Tyson Yunkaporta, "Sandtalk"

Literatur, sonstige Medien und quellenbasierte religionswissenschaftlich/historische Diskussionen zum Thema germanisches Heidentum
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Markus Nicklas
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Tyson Yunkaporta, "Sandtalk"

Beitrag von Markus Nicklas »

es gibt eine Stelle im Buch, die mich stark an Castaneda erinnert, als Don Juan ihm vorm Sprung von der Klippe seine ganze Lehrzeit und die Didaktik präsentiert.

Eine andere hier und jetzt:
"Ich habe erlebt, wie Neuerungen authentisch im Alltagsleben meiner Kultur aufkamen, und sie über lange Zeit sorgfältig beobachtet. Ich weiß, wie sie aussehen, wenn sie echt sind. Ich habe im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends der Entstehung eines neuen Bestattungsrituals beigewohnt, einer Grabsteizeremonie, die etwas ein Jahr nach der Beerdigung der verstorbenen Person stattfindet. Der Neuerungsprozess begann auf dem Friedhof einer Gemeinde, die auf ihrem Friedhof bislang nur Holzkreuze hatte, und wurde angeführt von einer Frau, die für ihren toten Sohn einen Stein als Grabmarkierung haben wollte."

Seite 77

Es wird hier um etwas Anderes gehen, als eine geniale Erfindung. Buch kaufen oder auf Fortsetzung warten!
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Markus Nicklas
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Re: Tyson Yunkaporta, "Sandtalk"

Beitrag von Markus Nicklas »

ich kann Runes Skepsis gegenüber Rekonstruktionismus nachvollziehen, doch was tun, wenn es keine belastbare, ungebrochene Überlieferung gibt? Dann braucht es wohl den Blick von außen, von Personen, deren Erfahrung durch Kolonialisierung aus jüngerer Zeit stammt, und daran bin ich direkt in den USA beteiligt. Drei Brüder meiner Uroma sind dahin ausgewandert. Das erfordert wenigstens hinschauen und, je nach eigener Einschätzung, das Aufräumen. Hier ein Beispiel dafür

https://www.mdr.de/kultur/podcast/winne ... t-100.html

Yunkaporta:
"Die Herausbildung der Zeremonie zur "Eröffnung" dieses neuen Grabsteins war ein gemeinschaftlicher Vorgang, der von mehreren Ältesten und Familienmitgliedern gestaltet wurde und ältere, außer Gebrauch gekommene Elemente des Trauerrituals inkorporierte."

Gut, was also kann das in meinem Fall sein? Dafür Sorge zu tragen, dass ein Teil von mir wieder in Ostwestfalen beigesetzt wird? Das ist dann deutlich zum Ausdruck zu bringen, doch welche Ältesten kann ich mit ins Boot holen? Gibt es jemanden, den ich in Betracht ziehen mag, symbolisch diese Rolle zu übernehmen?


Y:
"Dadurch, dass die Zeremonie von vielen Familien und in verschiedenen Gemeinden wiederholt und modifiziert wurde, wurde sie eine authentische, in die lebendige Kultur eingebettete Neuerung. Sie betraf sogar Familien- und Haushaltspläne, um Geld für den Grabstein und das der Zeremonie folgende Gemeinschaftsfest anzusparen. Dieses vielschichtige, schöne und heilsame Ritual hätte nicht von einer Einzelperson und auch nicht von einer "Arbeitsgruppe" erdacht werden können."
Rudi
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Re: Tyson Yunkaporta, "Sandtalk"

Beitrag von Rudi »

Hallo Markus,
danke für deine Beiträge! Finde ich guut!
Sehr gut verstehen kann ist dein Engagement auf Grund deiner verwandtschaftlichen Beziehungen. Schließlich ist eine unserer Glaubensgrundlagen das Erinnern an
die, die uns vorausgegangen sind.
Was den Podcast angeht habe ich zugehört bis die junge Frau das erste mal ihren Gesprächspartner als "woke" bezeichnet hat. Dann war ich raus.
Du weißt ja: die einen sagen so - die anderen sagen so...
Kontaktiere dich noch über die privaten Kanäle.
Ganz liebe Grüße,
Rudi
Freya und Sahsnot, helft uns den alten Glauben zu bewahren
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Markus Nicklas
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Re: Tyson Yunkaporta, "Sandtalk"

Beitrag von Markus Nicklas »

"Nachhaltige Systeme lassen sich nicht durch Einzelpersonen oder einberufene Komitees zusammenbasteln, vor allem nicht in Zeiten, die von starkem Wandel und Umbrüchen gekennzeichnet sind. Diejenigen, die in indigen Kulturen nach nachhaltigen Methoden suchen, sollten sowohl nach altem als auch nach zeitgenössische, der Alltagskultur entsprungenem Wissen halten und nicht nach individuellen Erfahrungen und Anpassungen. Damit ist nicht gesagt, dass alltagskulturelle Erfahrungen immer gut sind. Wenn man aber auf viele Stimmen und viele Geschichten hört und sieht, wie sich daraus ein tiefes und komplexes Muster entwickelt, kann man in der Regel bestimmen, was echt ist und was um fragwürdiger Ziele willen nur oberflächlich retuschiert oder von dahergelaufenen Narzisten korrumpiert wurde."

T. Yunkaporta, "Sandtalk" S.77/78

Ende des Zitats.
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Markus Nicklas
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Sprache kann schützen

Beitrag von Markus Nicklas »

und ich staune, welch unterschiedliche Formen sie repräsentiert, die in einer oder mehreren Personen existieren. Genau betrachtet ist es eine Gruppe von Personen, die als Verfasser/innen genannt sind, nicht wahr? :)

"In diesem Artikel werden die bisherigen Fortschritte des Indigenous Knowledge Systems Lab (IKS Lab) an der Deakin University bei der Etablierung organisatorischer Prozesse und Untersuchungsmethoden auf der Grundlage indigener Protokolle detailliert beschrieben. Die Kontinuität des traditionellen Wissens und der Praxis im Labor erfordert eine tiefgreifende Perspektive auf komplexe Systeme, sowohl lokal als auch nichtlokal, um sicherzustellen, dass alte Psychotechnologien für eine kontextabhängige, kollektiv reagierende Gedankenführung wieder aufgegriffen werden und Projekte zur Steuerung relationaler Systeme bei Phasenverschiebungen zunehmen erwartet von zukünftigen Wendepunkten bösen Ausmaßes. Diese Arbeit erfordert abduktives Denken, die Beseitigung einzelner Disziplingrenzen, kontinuierliche adaptive Reaktionsfähigkeit, verteilte Autorität, agentische Dyaden individueller und Souveränität von Gruppen, Verwandtschaftsprotokolle für Einzel-/Paar-/Gruppen-/Mehrgruppenaktivitäten, traditionelle Botschaftsprotokolle für den Dialog zwischen verschiedenen Systemen und traditionellen gesetzesbasierten Prinzipien werden in Vorschläge umgesetzt, die innovative Systemfunktionen und -theorien beeinflussen können."

Ohne jetzt zu wissen, und vielleicht hast Du schon "Sandtalk" gelesen, wer da jetzt welche Zugehörigkeit hat, ist es in meinen Augen eine Annäherung um Andersartigkeit anzuerkennen, und deren Denkformen miteinander in Kontakt zu bringen.

:D :D :D
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Markus Nicklas
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anfeuern

Beitrag von Markus Nicklas »

https://www.br.de/mediathek/podcast/bre ... en/1910189

Zurück in die Zukunft - Wie Aborigines in Australien die Buschfeuergefahren senken können

Australien wurde im Winter 2019/2020 von verheerenden Buschfeuern heimgesucht. Monatelang, in einem Ausmaß, das der Kontinent noch nicht erlebt hatte. Wie lassen sich derart katastrophale Brände verhindern oder zumindest eingrenzen? Die Aborigines können dabei wichtige Ratgeber und Vorbilder sein. Die Ureinwohner des Kontinents haben 50.000 Jahre Erfahrung, wie man sich Feuer zum Untertan macht.

Untertan?! Nee, echt jetzt? Wo is meine Pickelhaube? :D
Rudi
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Re: Tyson Yunkaporta, "Sandtalk"

Beitrag von Rudi »

Und was sagt das uns heutigen Heidens: wir sind auf dem richtigen Weg wenn wir uns unserer Altvorderen (und ihres Wissens) erinnern!
In jeder Hinsicht.
Schönes WE,
Rudi
Freya und Sahsnot, helft uns den alten Glauben zu bewahren
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Markus Nicklas
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Re: Indigenous systems knowledge applied to protocols for governance and inquiry

Beitrag von Markus Nicklas »

Markus Nicklas hat geschrieben: 12.05.2023, 10:57 schaff ich nicht zu übersetzen

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/sres.2932
:)

O weia! Gel-o-gen. Ich bin dran, das zu übersetzen
*schluckt hart*
und sehe ein, das Wissenschaft, ihre Sprache ein ausgezeichneter Schutz sein kann, um sich ... vom Leib zu halten, doch was, was bitte geschieht um die Vermittlung? Ich schätze, dass es Zeit wird, erste Sondierungsgespräche mit den Naturguckerleuten zu führen *geht tänzelnd ab*, **ist auf die Sch... geflogen, wieder aufgestanden, von dannen gehumpelt**, ***wo zur H... ist die Kronäh?!***

:)
Mustela
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Re: Indigenous systems knowledge applied to protocols for governance and inquiry

Beitrag von Mustela »

Markus Nicklas hat geschrieben: 26.05.2023, 07:58
Markus Nicklas hat geschrieben: 12.05.2023, 10:57 schaff ich nicht zu übersetzen

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/sres.2932
:)

O weia! Gel-o-gen. Ich bin dran, das zu übersetzen
*schluckt hart*
und sehe ein, das Wissenschaft, ihre Sprache ein ausgezeichneter Schutz sein kann, um sich ... vom Leib zu halten, doch was, was bitte geschieht um die Vermittlung? Ich schätze, dass es Zeit wird, erste Sondierungsgespräche mit den Naturguckerleuten zu führen *geht tänzelnd ab*, **ist auf die Sch... geflogen, wieder aufgestanden, von dannen gehumpelt**, ***wo zur H... ist die Kronäh?!***

:)
Hut ab! Ich bin nicht ganz ungeübt im Englischen und habe ein paar Anläufe gebraucht um überhaupt zu kapieren worum es dort geht.
Der Artikel klingt aber echt interessant, es lohnt sich auf jeden Fall ihn auch dem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen.
Rudi
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Re: Tyson Yunkaporta, "Sandtalk"

Beitrag von Rudi »

Was das Mauswiesel sagt würde ich unterschreiben!
Wie bereits gesagt: ich kann beinahe alles übersetzen - - wenn ich, z. B. bei YT-Videos 10x anhalte, zurückspule, nochmal höre, übersetze und dann nicht wieder
in den Fluß komme...
Und was geschriebene Artikel angeht: gut daß ich mit Lexika einigermaßen versorgt bin...
Nee, es bleibt dabei: Ganz herzlichen Dank Markus! Du erleichterst nicht nur mir das Leben enorm!
Freue mich schon auf deine nächsten Veröffentlichungen.
Dankbare Grüße,
Rudi
Freya und Sahsnot, helft uns den alten Glauben zu bewahren
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IKS lab

Beitrag von Markus Nicklas »

hermetische Sprache scheinbar dient dazu, es sich identitär aufführenden Menschen zu erschweren, Gedanken aufzunehmen, auf die sie eben nicht von selbst gekommen sind, und an deren Umsetzung im Original sie scheitern müssen, weil deren Geistesverfassung auf Exklusivität basiert.

Auch dies Scheitern geschieht auf Kosten anderer.

Ich habe das Kaleidoskop in Erinnerung, wenn ich an all die Formen von Selbst-In-Beziehung denke. Und beachte bitte, dass es sich hier um nur 200 Jahre Kolonisationsgeschichte handelt, während das, was Europäer auf dem sogenannten afrikanischen Kontinent veranstaltet haben noch ein paar Jahrhunderte weiter zurück reicht und Modelle des Profits, der Ausbeutung geschaffen hat, die bis jetzt weiter wirken - mensch beachte das Alu II Video von Rune Rasmussen und seine Interpretation der Geschichte des Bierbrauens, den Übergang von Feudalismus zu mehr bürgerlichen Staatsformen, Bürger/Regenten die kapitalistische Methoden adaptierten.

Während ein anderer Teil meines Hirns nachdenkt, welche weiteren Schritte ich sprichwörtlich unternehmen will, um für mehr Durchlässigkeit zwischen Forschung und Bürgern zu sorgen, Beispielen wie Paulette Steeves, Robin Kammerer, Yunkaporta, Rasmussen usw usf auf den Fersen zu bleiben, sehne ich Regen herbei, fürchte ich Starkregen und frage mich, welche Sicherheitszone notwendig ist, damit die Häuser und Wirtschaftsgebäude hier vor einem Waldbrand sicher sind. Auf dem am Wald nächsten Gebäude ist die große neue Solaranlage.

https://www.klc.org.au/indigenous-fire- ... lBLSEBaGk4


Indigenous systems knowledge.pdf
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acht Wege

Beitrag von Markus Nicklas »

im Verlauf des Findens von Tysons Aktivitäten bin ich auf "Acht Wege" gestoßen. Dem aufmerksamen Lesemensch wird auffallen, dass es da ein Protokoll gibt. Auch deswegen habe ich mich entschlossen, ein interview, dass Tyson zum Thema gegeben hat, zu übersetzen.

https://www.8ways.online/

direkt zum Protokoll hier

https://www.8ways.online/our-protocol

unten heisst es

Kulturelle Schnittstellenprotokolle für die Auseinandersetzung mit dem Wissen der Aborigines

1. Nutzen Sie Aborigine-Prozesse, um sich mit dem Wissen der Aborigines auseinanderzusetzen.
2. Erlernen Sie das Wissen der Aborigines schrittweise und nicht auf einmal.
3. Seien Sie mit Integrität in Ihrer eigenen kulturellen Identität (nicht „Farbe“) verankert.
4. Bringen Sie Ihr höchstes Selbst zum Wissen und klären Sie Ihre Ängste und Probleme.
5. Teilen Sie Ihre eigenen Geschichten über Verbundenheit und tiefstes Wissen.
6. Sehen Sie die Form des Wissens und drücken Sie es mit Bildern und Objekten aus.
7. Bauen Sie Ihr Wissen rund um echte Beziehungen zu Aborigines auf.
8. Nutzen Sie dieses Wissen zum Wohle der Aborigine-Gemeinschaft.
9. Bringen Sie Ihr gewohntes Verständnis mit, aber seien Sie bereit, darüber hinauszugehen.
10. Respektieren Sie die Aspekte des Geistes und des Ortes, auf denen das Wissen basiert.
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Markus Nicklas
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Übersetzung, wie?!

Beitrag von Markus Nicklas »

Vielgestaltigkeit, nicht uniform, zu verhandeln, Regeln folgen, die jederzeit sich ändern können und die grundsätzliche Frage nach dem Wie, nicht dem Was :D
Transcript-Yunkaporta-8Wege.pdf
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