Waren die bei Tacitus erwähnten "germanischen" Seherinnen Aurinia (fälschlich Albruna) und Veleda gar keine Germaninnen oder trugen Sie aus Statusgründen keltische Namen?
"Es hat sich gezeigt, daß die Namen der bei Tacitus, 'Germania' c. 8,2 genannten Seherinnen Aurinia (so die korrekte Namensform) und Veleda nicht aus dem Germanischen zu erklären sind. Der Personenname Aurinia besteht aus einem Erstglied Aur-, das in mehreren Personennamen vorkommt und mit lat. aurum 'Gold' gleichzusetzen ist, während -inia ein gallisches, Personennamen bildendes Suffix darstellt. Veleda dagegen ist wahrscheinlich ein rein keltischer Name, der genau mit a[lt]ir[isch] fili- 'Dichter' (< 'Seher') übereinstimmt, dessen problematisches -d- ist dabei entweder lautlich aus dem Germanischen infolge einer Lenisierung bedingt durch die Akzentposition oder rein graphisch aus dem Lateinischen zu erklären.
Was die Namenträgerinnen angeht, so ist festzuhalten, daß nach Ausweis dieser beider Namen, in älterer Zeit in der Germania Frauen mit keltischen Namen bei germanischen Stämmen als Seherinnen wirkten."
Roland Schuhmann, Aurinia und Veleda - zwei germanische Seherinnen? In: Beiträge zur Namenforschung Band 34 Heft 2 (1999), S.131-143
Wieder einmal so eine merkwürdigen Tacitus-Behauptung . . .
Gruß
Blumenfee
Keltische Namen oder Keltinnen?
Re: Keltische Namen oder Keltinnen?
So aus dem Stegreif:
Ich erinnere mich gelesen zu haben, dass bei der Oberschicht einiger germanischer Stämme keltische Namen sehr in Mode waren. Und zumindest bei uns gab es ursprünglich erst keltische Stämme und später dann germanische, die sich auch noch miteinander vermischt haben. Möglicherweise könnte eines der beiden ja eine Begründung für dein Namensproblem sein.
Ich erinnere mich gelesen zu haben, dass bei der Oberschicht einiger germanischer Stämme keltische Namen sehr in Mode waren. Und zumindest bei uns gab es ursprünglich erst keltische Stämme und später dann germanische, die sich auch noch miteinander vermischt haben. Möglicherweise könnte eines der beiden ja eine Begründung für dein Namensproblem sein.
Re: Keltische Namen oder Keltinnen?
Wieso personalisierst du? Das ist nicht "mein" Namensproblem. Das ist eine wissenschaftliche Fachfrage, zu der ich hier eine Quelle gepostet habe.
Re: Keltische Namen oder Keltinnen?
Dann habe ich das wohl missverständlich ausgedrückt. Gemeint ist 'die Frage, die du zur Debatte in den Raum gestellt hast'.
- volker
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Re: Keltische Namen oder Keltinnen?
Der Heerführer der in Gallien eingefallenen Suebenstämme hieß wohl Ariovist, auch ein eher keltisch anmutender Name. Ich vermute die Trennung von Kelten und Germanen war nicht so sehr scharf wie manche dies früher angenommen haben, zumindest modisch und kulturell nicht. Wenn ich mich in meiner Umgebung so umsehe fallen mir heutzutage viele Kevins, Rikos, Reikos, Florians usw. auf, auch keine einheimischen Namen, aber ganz sicher sind deren Träger hier einheimisch. Wieso sollte das in früheren Zeiten anders gewesen sein.