diese folgenden Worte stammen von der "Tamang Shaman-Bonpo Society, Nepal." Sie vermitteln mir kulturelle Identität, die für die Tamang lange Zeit nicht sicher gewesen ist. Was fällt Dir dazu ein? Nee, ich sehe keine Person, der ich solche eine Last aufbürden wollte. Ich frage mich eher, wie es gelingen kann so etwas Schritt für Schritt wieder zu entwickeln. Der Dschungel Svonni aus Finnland, Same, der, um seine kulturelle Identität zu bestärken, an den Amazonas gereist ist und bei einem dort "geisterhaft Wirkenden in die Lehre gegangen ist" kommt mir in den Sinn.
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Der Bombo in der Tamang-Gesellschaft
In der Tamang-Gesellschaft nimmt der Bombo einen besonderen und unverzichtbaren Platz ein. Zu den vielen Rollen, die ein Bombo übernimmt, gehören bekanntermaßen spirituelle Heilung sowie die Anwendung von Ritualen und Mantras (Tantra-Mantra); diese sind jedoch nur ein Teil eines viel größeren Repertoires. Lassen Sie mich klarstellen: Ich behaupte nicht, dass jede Handlung eines Bombo fehlerlos oder völlig gerechtfertigt ist. Leider gibt es in unserer Gemeinschaft Menschen, die zwar behaupten, kenntnisreiche Bombos zu sein, die Tradition jedoch für ihren persönlichen Vorteil missbrauchen – indem sie Menschen täuschen, den Glauben ausnutzen und unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Opfergaben wie Hähne und rituelle Gaben (Bheti) sammeln. Solche Handlungen sind eindeutig falsch, unethisch und kriminell. Spirituell gesehen sind sie sündig; sozial gesehen sind sie ein Schandfleck für unser Erbe. Ich möchte jedoch nicht über diese Personen sprechen.
Vielmehr möchte ich einige Punkte darlegen, die den tieferen Wert der Bombo-Tradition in der Tamang-Kultur hervorheben:
1. Bewahrer der Ursprünge und des Ahnengedächtnisses
In den heiligen Erzählungen (Sherhap/Kherhap), die von den Bombos rezitiert werden, finden wir tiefgründige Erklärungen über unsere Ursprünge - die Entstehung des Tamang-Volkes, unsere alte Zivilisation, Abstammungslinien, Ahnentraditionen und kosmologische Berichte, die über Generationen weitergegeben werden.
2. Bewahrer der Holz- und Metallkunst
Die komplizierten Schnitzereien auf heiligen Holz- und Metallgegenständen wie Nghyu und rituellen Dolchen (Phurpa/Thurmi) stellen ein verschwindendes, aber lebendiges Erbe tamangischer Handwerkskunst und Ikonographie dar und verkörpern unsere tiefen künstlerischen Traditionen.
3. Mündliche Archive der Zivilisationsgeschichte
Diese mündlichen Texte spiegeln den historischen Lebensstil, die Ernährungsgewohnheiten, die Architektur und das soziokulturelle Umfeld der Tamang-Gesellschaft über Jahrhunderte hinweg wider und dienen somit als informelle ethnografische Aufzeichnungen.
4. Praktizierende der ganzheitlichen indigenen Medizin
Neben spirituellen Ritualen wenden die traditionellen Bombos auch verschiedene Formen der Heilung an, die auf einem Verständnis der Krankheit, des Alters, des Geschlechts, des geistigen und körperlichen Zustands des Patienten beruhen. Durch die Verwendung von Mineralien, Erde, Insekten und Heilkräutern stimmen ihre Heilmethoden in vielerlei Hinsicht mit den in wissenschaftlichen Heilsystemen anerkannten Prinzipien überein.
5. Meister der Pulsdiagnose und der intuitiven Heilkunde
Tamang Bombos verfügen über umfassende Erfahrung in Naadi Vigyan (Pulsdiagnose), die es den Experten ermöglicht, nicht nur Krankheiten zu erkennen, sondern auch Prognosen zu stellen. Diese intuitive Diagnosemethode findet in der modernen integrativen Medizin zunehmend Anerkennung.
6. Sprecher einer gefährdeten Ritualsprache
Die Sprache, die in den Bombo-Ritualen verwendet wird, ist weder ganz modernes Tamang noch Sherpa oder Hyolmo - es ist Zhang-Zhung, eine alte Sprache, die einst in den westlichen Regionen des heutigen Tibet gesprochen wurde. Nach der tibetischen Eroberung im 7. und 8. Jahrhundert verschwand diese Sprache aus dem öffentlichen Sprachgebrauch und überlebt heute nur noch in diesen heiligen Traditionen. Die Bewahrung dieser Sprache ist somit ein Akt der Spracharchäologie und der kulturellen Resilienz.
7. Hüter der heiligen Mythologie und des literarischen Erbes
Das Sherhap/Kherhap enthält unzählige Mythen: die Erschaffung von Göttern und Menschen, göttliche Vereinigungen und Trennungen, Geschichten über Gottheiten (Jyohos und Jyomos), Nagas, Yakshas, Kinnaras und Gandharvas sowie kosmologische Erzählungen über Vishwakarma und den Ursprung heiliger Quellen (Kund). In dieser Hinsicht dienen die Tamang Bombos als Beschützer der alten mündlichen Literatur, der Mythologie und der spirituellen Geschichte.
8. Kosmologische Theorien parallel zur modernen Wissenschaft
Die Ursprungstheorien des Universums - wie Kants Nebulartheorie (1755), Chamberlins Planetesimaltheorie (1905), Jeans und Jeffreys' Gezeitenhypothese (1919), Lemaitres Urknalltheorie (1931) und Schmidts Hypothese des interstellaren Staubs (1943) - finden in der Kosmologie der Tamang Bombo eine auffallende Resonanz. Ihre mündlichen Überlieferungen enthalten einzigartige Vorstellungen über die Entstehung des Universums, der Elemente, des Lebens und der Materie, die sich eng mit Schmidts Hypothese decken. Ich bezeichne dies als die Bombo-Hypothese - ein unerforschtes epistemologisches Paradigma, das es wert ist, wissenschaftlich untersucht zu werden.
9. Eine Fusion aus Ritual, Musik und Tanz
Das Sherhap/Kherhap der Bombos wird durch Rhythmus, Melodie und Bewegung ausgeführt. Der Schlag der Dhyangro-Trommel variiert je nach rituellem Kontext - ob bei der Heilung von Kranken, der Durchführung von Ahnenriten, der Trauer um die Toten (Thisol) oder bei Zeremonien wie Chekuyangu. Jedes Ritual hat seinen eigenen Rhythmus und seine eigene Liedstruktur, ähnlich wie komplexe musikalische Kompositionen. Die Erhaltung dieser einzigartigen Formen von Musik, Sprache und Tanz ist nicht nur aus kulturellen Gründen wichtig, sondern auch für die Musikwissenschaft und Anthropologie.
10. Ahnenverehrung und die Ethik des Erinnerns
Tamang Bombos pflegen ein detailliertes genealogisches Gedächtnis (Mhemedang) und rufen bei jeder rituellen Handlung die Namen der Vorfahren an. Sie bringen Weihrauch und heiligen Reis (Syukpa und Akshata) mit gesenktem Kopf dar und bitten um Vergebung für Fehler und Segen für den Erfolg. In einer Welt, in der die Toten zunehmend in Vergessenheit geraten, halten die Bombos die Flamme der Ahnen am Leben und verehren die Vorfahren (Hrikchen/Rinjen) manchmal sogar als göttlich. Ein Bombo gilt erst dann als vollständig, wenn er diesen Ahnensegen (Hrikchen Chharsi/Nasalshi) erhalten hat. Auf diese Weise lehrt die Tradition Ehrfurcht, Erinnerung und Verwurzelung.
Liebe Freunde, wir Tamangs wurden lange Zeit an den Rand gedrängt, unterdrückt und systematisch ausgelöscht - vor der Ära von Bhim Shamsher wurde uns sogar das Recht verweigert, uns als Tamang zu identifizieren. Stattdessen wurden wir gezwungen, uns als Bhotya, Sain, Murmi oder Ishang registrieren zu lassen. Der Muluki Ain von Jung Bahadur Rana aus dem Jahr 1910 bezeichnete uns als „minderwertige Alkoholtrinker“ (masinya matwali), auf die die härtesten Strafen, einschließlich der Todesstrafe, standen. In einem solchen Kontext ist es kein Wunder, dass ein Großteil unserer Sprache, Religion, Literatur und unseres kulturellen Wissens nicht in schriftlicher Form erhalten blieb, sondern mündlich weitergegeben wurde. Und die Bombos, so behaupte ich, haben eine entscheidende Rolle dabei gespielt, dieses Erbe am Leben zu erhalten.
Abschließend möchte ich sagen, dass die Modernität nicht auf Kosten unserer Identität gehen darf. Wer wir heute sind, ist das Ergebnis dessen, was wir gestern waren. Deshalb sieht die Verfassung von Nepal (2015) in Teil 3, Artikel 26 und 32, rechtliche Garantien für die Erhaltung des religiösen und kulturellen Erbes vor.
Ich plädiere nicht für blinden Glauben, und ich behaupte auch nicht, dass man seine Bildung aufgeben muss, um ein Bombo zu werden. Vielmehr sollten wir gebildet, zivilisiert und modern sein, ohne unsere Wurzeln zu verlieren. Lasst uns den Kopf hochhalten, den Horizont erreichen, die Hände nach oben strecken - aber mit den Füßen fest auf dem Boden bleiben. Wir sollten andere nicht blind imitieren oder uns mit fremden Federn schmücken, um „zivilisiert“ zu werden. Wenn wir lernen, zu suchen und zu sehen, werden wir in unserem eigenen Glauben und unserer eigenen Kultur einen riesigen Ozean an Weisheit entdecken. Was fehlt uns, was andere besitzen?
Die Mängel liegen nicht in unserer alten Tradition, sondern in unserer Denkweise - wie wir denken, wahrnehmen und wie wir Minderwertigkeitskomplexe verinnerlicht haben. Das eigentliche Problem ist die Tendenz, eine goldene Schale zu tragen, wenn wir im Haus eines anderen betteln.
Der Bombo in der Tamang-Gesellschaft
- Markus Nicklas
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