Misch-Ehe - christlich-heidnisch-Kinder

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Björn
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Misch-Ehe - christlich-heidnisch-Kinder

Beitrag von Björn »

Moin Moin aus Ostfriesland,

vielleicht kennt mich der ein oder andere schon, mein Name ist Björn. Ich bin/war Kapitän auf großer Fahrt für mehr als 30 Jahre. Ich bin mit einer Brasilianerin verheiratet und lebe/lebte etwa 14 Jahre in Brasilien.
Da sich Familiengründung und ein Leben auf See, bei dem ich jeweils 8 (und teilweise mehr) Monate auf See und 2-3 Monate zuhause an Land verbringe/verbrachte, nicht wirklich gut vertragen, habe ich jetzt eine Stelle an Land, in Leer angefangen, in der technischen Beratung einer Charter Firma, als sogenannter Port Captain, wo ich Stabilitätsberechnungen, Staupläne, und technische Zeichnungen anfertige für die Verladung von Schwergut. Ich betreue die Verladung dann auch teilweise selbst in den Häfen an Bord der Schiffe. So bin ich jetzt so ziemlich permanent zuhause und kann endlich eine Familie gründen.

Nun zu meinem Problem.
Meine Frau ist Christin, zumindest als solche erzogen, wobei der Glaube in Brasilien doch anders ausgelegt wird als hierzulande. Es gibt noch viele parallelen zum alten "heidnischen" Glauben. Viele Rituale, viele "Anbetungen" an die verschiedensten Heiligen, Feier-/festtage entsprechend dazu, was in meinen Augen nicht viel anders ist als verschiedene Götter zu "ehren". Auch glaubt meine Frau durchaus, daß es viele Götter gibt, doch steht Jesus bei ihr an erster Stelle, und sie hat ein bisschen Angst vor anderen, wahrscheinlich durch die Dämonisierung durch die Kirche.

Wobei ich nun endlich auch beim Thema angekommen bin.

Ich bin kein "Gegner" des Christentums, ganz im Gegenteil, ich heisse es gut Gutes zu tun, seinen nächsten zu lieben, etc. Aber das gehört meiner Meinung nach nur zur "Grundidee" des "alten" Glaubens der Christen.
Allerdings bin/war ich ein Gegner der Kirche, was sie aus dem Glauben gemacht hat, ihn zur Machtausübung ausgenutzt hat, Menschen kontrollierte und ausgenommen hat, Kriege geführt und eine weltweite Macht an sich gerissen hat.

Aber, ich das war/ist die Kirche von früher. Meine Frage nun, kann man die Kirche von heute mit ihren modernen Menschen immernoch mit der Kirche von damals vergleichen? Kann man das überhaupt generalisieren, oder muß man jede Gemeinde, jede Kirche mit seinen Menschen die dazu gehören einzelnd betrachten?

Meine Frau will unbedingt unser Kind, wenn wir eines bekommen, mit dem Segen der Götter, taufen lassen.

Nun hadere ich mit diesem Gedanken, und weiß nicht so recht was ich davon halten soll.

Vielleicht könnt ihr mir dabei helfen.

Asenheil und Wannensegen,
euer Björn
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Björn
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Re: Misch-Ehe - christlich-heidnisch-Kinder

Beitrag von Björn »

Moin nochmal,
weiss leider nicht wie ich den vorherigen Text editieren kann.
Nur zur Erklärung, "mit dem Segen der Götter" bezog sich auf das Kind welches wir gerne bekommen möchten. Nicht auf die Taufe.
Meine Frau möchte das Kind einer christlichen Taufe unterziehen lassen.
Dieser Gedanke gefällt mir ganz und garnicht. Für meine Frau ist das aber leider indiskutabel.
Jetzt würde ich gerne wissen, was ihr davon haltet, oder was ihr darüber denkt.

Danke im Vorraus.

Asenheil und Wanensegen,
euer Björn
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volker
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Re: Misch-Ehe - christlich-heidnisch-Kinder

Beitrag von volker »

Hallo Björn,
das ist meiner Meinung nach etwas, dass ihr beide ganz unter euch ausmachen müsst.
Ich persönlich habe das Privileg, dass meine Frau inzwischen auch eine heidnische Grundeinstellung hat und unsere Tochter sich von ganz alleine entschieden hat einem Heidenverein beizutreten, obwohl sie damals auf Wunsch meiner Frau auch getauft wurde. Inzwischen sind meine Frau und unsere Tochter schon lange aus der Kirche ausgetreten.
Ich hatte aber auch niemals ein Problem damit, dass zum Anfang sowohl meine Frau als auch meine Tochter noch in der Kirche waren, während ich mich schon als Heide sah.
Zu einem verträglichen Miteinander gehört wohl auch, jedenfalls in meiner Lebenseinstellung, dass jeder, also auch die engsten Familienangehörigen, ihre Religion selbst wählen und ausüben dürfen.
Und mal ehrlich, getauft oder nicht, wer später einmal eine andere Religion als das Christentum für sich entdeckt, kann doch heutzutage problemlos aus der Kirche austreten und machen was auch immer er/sie will.
(Das ist ja momentan das Grundproblem der Kirchen, dass denen gerade die getauften Mitglieder in Schaaren davon laufen und austreten, so dass die beiden großen Kirchen zusammen inzwischen in Deutschland seit 2 Jahren nicht mehr die Mehrheit der Bevölkerung stellen und in der Minderheit sind.)
Von daher würde ich mir um Taufe oder nicht, heute gar keine Gedanken mehr machen.
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Krabbe
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Re: Misch-Ehe - christlich-heidnisch-Kinder

Beitrag von Krabbe »

Hallo Björn,

ich sehe das Thema deutlich unkritischer. Meine Frau wollte auch dass unser Sohn getauft wird. Da ich der christlichen Taufe keine Bedeutung beimesse hat der Junge im Prinzip etwas Wasser abbekommen und es wurde um Schutz durch einen (Christen)Gott gebeten. Faktisch ist er damit zwar hochoffiziell und mit Urkunde (die ihrer Form wegen eigentlich die Bezeichnung Urkunde nicht verdient hat, so ein schmuckloses Stück Papier und dann hat's nicht mal für DIN A 4 gereicht...) Mitglied der Kirche, was in seinem Alter und bei seinem Verdienst (das Taschengeld liegt noch weit unterhalb der Einkommenssteuergrenze ;-) ) keine Verpflichtungen nach sich zieht.
Die Erziehung obliegt den Eltern und ich versuche ihm Kritikfähigkeit, nicht nur an sich selbst, sondern auch an der Welt um ihn herum, angedeihen zu lassen. Wenn er alt genug ist um verschiedene Religionen (nicht nur die drei monotheistischen, sondern auch möglichst viele andere) zu verstehen, ist er auch alt genug um selbst zu wählen.
Und da ein Blót auf alle Fälle spannender ist und mehr Spaß macht als ein christlicher Gottesdienst mitteleuropäischer Prägung ist der Keim schon gepflanzt. ;-)

Viele Grüße
Krabbe
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Re: Misch-Ehe - christlich-heidnisch-Kinder

Beitrag von [+] »

Björn hat geschrieben: 27.09.2023, 10:58 Nun zu meinem Problem.
Meine Frau ist Christin

Ja, puh, das ist natürlich... :twisted: Ach so, der Text geht ja noch weiter.

Ganz grundsätzlich lehne ich persönlich es ab, Menschen in eine Religionsgemeinschaft zu stecken, ohne dass sie selbst sich bewusst dazu entschieden haben. Ich lasse meinen persönlichen Glauben aus dieser Frage mal raus, weil er mit eurer Situation tatsächlich nichts zu tun hat, und gebe allgemein mal folgenden Hinweis, den hier jeder nach Herzenslust anders sehen kann, wenn's beliebt:

Ein Kind hat nichts als Ärger davon, früh getauft zu sein. Wenn es zu lange wartet, kostet der Austritt später Geld :wink: - und faktisch wird es so daran gehindert, selbst wertneutral an das Thema Religion herangeführt zu werden. Die Kindstaufe ist letztlich - das klingt härter als es gemeint ist, aber es ist sachlich erst mal richtig - eine gewaltfreie Zwangstaufe, denn dem Kind wird vorher selten eine andere Option aufgezeigt.

Deine Frage ist also meiner Meinung nach falsch gestellt: Ja, die Kirche ist immer noch ein hoffnungslos verknöchertes Konstrukt, das zu viele Menschen mit fragwürdigen Moralvorstellungen an zu hohe Positionen gehievt hat und das über meine Steuern (obwohl ich nicht mal Kirchensteuer zahle) eindeutig zu viele Verfahren außergerichtlich beilegt. Aber es wäre eine fast ebenso abscheuliche Idee, das Kind so kurz nach der Geburt ins Heidentum zu stecken. Die Religion der Eltern mag Tradition sein, aber fair ist sie nicht.

Björn hat geschrieben: 27.09.2023, 10:58 Asenheil und Wannensegen

Gruß aus der Dusche - gute Nacht.
Zuletzt geändert von [+] am 28.09.2023, 03:29, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Misch-Ehe - christlich-heidnisch-Kinder

Beitrag von [+] »

volker hat geschrieben: 27.09.2023, 19:32 wer später einmal eine andere Religion als das Christentum für sich entdeckt, kann doch heutzutage problemlos aus der Kirche austreten
Klar, wenn man es sich leisten kann und nicht blöd wohnt:
https://www.t-online.de/region/koeln/id ... ermin.html
Nur ein Narr betet erst den Leichnam an.
Rudi
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Re: Misch-Ehe - christlich-heidnisch-Kinder

Beitrag von Rudi »

Hallo Björn,
eine wirklich interessante Fragestellung, wie man an den "vielen" Antworten in so kurzer Zeit sehen kann.
Zitat von [+] "Ein Kind hat nichts als Ärger davon, früh getauft zu sein. Wenn es zu lange wartet, kostet der Austritt später Geld :wink: - und faktisch wird es so daran gehindert, selbst wertneutral an das Thema Religion herangeführt zu werden. Die Kindstaufe ist letztlich - das klingt härter als es gemeint ist, aber es ist sachlich erst mal richtig - eine gewaltfreie Zwangstaufe, denn dem Kind wird vorher selten eine andere Option aufgezeigt."
Es bleibt leider auch sachlich richtig: "die Kirche sieht die Taufe als einen unumkehrbaren Vorgang an"!
Das ist zwar "Kirchenrecht" (man sollte sagen - wen interessierts...) ist aber Fakt.
D. h. durch diese Zwangstaufe bleibt das Kind sein Leben lang Christ - egal wie es sich in Zukunft dazu stellt. Je nachdem wie sich das Kind später entscheidet kann das durchaus eine Belastung sein.
Und [+]: "Aber es wäre eine fast ebenso abscheuliche Idee, das Kind so kurz nach der Geburt ins Heidentum zu stecken." ????
Öhmm, wie macht man das??
Es gibt kein "ins Heidentum stecken" im Heidentum!
Die Eltern können/sollten dem Kind ihren Glauben vorleben, es mit allen anderen Religionen vertraut machen und dann schauen wie sich das Kind irgendwann entscheidet.
Und Björn: vllt kannst du deine Frau mal darauf aufmerksam machen, daß es durchaus christliche Gemeinschaften gibt in denen keine Kindertaufe praktiziert wird.
So als Denkansatz.
Viele Grüße von einem der grade eben vonne Küste zurückgekehrt ist!
Rudi
Freya und Sahsnot, helft uns den alten Glauben zu bewahren
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Markus Nicklas
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Re: Misch-Ehe - christlich-heidnisch-Kinder

Beitrag von Markus Nicklas »

Björn hat geschrieben: 27.09.2023, 10:58 Moin Moin aus Ostfriesland,

Asenheil und Wannensegen,
euer Björn
Hallo Björn!

Danke sehr für Deinen Bericht. Ich finde mich angerührt durch Deine Worte. Deine Frau und Du - möge Eure Beziehung "aus zwei Welten" (was menschliches Zusammenleben immer ist, nicht wahr?) auf allen Ebenen Reibung und Wärme erzeugen, denn ...

was hältst Du von diesem Gedanken?

... wer zwischen Euch einzieht, Mensch weiß warum ihn das anzieht. Und warum soll so eine Annahme nicht auch Absicht für Gebete um genau so ein selbstbewusstes Wesen sein? Dann seid ihr beiden, Deine Frau und Du, lediglich Empfänger für eine Person, deren Wunsch es ist, Frucht dieser Begegnung zu sein.

Zudem - ich habe zum Glück keine Kinder, und jetzt halte ich mich für zu alt, um noch welche in die Welt zu setzen - frage ich mich des öfteren, weshalb für Kinder "mein" benutzt wird. Wäre eine andere Haltung nicht fruchtbarer? Und, ja, wenn ich mich so beobachte bei den Gelegenheiten, in denen ich junge Leute betreue, was in einer Kommune mit v i e l e n Kindern vorkommt, dann fühle ich mich oft mit den "Erziehungsmustern" konfrontiert, die meine Eltern zeittypisch angewandt haben, Heilands Hödele!

Viel Glück beim Erkennen, Heben, Feiern und Anwenden der interkulturellen Schätze Eurer Liebschaft!

Möget Ihr Eure Hingabe aneinander genießen! Möge Euer Streit ausnahmslos von gegenseitigem Respekt erfüllt sein! Mögen Eure Versöhnungen herzhaft und strahlen sein. Möge all dies geschehen ohne irgendwessen Schaden.

Und, ja, Euer Wachsen und Gedeihen kann durchaus ein Beispiel für interkulturelles Gelingen sein.

Wohlsein, Markus
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Björn
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Re: Misch-Ehe - christlich-heidnisch-Kinder

Beitrag von Björn »

Moin Moin alle zusammen,

erstmal vielen Dank für die vielen Antworten in so kurzer Zeit. Hatte ich ehrlich gesagt nicht mit gerechnet.

Jetzt muss ich das erstmal alles verarbeiten.

@ Markus - ich sehe es auch so, ein Kinde ist ein Geschenk der Götter das wir empfangen.

Ein Baby mag schon ein Selbstbewusstsein haben, aber es kann seine Wünsche leider noch nicht in Worte fassen. Mal ganz abgesehen von der fehlenden Erfahrung um Entscheidungen treffen zu können.

Vielleicht sollte man es wirklich nicht so verbissen sehen, "..ein bisschen Wasser über den Kopf und einen Gott um Schutz bitten....."
Aber ich mag den Gedanken nicht, und ich will es auch nicht unterstützen, ein Kind, ohne ihm eine Wahl zu lassen, zu taufen. Es ist immernoch ein "Zwang".
Ich meine, jeder ist irgendwie "gezwungen" zu irgendwas, sei es um sich bei der Gemeinde anzumelden, einen Pass beantragen, steuern zahlen, alles schön und gut, da hat man auch nicht gerade eine Wahl.
Aber all das kann ich auf meinen Wunsch hin ändern, ich kann auswandern, eine andere Staatsangehörigkeit annehmen, sogar Namensänderungen sind bis zu einem gewissen Grad möglich. Aber aus der Kirche austreten ist leider nicht so einfach. Man kann bei der Gemeinde "aus der Kirche austreten" damit man keine Steuern zahlen muss, soweit ich weiß. Aber die "Registrierung" in der Kirche selbst, ist "unumkehrbar", also auf Lebzeit, ausser man wird "exkommuniziert". Aber dazu muß man schon etwas wirklich abschäuliches tun bis es dazu kommt......

Auch wenn die Kirche vielleicht ihre Macht von einst verloren hat, ich kann diese "Praxis" der Zwangstaufe nicht gut heissen.
Vor allem hat sie auch nichts mit dem eigentlichen Christentum zu tun. Soweit ich weiss wurden nur Erwachsene getauft. Man sollte sich doch frei dazu bekennen können. Bin mir auch nicht wirklich sicher ab wann diese Praxis auftrat.

Aber nur aus einem "Brauch" heraus, nur weil alle es tun, muss ich das doch nicht automatisch auch tun.....

Auf der anderen Seite ist es natürlich viel wichtiger dem Kind Liebe und Aufmerksamkeit zu schenken, ihm vorzuleben zu was man steht, eine gute Ausbildung und eine Grundlage im Leben zu schaffen.
Ist es da wirklich wichtig, ob es in der Kirche "registriert" ist oder nicht.
Kann es vielleicht sogar hinderlich sein, nicht registriert zu sein? Es gibt Berufe bei denen das Vorraussetzung sein kann.
Ist das immernoch so?
Würde ich dem Kind eventuell sogar das Leben erschweren, wenn es nicht getauft ist, weil unsere "prüde-konservative" Gesellschaft es dann ausstoßen würde, es als Aussenseiter behandeln und ihm "gleiche Chancen" verwehren würde?

Oder sehe ich das ganze Thema doch zu engstirnig, weil ich die Geschichte der Kirche und was sie getan hat, für was sie steht, einfach nicht gutheissen kann?
Ist es Zeit zu "vergeben"?
Bin ich nicht mehr in der Lage zu vergeben, weil es ein Attribut der Christen ist? Ist die "Rache" nicht ein "Teufelskreis"?

Vielleicht bin ich auch einfach zu verbissen.

Beste Grüße,
Björn
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Re: Misch-Ehe - christlich-heidnisch-Kinder

Beitrag von [+] »

Björn hat geschrieben: 28.09.2023, 11:05 Vor allem hat sie auch nichts mit dem eigentlichen Christentum zu tun. Soweit ich weiss wurden nur Erwachsene getauft. Man sollte sich doch frei dazu bekennen können. Bin mir auch nicht wirklich sicher ab wann diese Praxis auftrat.

Ab dem Jahr 418.
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Re: Misch-Ehe - christlich-heidnisch-Kinder

Beitrag von volker »

[+] hat geschrieben: 28.09.2023, 03:29
volker hat geschrieben: 27.09.2023, 19:32 wer später einmal eine andere Religion als das Christentum für sich entdeckt, kann doch heutzutage problemlos aus der Kirche austreten
Klar, wenn man es sich leisten kann und nicht blöd wohnt:
https://www.t-online.de/region/koeln/id ... ermin.html
Einige Hunderttausend Menschen jährlich zeigen eigentlich ganz gut, dass es sich fast jeder wohl leisten kann, aus der Kirche auszutreten. Was kostet das jetzt? 20,- Euro, 30,- Euro oder etwas mehr? Ist wohl eher weniger als ein einziger Monatsbeitrag an Kirchensteuer für einen Durchschnittsverdiener!
Und 2 oder gar 3 Monate Wartezeit auf einen Termin?
Damit würdest du bei der Beantragung von Ausweis, Pass oder einer Fahrzeugummeldung in Berlin glatt ganz weit vorne in der Warteschlange sein, dass ist doch in einigen Gegenden bei allen Amtsgeschäften schon lange eher die Regel.
Wessen Kirchenaustritt daran scheitern würde, hätte ganz sicher andere Probleme, als unbedingt aus der Kirche austreten zu wollen.
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Krabbe
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Re: Misch-Ehe - christlich-heidnisch-Kinder

Beitrag von Krabbe »

Hallo,

in der christlichen Taufe sehe ich erstmal keine Zwangshandlung. Es ist ein Vorgang, über den die Schutzbefohlenen des Kindes mangels eigener Erfahrungen (des Kindes) bestimmen. Und ich möchte doch dem Großteil der Eltern unterstellen, dass sie für ihren Nachwuchs nur das wollen was sie selbst für das Beste halten. Die Aufnahme in eine Glaubensgemeinschaft, mit der Bitte um Schutz durch die entsprechenden Götter stellt für mich daher erstmal nichts negatives dar.
Wenn eine Glaubensgemeinschaft diese Aufnahme als unumkehrbar propagiert mag diese Gemeinschaft das so sehen, aber wie wir selbst nicht müde werden zu betonen hat niemand die alleinige Wahrheit gepachtet, sprich: Ich sehe das anders und kein auf mich anwendbares Gesetz untersagt mir das anders zu sehen (was auch ein ziemlich erfolgloses Gesetz wäre...).
Wenn also die Eltern, oder auch nur ein Elternteil sich mit der Taufe des Kindes besser fühlt empfinde ich die bürokratischen Hürden (so unrecht sie de facto auch sein mögen!) in ihrer derzeitigen Form als vernachlässigbar klein.

Viele Grüße
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Re: Misch-Ehe - christlich-heidnisch-Kinder

Beitrag von [+] »

Krabbe hat geschrieben: 05.10.2023, 11:37 Es ist ein Vorgang, über den die Schutzbefohlenen des Kindes mangels eigener Erfahrungen (des Kindes) bestimmen.
Und warum kann das nicht warten, bis das Kind selbst weiß, welche Götter ihm wohlgesonnen sind?
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Re: Misch-Ehe - christlich-heidnisch-Kinder

Beitrag von Nestadren »

Ich geb dann nun auch mal meinen Senf dazu :D

Ich lebe in einer "Misch-Ehe". Mein Mann ist Christ und ich Heide. Unsere Feste feiern wir, teils mit einem Mischmasch aus beiden Glaubensrichtungen. So schwierig ist das garnicht, man findet eigentlich immer ne Lösung. Und manchmal ists auch echt zum schmunzeln. Eine kleine Anekdote dazu: Mein Schwiegervater war im Frühjahr verstorben und an Weihnachten saß meine Erz-katholische Schwiegermutter alleine zuhause. Das war natürlich nicht schön und ich habe beschlossen, das sie ab sofort mit uns feiert. Habe sie aber auch vorgewarnt, das da auch Heidnisches bei unserem Fest sein wird. Schließlich lehnt sie alles Heidnische ab. Als ich ihr dann von unserem Ahnenstuhl und Gedeck am Tisch erzählte, hieß es von ihr, das haben sie früher, als sie Kind war auch immer gemacht. Da musste ich schon etwas lachen, gerade weil sie immer so auf ihren Katholizismus besteht. Es war aber letztendlich kein Problem und seither feiern wir alle zusammen ein schönes weihnachtliches Jul oder heidnisches Weihnachten, wie man will ;).

Wir haben 2 Söhne, die beide nicht getauft sind. Einfach, weil sie es später selbst entscheiden können sollen, welchem Glauben sie angehören möchten. Das war anfangs schwierig für meinen Mann zu akzeptieren, aber meine Argumente waren dann wohl doch überzeugend.

Ich selbst wurde mal getauft weil man das halt so macht. Für mich ist das absolut nicht wichtig, alle weiteren kirchlichen Handlungen habe ich dann nicht mehr mit gemacht, ich war schon ziemlich früh heidnisch unterwegs. Als ich das Alter hatte, um selbstbestimmt aus der Kirche auszutreten habe ich das auch sofort gemacht. Allerdings hat mich mein Beruf dann doch wieder mit der Kirche in Verbindung gebracht. Viele Jahre habe ich bei denen gearbeitet und immer wenn ich eine "neutrale" Anstellung gefunden hatte........nix wie raus aus der Kirche. So hab ich mehrfach bei den evangelischen und katholischen "gekündigt". Stand jetzt ist, ich gehöre keiner christlichen Kirche an und keine wird mich jemals wieder aufnehmen. Das hab ich beim letzten Austritt prophezeit bekommen. Na, ich hoffe mal das das auch so bleibt :D.

Ich muss auch sagen, so an sich hab ich mit dem christlichen nicht so arge Probleme. Es ist absolut nicht meins, aber ich kanns akzeptieren, das andere das eben anders sehen. So lange die mich nicht bekehren wollen, kommen wir gut klar. Allerdings bin ich, sicher auch geprägt durch meine berufliche Tätigkeit bei den Kirchen, mit dem Bodenpersonal des Christengotts ganz oft so ganz und garnicht einverstanden. Aber das trenne ich tatsächlich vom Glauben an sich.

Kurz und knapp: die "Misch-Ehe" funktioniert, oft sogar recht gut. Man muss aber viel miteinander reden und auf beiden Seiten sind Kompromisse notwendig. Aber ist das nicht in allen Bereichen so?
Hälsningar - Viele Grüße, Nessie

"Du vet inte vart du är på väg förrän du vet var du kommer ifrån" - Gustaf Lewenhaupt, år 2000
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Krabbe
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Re: Misch-Ehe - christlich-heidnisch-Kinder

Beitrag von Krabbe »

[+] hat geschrieben: 05.10.2023, 13:23
Krabbe hat geschrieben: 05.10.2023, 11:37 Es ist ein Vorgang, über den die Schutzbefohlenen des Kindes mangels eigener Erfahrungen (des Kindes) bestimmen.
Und warum kann das nicht warten, bis das Kind selbst weiß, welche Götter ihm wohlgesonnen sind?
Die Frage ist nicht ganz unberechtigt allerdings sehe ich auch, dass einem Kind bis dahin viel widerfahren kann und die Elternteile i. d. R. wollen, dass ihr Kind schon bis zu diesem Punkt "göttlichen Schutz" (ein passenderer Terminus fällt mir auf die Schnelle nicht ein) genießt. Meine Kinder sind auch noch zu jung um diese Entscheidung selbst zu treffen, trotzdem bleiben sie meinerseits auf den wenigsten Blóts unerwähnt. ;-)

Ich denke es ist in der Diskussion sinnvoll zwischen dem Glauben an sich und der Zugehörigkeit zu einer Organisation zu trennen. Der monotheistische Glaube juckt mich nicht im Geringsten (in jeglicher Hinsicht), die Organisation die in diesem Fall dahinter steht ist in unseren Kreisen wohl eher selten gut gelitten.
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