Heidentum
Das ist meine Meinung



Ja, da ist etwas dran. Kristin Futterlieb hat in ihrer philosophischen Doktorarbeit "Neopaganismus Online" die Frage nach der Herkunft des Neuheidentums untersucht. Und dabei nahm sie sowohl eine Literaturrecherche als auch die Feldforschung in Gestalt von Interviews vor. Bei den zuletzt genannten stieß sie auf Ablehnung. Was war denn da geschehen? Nun, Stephanie von Schnurbein von der "Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen", EZW, hatte sich erst das Vertrauen der Leute erschlichen und sie hinterher als Nazis diffamiert. Aber dennoch konnte Kristin Futterlieb ein Ergebnis finden, das Neuheidentum kommt nach ihrer Analyse im Wesentlichen aus der Aufbruchliteratur der Sechziger und Siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts.

Natürlich wissen wir, daß außer einigen Randgruppen, zu welchen noch nicht einmal Gezas erzkonservative GGG gehört, es unter den Heiden des 21. Jahrhunderts keine Nationalsozialisten gibt. Dazu sind die meisten viel zu wenig autoritätshörig, und das ist gut so!

Und damit komme ich zu einem wesentlichen Punkt. Wenn Du dir die soeben wieder gegebene Statistik noch einmal anschaust, kannst Du sehen, daß eine relative Mehrheit als Grund für ihren Austritt eine Unzufriedenheit mit der Institution Kirche angibt. Die Römisch-Katholische Kirche ist streng hierarchisch strukturiert, die Griechisch-Orthodoxe und die Russisch-Orthodoxe sind es übrigens auch. Die Evangelische Kirche befindet sich in einer Art "Mithaftung". In einem früheren Gespräch sagte mir Kurt Oertel, sie sei praktisch kaputt.

Wenn Du dir Andreas Mangs (German Heretics) "Aufgeklärtes Heidentum" durchliest, kannst Du sehen, wie tief die Kirchen im Nationalsozialismus verstrickt waren. Wenn daher heute Christen sagen, Heiden wären Nazis, ist das vor dem Hintergrund der christlichen Geschichte wirklich ein außerordentlich starkes Stück!

Immer mehr Menschen wollen sich heute nicht mehr an Autoritäten orientieren, von denen sie oftmals gründlich enttäuscht worden sind. Hier, bei der Anforderung des selbständigen Denkens und Handelns, sehe ich einen wesentlichen Anknüpfungspunkt für das Heidentum.

Geza hingegen wollte das Amt eines Allsherjargoden in Gestalt einer hierarchischen Einer-Spitze. Damit aber hat er genau verkannt, was die Renaissance des Heidentums seit den Sechziger und Siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts befördert hatte. Da sind wir 1848/1849 viel näher als dem Wilhelminischen Kaiserreich. Ich weiß nicht, ob Du noch an die Chats von 2003 hier im Forum heran kommst, dort kannst Du sehen, warum er gescheitert ist.

Aber noch einmal zum Amt des Allsherjargoden als solchem, in Island ist das vollkommen unproblematisch, aber dort hatte auch keiner seiner Träger omnipotente Machtbefugnisse angestrebt. Hier aber wollte Geza die Godenprüfungen abnehmen!

Fazit: Es ist das selbständige Denken im Glauben, welches dem Heidentum eine einmalige historische Chance im 21. Jahrhundert eröffnet. Aber man muß sie auch nutzen.
Haganrix
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Re: Nur 1,2% Heiden in Island, stimmt das?

Beitrag von Haganrix »

Corrigendum: Eine absolute Mehrheit von 51,9% gibt als Grund für den Austritt Unzufriedenheit mit der Institution Kirche an. Also das ist jetzt wirklich eine Ansage, welche man nicht übersehen sollte!
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volker
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Re: Nur 1,2% Heiden in Island, stimmt das?

Beitrag von volker »

Zitat von Haganrix:
[/quote]
Fazit: Es ist das selbständige Denken im Glauben, welches dem Heidentum eine einmalige historische Chance im 21. Jahrhundert eröffnet. Aber man muß sie auch nutzen.
[/quote]

Muss man das?
Wohl nur wenn jemand auf heidnische Mission gehen möchte.
Möchte das im Eldaring jemand?
Wohl eher nicht, mir ist nicht bekannt, dass irgendjemand im Auftrag des Eldaring missioniert.

Aber, lieber Haganrix, niemand hindert dich daran für deine Glaubensvorstellungen auf Mission zu gehen. Wenn dies dein Wunsch ist, dann wünsche ich dir Erfolg und vielleicht gibt es dann ja bald sehr viel mehr heidnische Hellenisten (oder wie immer sich deine heidnische Richtung auch nennen mag).

Ich persönlich halte gar nichts davon auf Mitgliederwerbung zu gehen. Ich würde das für aufdringlich halten. Zudem halte ich das für ein typisches Merkmal von zwei der monotheistischen Religionen. Dieses Konzept finde ich fraglich. Das heißt nicht, dass neuheidnische Gruppen und Vereine nicht Präsenz zeigen sollten, aber das bitte unaufdringlich und schon gar nicht ungebeten.
Eine Anmerkung:
Seit ich im Dezember 2013 meinen Mitgliedsantrag an den Eldaring abschickte, ist der Verein von etwa 250 auf ca. 500 Mitglieder zum jetzigen Stand 2022 angewachsen. Ganz ohne an Straßenecken oder vor Einkaufszentren einen "heidnischen Wachturm" zu verteilen oder an Türen zu klingeln mit der Frage: "Dürfen wir mit ihnen über die alten Gottheiten sprechen?".
Der Eldaring hat also alleine durch seine Präsenz und Offenheit seine Mitgliedschaften, in nicht einmal 9 Jahren, verdoppelt.

Wieso sollte sich also im Eldaring irgendjemand offensiv an austrittswillige Kirchenmitglieder heranmachen und die zum Konvertieren zum germanischen Neuheidentum (oder wie immer sich die Angehörigen des Asatru auch nennen mögen) bewegen wollen?
Um es vorweg zu nehmen, aus meiner Sicht gibt es keinen vernünftigen Grund dazu.
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volker
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Re: Nur 1,2% Heiden in Island, stimmt das?

Beitrag von volker »

[+] hat geschrieben: 18.09.2022, 23:30 Ich würde das Heidentum jetzt nicht mit einem einzelnen Verein gleichsetzen. Das versucht Geza auch. Bitte nicht.
Selbstverständlich nicht, es gibt so einige heidnische Vereine und sicher auch ganz viele heidnische Gruppen ohne besondere Rechtsform. Das war auch nicht meine Intention, nur kann ich selbst, wenn ich von mir bekannten Heiden spreche, mich selbst eben fast nur auf Mitglieder unseres eigenen Vereins beziehen.
Danke für den o.g. Hinweis, natürlich steht kein Verein für "das" Heidentum, nicht mal für einen in Zahlen zu benennenden Anteil an den Neuheiden überhaupt, da ja niemand die tatsächliche Anzahl aller Neuheiden im Asatru überhaupt kennt.
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Re: Nur 1,2% Heiden in Island, stimmt das?

Beitrag von Mustela »

Ho12Ma67 hat geschrieben: 28.09.2022, 11:37 Also Ich Denke es gibt einen ganz einfachen Grund warum Viele aus der Kirche austreten aber kaum Jemand zum Heidentum Wechselt.
Weil die Menschen immer noch an ihren christlichen Gott glauben aber ein Problem mit der Kirche haben.
Ich habe aus meinem Bekanntenkreis eigentlich eher den Eindruck, dass viele Menschen aus Tradition zur Kirche gehören, obwohl sie eigentlich gar nicht an Gott oder Götter in jeglicher Form glauben. Da wundert es mich nicht, dass solche Menschen die Kirche verlassen, sobald die Kirche als Institution sich negativ verändert.
Außerdem ist ein großer Teil des Mitgliederschwundes bei den Kirchen der Tatsache geschuldet, dass längst nicht mehr alle Jugendlichen zur Konfirmation oder Kommunion gehen, weil man das halt so macht oder weil man dann Geschenke bekommt. Wer das bezweifelt darf sich gerne in jedem beliebigen Kirchenblättchen die Meldungen zu Taufen und Begräbnissen anschauen - auch in stark wachsenden Orten übertreffen meist die Begräbnisse die Taufen um das vielfache, obwohl die Anzahl Geburten die Anzahl Sterbefälle übertrifft.
Die Menschen, die gar nicht erst einer Religionsgemeinschaft beitreten, befragt aber niemand - das ist ein systematischer Fehler bei vielen Umfragen zum Mitgliederschwund der christlichen Kirchen.
Ich denke es wird von vielen irgendwie religiös orientierten Menschen übersehen (also auch wahrscheinlich dem ein oder anderen hier im Forum), dass man heutzutage ganz prima ohne Gott oder Götter auskommen kann, und dass längst nicht alle Menschen irgendeinen Draht zu irgendeiner Form von Spiritualität haben - wie ich bis vor ein paar Monaten auch.
Haganrix
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Re: Nur 1,2% Heiden in Island, stimmt das?

Beitrag von Haganrix »

volker hat geschrieben: 29.09.2022, 09:29

Wieso sollte sich also im Eldaring irgendjemand offensiv an austrittswillige Kirchenmitglieder heranmachen und die zum Konvertieren zum germanischen Neuheidentum (oder wie immer sich die Angehörigen des Asatru auch nennen mögen) bewegen wollen?
Um es vorweg zu nehmen, aus meiner Sicht gibt es keinen vernünftigen Grund dazu.

Du argumentierst, - sei es jetzt bewußt oder sei es unbewußt -, auf der Grundannahme, daß Religion Privatsache ist. Und genau so stellen sich die meisten Menschen in Deutschland das auch vor.

Aber bereits ein Blick in Artikel 4 Absatz 1 und 2 des Grundgesetzes offenbart die Ambivalenz der Religion, denn Absatz 1 schützt das individuelle Bekenntnis, während Absatz 2 die Religionsgesellschaften, also Kollektive, schützt. Besonders hervorzuheben ist allerdings Artikel 140 Grundgesetz, welcher das Staatskirchenrecht der Weimarer Reichsverfassung in das Grundgesetz inkorporiert. Also da sind sie jetzt, die Körperschaften des Öffentlichen Rechts, welche ihre inneren Angelegenheiten selbst regeln dürfen, und, - so ist ja leider die Wirklichkeit von den religiösen Inhalten bis hin zum Arbeitsrecht -, gängeln!

Was will ich dir damit sagen? Ich möchte dir eine Perspektive hinsichtlich der Funktion von Religion in der Geschichte eröffnen. Als der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck öffentlich erklärte: "Ich werde nicht nach Canossa gehen", ging es da nur um einen persönlichen Glauben?

Und als Heinrich IV. im Dezember 1076 nach Canossa gegangen war, ging es da nur um einen Glauben?

Als der Frankenkönig Clodwig nach der Schlacht bei Zülpich im Jahre 496 zur katholischen Religion konvertierte, ging es da wirklich um seinen Glauben?

Als "Karl der Große" im Jahre 772 nach seriösen Angaben 4500 sächsische Edelleute enthaupten ließ, ging es dabei nur um deren Glauben?

Cuius regio, eius religio - Wessen Herrschaft, dessen Religion -, so lautete die Einigung des Augsburger Religionsfriedens, ein Reichsgesetz von 1555.

Und heute? Wer sitzt denn heute in den Runfunkräten und Ethikkommissionen? Wer hat in den Medien Einfluß? Wer bestimmt die Inhalte der Schulbücher mit? Oder ist es ohne jede Bedeutung, wenn "Karl der Große" als Vorbild für die europäiusche Einigung gepriesen wird, während der Massenmord von Verden dort gar nicht vor kommt?

In Fritzlar kann Herr Vömel seine Gedentafel nicht aufstellen, doch genauer gesagt darf er es nicht, obwohl er mit dem Text sogar zum Frieden zwischen Religionen aufruft. Der "Voenix" kann nicht aus der Asche aufsteigen, obwohl er doch niemandem angreifen will!

Fazit: Deine Perspektive ist die des Artikel 4 Absatz 1 des Grundgesetzes, was ich durchaus als ehrenwert betrachte, allerdings gibt es auch den Artikel 4 Absatz 2 und Artikel 140 Grundgesetz mit dem Staatskrirchenrecht der Weimarer Reichsverfassung, welche die staatliche und gesellschaftliche Wirklichkeit in erheblichem Maße beeinflussen. Was die "Evangelische Zentralstelle für Weltanschauuungsfragen" - EZW - über uns veröffentlicht, wird mit Steuergeldern finanziert!
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