Nur 1,2% Heiden in Island, stimmt das?

[Haganrix]

Was ich da auf Wikipedia zu lesen bekomme, ist ernüchternd! 1,2% Heiden in Island, obwohl das deutsche Heidentum doch mit so großen Erwartungen nach dort schaut! Da muß man wohl noch ordentlich an sich arbeiten, Traditionspflege allein reicht offenbar nicht. Natürlich sieht es auch in Griechenland und Deutschland nicht besser aus. Aber woran liegt das?

Schauen wir doch mal nach Indien und Japan, zwei Ländern mit heidnischen Kontinuitäten. Die müssen es ja wohl irgendwie schaffen, den Menschen eine Religion für die Gegenwart zu verschaffen. Inder und Japaner können den Menschen Werte vermitteln, damit sie Hindus bzw. Shintos oder Buddhisten bleiben. Aber was können wir tun? Ich habe ja an anderer Stelle einige Vorschläge unterbreitet, wie man an den europäischen Rationalismus anknüpfen und auf diese Weise eine zukunftsfähige Grundlage für das Heidentum im 21. Jahrhundert schaffen kann. Da treten die Menschen schließlich jedes Jahr zu Hunderttausenden aus den beiden großen christlichen Kirchen aus, und wie viele davon kommen zu uns?

Oder ist da jemand, den das schwache Ergebnis für Island zufrieden stellt?


https://de.wikipedia.org/wiki/Religion_in_Island

[Haganrix]

Hier noch die neuesten Zahlen zu den Kirchenaustritten in Deutschland 2021:

Wie viele Deutsche sind aus der Kirche ausgetreten?

https://www.kirchenaustritt.de/statistik

[[+]]

Schauen wir doch mal nach Indien und Japan, zwei Ländern mit heidnischen Kontinuitäten. Die müssen es ja wohl irgendwie schaffen, den Menschen eine Religion für die Gegenwart zu verschaffen.

Die Christenverfolgung in Japan war schlicht effizienter als die im "römischen Reich". Hinzu kommt, dass die Lebensart Japans eine völlig andere ist, so dass das Christentum die Lebensrealitäten der Einwohner noch weniger gut abbilden konnte. Die Einflüsse des (bekanntlich gottesarmen) Buddhismus boten zusätzlich das "Problem", dass die Einführung eines höchsten Wesens keinerlei argumentativen Vorteil gebracht hätte.

Das habe ich mir gerade übrigens alles ausgedacht, Quellen habe ich ad hoc nicht parat. Für Indien ist das Scheitern der Missionierung besser bequellt.

Oder ist da jemand, den das schwache Ergebnis für Island zufrieden stellt?

Ich halte die Zahl der Mitglieder einer Glaubensgemeinschaft für vollkommen unerheblich. Das ist doch kein Autoquartett, bei dem man mit den größten Zahlen die Runde gewinnt.

[Bjaron]

Moin moin,
die Wichtigkeit der Anzahl ist wohl eine Definitionsfrage, worum es einem geht. Geht es nur um mich selbst und meinen Lebensstil, ist die Anzahl relativ egal. Geht es darum, ein (politisches) Gegengewicht zu den etablierten Religionsgemeinschaften zu schaffen, offiziell anerkannt/ gleichgestellt zu werden, ist die Anzahl entscheidend.

Und ist es nicht so, dass in Island die Anhänger des alten Glaubens an Zahl zunehmen? Und wie sieht es im restlichen Skandinavien aus? Und wie verhält es sich mit dem alten Glauben nebenbei, also ich meine damit, dass viele vielleicht auch ohne es groß an die Glocke zu hängen (ist das eigentlich ein christlicher Ausdruck? ), heidnisch sind...? Gibt es dazu Zahlen?
Schöne Grüße

[Haganrix]

Ganz so einfach ist das mit der Anzahl der Anhängerschaft nicht:
Wer hat denn hier die Lehrstühle an den Universitäten?
Wer sitzt in den Rundfunkbeiräten?
Wer in den Ethik-Kommissionen?
Wer gestaltet die Inhalte der Schulbücher?
Wer unterhält hier Kindergärten und Krankenhäuser?

Diese Liste ließe sich wohl noch verlängern, aber es hat eben schon etwas von einem "Autoquartett". Doch obwohl die Monotheisten überall an den Schaltstellen von Staat und Gesellschaft sitzen, treten ihre Schäfchen mittlerweile zu Hunderttausenden aus (s. o.). Aber nur wenige kommen zu uns. Genau das ist es, worüber Ihr Euch mal Gedanken machen solltet!

Mal ein Beispiel zur Gestaltung der Schulbücher: "Karl der Große" ließ in Verden 4.500 sächsische Edelleute enthaupten, aber in den Schulbüchern ist eher vom Karlspreis und der Einigung Europas die Rede. Und die Fällung der Donar-Eiche durch Bonifatius wird sogar noch verherrlicht. Keine Rede ist jedenfalls von der Zerstörung einer religiösen Stätte, obwohl das nach geltendem Recht eine Straftat ist!

[[+]]

Doch obwohl die Monotheisten überall an den Schaltstellen von Staat und Gesellschaft sitzen, treten ihre Schäfchen mittlerweile zu Hunderttausenden aus (s. o.). Aber nur wenige kommen zu uns.

Das Problem dabei:

[ ] Die Anzahl derer, die Heiden werden.
[x] Dass die Monotheisten überall an den Schaltstellen von Staat und Gesellschaft sitzen.

Mal ein Beispiel zur Gestaltung der Schulbücher: "Karl der Große" ließ in Verden 4.500 sächsische Edelleute enthaupten, aber in den Schulbüchern ist eher vom Karlspreis und der Einigung Europas die Rede. Und die Fällung der Donar-Eiche durch Bonifatius wird sogar noch verherrlicht.

Geschichte ist immer die Geschichte der Sieger. Sicherlich ärgerlich, aber ...

Keine Rede ist jedenfalls von der Zerstörung einer religiösen Stätte, obwohl das nach geltendem Recht eine Straftat ist!

... damals halt nicht.

[Haganrix]

Die Einflüsse des (bekanntlich gottesarmen) Buddhismus boten zusätzlich das "Problem", dass die Einführung eines höchsten Wesens keinerlei argumentativen Vorteil gebracht hätte.

Der Shintoismus ist im Kern eine Sonnenreligion. Auch das Kaiserpaar betet zur Sonnengöttin.

[Mustela]

Das Problem dabei:

[x] Dass die Monotheisten überall an den Schaltstellen von Staat und Gesellschaft sitzen.

Das ändert sich erst, wenn Heiden in die Schaltstellen von Staat und Gesellschaft kommen und sich öffentlich dazu bekennen - das ist aber leichter gesagt als getan.
Wenn ich als Kandidat zum ersten Beigeordneten vor der nächsten Kommunalwahl öffentlich zu einem Jahreskreisritual mit Blot einlade, dann kann ich mir ein neues Hobby suchen. Das ist (mit) ein Grund, warum ich hier mit Pseudonym auftrete.
Hätte aber durchaus etwas, Kommunalpolitik frisst verdammt viel Zeit.

[[+]]

Wenn ich als Kandidat zum ersten Beigeordneten vor der nächsten Kommunalwahl öffentlich zu einem Jahreskreisritual mit Blot einlade, dann kann ich mir ein neues Hobby suchen.

Hast du es versucht?

Unser Oberbürgermeister lädt gern mal zu katholischen und/oder muslimischen Festen ein, um irgendeine "Weltoffenheit" zu zelebrieren. Ein heidnisches Fest würde da durchaus passen. Leider bin ich wirklich nicht talentiert, soziale Zusammenkünfte zu planen, aber in deinem Fall hätte es vielleicht - je nachdem, welche Partei die deine ist, versteht sich - möglicherweise sogar Vorteile:

1. Ein mehr oder weniger direktes Aufzeigen der Bigotterie, mit der Politik und Verwaltung an das Thema Religion herangehen,
2. die Identifikation deiner Person als tatsächlich weltoffen und liberal.

[Mustela]

Hast du es versucht?

Bis 2026 habe ich Zeit zum Überlegen

[[+]]

Ah, ein Kollege aus Niedersachsen?

[Mustela]

Nein, Hessen.
Macht die Sache aber nicht leichter

[[+]]

Stimmt, in sehr vieler Hinsicht nicht.

Aber wenn du moralische Unterstützung brauchst …

[Haganrix]

Stimmt, in sehr vieler Hinsicht nicht.

Aber wenn du moralische Unterstützung brauchst …

Das erste Mal, als ich etwas über den "International Pagan Coming Out Day" erfuhr, war er in St. Louis/Mineapolis USA. So etwas gibt es in Deutschland offensichtlich noch nicht. Deswegen schaue doch bitte einmal hier: https://internationalpagancomingoutday. ... about/faq/

[Mustela]

Stimmt, in sehr vieler Hinsicht nicht.

Aber wenn du moralische Unterstützung brauchst …

Das erste Mal, als ich etwas über den "International Pagan Coming Out Day" erfuhr, war er in St. Louis/Mineapolis USA. So etwas gibt es in Deutschland offensichtlich noch nicht. Deswegen schaue doch bitte einmal hier: https://internationalpagancomingoutday. ... about/faq/

Cool dass es sowas gibt - einerseits.
Andererseits auch schade dass es sowas braucht.
Ich gewöhn' jetzt erst mal meine Familie dran dass ich eine jahreszeitlich dekorierte Schale in meinem Arbeitszimmer stehen habe die nebenher als Altar dient.