Ich komme aus der Schweiz und interessiere mich schon länger für Asatru, Germanisches Heidentum, Nordische Mythologie.
Grundsätzlich würde ich mich als areligiös beschreiben, als Atheist. Ursprünglich katholisch aufgewachsen, habe ich in meiner Jungend schon viele "Dogmen" hinterfragt. Irgendwann begann ich mich mit dem Islam zu beschäftigen. Nicht weil ich ihn toll fand, ich wollte nach vielen Terroranschlägen wissen, warum die einen Moslems im Namen ihrer Religion töten und andere Moslems sagen "Islam bedeutet Frieden".
Nun ja, ich muss sagen, dieser Exkurs hat mich sehr "aufgeklärt" und neben dem Islam kann ich auch das Christentum praktisch überhaupt nicht mehr für voll nehmen. Jedenfalls die übernatürlichen Komponenten.
Ich sehe aber trotzdem auch positive Aspekte in diesen monotheistischen Religionen, wie z.B. das Gemeinschaftsgefühl, gewisse Bräuche etc.
Was mich auch jahrelang fasziniert hat, ist der Buddhismus, eine Religion die für mich sehr "logisch" ist und vernünftig. Gibt vermutlich je nach Strömung sicher auch einige merkwürdige Komponenten, aber im grossen und ganzen, als Lebens-Philosophie sicher auch für westliche Menschen sehr praktikabel. Persönlich habe ich mich dann aber doch zu wenig damit auseinandergesetzt um zu sagen, ich seie ein Buddhist, respektive um das zu sagen, müsste ich mich von mir aus mehr damit beschäftigen und mich mehr damit identifizieren.
Bezüglich Asatru ist es für mich schwierig, zu formuliern, wie ich dazu stehen, neben der reinen Faszination und einfachem Interesse. Ich habe das Buch "Asatru - Rückkehr der Götter" (Kveldúlf Hagen Gundarsson) gelesen, und z.B. "Die Edda - Die germanischen Göttersagen" von Walter Hansen und mich ansonsten einfach via Wikipedia und einigen sonstigen Webseiten/Foren damit beschäftigt.
Es ist ja grundsätzlich sicher die Religion eines Teiles meiner Vorfahren (mein Vater kommt ursprünglich aus Südpreussen) und soweit ich erfahren habe, damals gesellschaftlich aufgewachsen sehr im Stile von "Die Heiden von Kummerow". Es ist für mich eine Religion, die sich einmal einfach sehr "natürlich" anfühlt, damit meine ich nicht die Natur draussen, sondern die menschliche Natur. Klar, so etwas wie die Bibel oder den Koran, gibt es in Asatru nicht (vermutlich zum Glück), daher gibt es wohl auch keine merkwürdigen Dogmen sondern eher lebensnahe Empfehlungen (z.B. "die neuen Edlen Tugenden").
Auch hier würde ich halt auch noch nicht den Schritt gehen und sagen ich sei ein Heide/Asentreu oder wie man das auch immer nennen möchte

Ich habe mit zweiterem einfach Mühe, da z.B. ja mehr oder weniger bekannt ist, aus welchen Ur-Religionen sich Asatru entwickelt hat und wie z.B. die Wanen dazukamen. Oder um es vielleicht besser zu beschreiben. Ursprünglich gab es z.B. "Hel" nicht. Mit dem Aufkommen vom Christentum, wurde nun auch "Hel" nach und nach eingeführt. Oder nehmen wir Freya und Frigg, zwei eigenständige Göttinen. Aber (ich glaube es wird auch in "Die Rückkehr der Götter" erwähnt), nimmt man (die Wissenschaft), dass es ursprünglich eine Gottheit war, die im Laufe der Zeit aufgesplittet wurde in zwei Gottheiten.
Ihr seht nun vielleicht, wo ich als Mensch, der nicht wirklich an übernatürliches glaubt, ein Problem damit hätte, Asatru zu leben als wären die Götter Individuen. Und wenn ich das nicht mache (an die Götter als Individuen "glaube"), habe ich für mich noch keinen Weg gefunden, Asatru mehr in meinen Alltag zu integrieren - da ich mir selbst vorkommen würde wie ein Heuchler.
Weiss auch nicht wie z.B. Kveldúlf Hagen Gundarsson das macht. Soweit ich es verstanden habe, bezeichnet er sich ja als Heide, aber vom Lesen seines Buches her, würde ich jetzt annehmen, dass er eine ähnliche Sichtweise auf die heidnischen Götter hat wie ich.
Vielleicht fragt ihr euch, warum ich das schreibe und auch auf die anderen Religionen eingehe? Grundsätzlich, nach dem Wegfall meiner alten Religion (Christentum), fände ich es schön, einer Lebensphilosophie zu folgen. Naja, nicht wie ein Fanatiker, aber das gewisse etwas einer Religion hat ja schon seinen Reiz, ich glaube der Mensch braucht einfach gewisse Leitplanken, etwas zum festhalten und vermutlich auch die dazugehörende Gemeinschaft.
Vielleicht kann mir ja einer von euch helfen, gewisse für mich existierende Widersprüche aufzulösen.
Gruss
Shihan